Bremskolben "verlängern" soll gegen Verklemmen helfen?

  • Hallo zusammen,

    hatte letztes Jahr auf der Renne mit der SC59 (Original Bremsscheibe, original Bremssattel und -kolben, Ferodo Sinterbeläge (je Seite ca. 75% am einen und etwas mehr als 50% auf dem anderen Belag) thermische Probleme durch klemmende Bremskolben und dadurch einen Totalausfall der Vorderradbremse mit Kiesbesuch. Die klemmenden Bremsbeläge waren auch beim Schieben und im Stand deutlich zu bemerken - Vorderrad war fast nicht mehr drehbar, auch nach Abkühlung. Gemessene Temepratur an der BRemsscheibe nach dem Turn ca. 240°C (im Vergleich beim Kollegen ca. 120°).
    Ist nix passiert ausser Orangenhautbefall am Bugspoiler.
    Reinigen der Kolben mit Spüli und Zahnbürste brachte keine Besserung, weshalb die Bremsen jetzt komplett vom Fachmann revidiert wurden, es kommt neue Bremsflüssigkeit rein und die Bremspumpe war auch bei der Revision - das ist also alles auf gutem Weg.

    Das als Vorgeschichte, jetzt das Thema:
    Nun sagte mir der Honda-Mechaniker, der selbst auch auf der Rennstrecke fuhr folgendes:
    "Ich hatte das Problem auch, das kommt davon, wenn die Kolben etwas zu weit rausgehen, dann klemmen sie gerne. Ich habe das bei mir durch selbstgedrehte Kolben gelöst, die 2 mm länger sind, zudem eine dickere Brembo-Bremsscheibe verbaut. Danach trat das Problem nicht mehr auf..."
    "...evtl. kannst du ja ein Blech 2 mm 'Blech' unter die Beläge legen, z.B. ein auf 2 mm abgedrehtes Bremsbelags-Blech mit entsprechender Führung. Das könnte das Problem auch lösen".

    Hatte ich noch nie gehört, klingt völlig abenteuerlich aber nicht völlig unlogisch.

    Eure Meinungen dazu?

    Einmal editiert, zuletzt von CBR-k-Timmi (15. März 2017 um 08:07)

  • Hattest du diese Bleche hinter den Belägen? Vll bringen die schon genau die 2mm...

    Ich hatte sie nicht dahinter (da ich sie ja noch nicht hatte, sondern sie jetzt er machen sollte), aber die Idee ist genau das:

    Kolben - Zwischenblech 2 mm - Bremsbelag-----> Scheibe <-------Bremsbelag - Zwischenbelag 2 mm - Kolben

    Allerdings habe ich bei einer ersten Recherche (wie bekomme ich solche 2 mm Bleche überhaupt) etwas Bedenken der Metallbauer erhalten:

    • Das "Abnehmen" von Material an gebrauchten Bremsbelägen führt wahrscheinlich zum Verziehen der Metallbleche. Sie wäre dann nicht mehr plan => nicht mehr brauchbar
    • Das Fertigen aus lasergeschnittenen Metallblechen ist nicht sehr teuer pro Stück, (um die 10 €) hat aber zwei "Fallen":

      • Einmalkosten: Das einmalige Aufnehmen der Form kostet (wenn man es nicht selber kann) ca. 250-300€
      • Materialfrage: Das Stahlblech sollte sich auch bei Erwärmung nicht verziehen - Formschluss ist Voraussetzung


    Daher sehe ich da auch bei der Umsetzung (auf rein theoretischer Ebene) bereits einige Hürden, die ich nicht ohne eine Zweitmeinung in Angriff nehmen möchte...Vielleicht ist hier ja jemand "sehender" als ich...

  • ..Vielleicht ist hier ja jemand "sehender" als ich...

    Ja... die Herren Tokico, Brembo oder Nissin. Spätestens wenn die Herren Honda, Yamaha und Suzuki/Kawasaki denen auf die Sprünge geholfen haben.

    Aber klar, "der Honda-Mechaniker, der selbst auch Rennen fuhr" weiß das natürlich besser.

    So und nun mal im Ernst, glaubst du, dass all die Ingenieure die Bremszangen konstruieren bekloppt sind oder die Kaufleute 2mm längere Bremskolben für wettbewerbsschädigend zu teuer erklären?
    Oder dass es gesetzliche Auflagen a la Abgas/Geräusch gibt die eine perfekte Funktion der Bremszangen verbietet?

    Gemessene Temepratur an der BRemsscheibe nach dem Turn ca. 240°C (im Vergleich beim Kollegen ca. 120°).

    Hatte besagter Kollege "verbesserte'" Kolben verbaut oder war dessen Bremsanlage im Gegensatz zu deiner nicht vielleicht einfach nur im einwandfreien (werksmässigen) Zustand ?

    Eines Tages glaubte ein Koyote entdeckt zu haben, dass er nur lange genug heulen müsse um den Vollmond zu besiegen.... (keine alte Indianerweisheit sondern eher eine Erkenntniss des internet-Zeitalters)


  • Ich hatte sie nicht dahinter (da ich sie ja noch nicht hatte, sondern sie jetzt er machen sollte), aber die Idee ist genau das:


    Hmm bei meiner SC50 waren die irgendwie standardmäßig dran, ich weiß nur nicht ob das original Honda war oder von den Zubehörbremsbelag. Aber diese Bleche hab ich schon häufiger gesehen, die werden so von Hinten an den Belag geklemmt.

  • D

    Hmm bei meiner SC50 waren die irgendwie standardmäßig dran, ich weiß nur nicht ob das original Honda war oder von den Zubehörbremsbelag. Aber diese Bleche hab ich schon häufiger gesehen, die werden so von Hinten an den Belag geklemmt.

    Die sind aber dünn, denke weit weg von den 2mm

    Gruß
    DietmaRR

    8) Wo ich bin ist vorne! ;)

  • Die gibt's zu kaufen: http://shop.cbr-tuning.de/bremse/46-brem…ckenplatte.html
    Ich hab' die HRP-Platten an meiner verbaut und kann die Beläge bis zum Ende vibrationsfrei runterbremsen!
    Längere Bremskolben erzeugen mMn. eine gegenteilige Wirkung, weil der Hebelarm länger wird.

    ... remember the times, when sex was safe and bikes were dangerous?

    ... alle Angaben nach bestem Wissen & Gewissen, aber ohne Anspruch auf allgemeine Richtigkeit/Gültigkeit ,,, (-:

  • Ich fahre die Bremsbeläge vom Holzhauer ohne die bremsbelaghalteplatten. Hab keine Probleme, dafür nehme ich mir auch beim Wechsel der Beläge extra viel Zeit .

  • Die gibt's zu kaufen: http://shop.cbr-tuning.de/bremse/46-brem…ckenplatte.html
    Ich hab' die HRP-Platten an meiner verbaut und kann die Beläge bis zum Ende vibrationsfrei runterbremsen!
    Längere Bremskolben erzeugen mMn. eine gegenteilige Wirkung, weil der Hebelarm länger wird.

    Interessant - wie dick sind die denn (Materialstärke)?

  • Kommen etwa auf die genannten 2mm ... :D

    ... dafür nehme ich mir auch beim Wechsel der Beläge extra viel Zeit .

    Ohne geputzte Kolben montiere ich auch keine neuen Klötze ... :thumbup:

    ... remember the times, when sex was safe and bikes were dangerous?

    ... alle Angaben nach bestem Wissen & Gewissen, aber ohne Anspruch auf allgemeine Richtigkeit/Gültigkeit ,,, (-:

  • Ja... die Herren Tokico, Brembo oder Nissin. Spätestens wenn die Herren Honda, Yamaha und Suzuki/Kawasaki denen auf die Sprünge geholfen haben.
    Aber klar, "der Honda-Mechaniker, der selbst auch Rennen fuhr" weiß das natürlich besser.

    So und nun mal im Ernst, glaubst du, dass all die Ingenieure die Bremszangen konstruieren bekloppt sind oder die Kaufleute 2mm längere Bremskolben für wettbewerbsschädigend zu teuer erklären?
    Oder dass es gesetzliche Auflagen a la Abgas/Geräusch gibt die eine perfekte Funktion der Bremszangen verbietet?

    Hatte besagter Kollege "verbesserte'" Kolben verbaut oder war dessen Bremsanlage im Gegensatz zu deiner nicht vielleicht einfach nur im einwandfreien (werksmässigen) Zustand ?

    Besten Dank Herr Doktor für die Belehrung ;)
    Du sprichst viele Punkte an, die mich auch beschäftigen - aber auch einige Punkte, die ich meinte, in meinem Eingangspost bereits adressiert zu haben.
    Hier mal der Versuch einer Klarstellung.

    • Ja, die Bremse war zum Zeitpunkt als das auftrat nicht im richtigen Zustand.
      Das habe ich zugegeben, beschrieben, und wurde jetzt bereinigt.
    • Auch ich war bisher mit der Serienbremsanlage sehr zufrieden, meine aber, dass evtl. Verbesserungen (hier wurde schon von beschichteten Kolben geschrieben, usw.) vielleicht Standhaftigkeit und Leistung weiter verbessern könnte.
    • Es wäre nicht das erste Mal, dass eine im Rennsport gefundene Verbesserung die Leistung eines Grossserien-Bauteils verbessert.
      Dieses Blech könnte ein solches sein - die Tatsache, dass das kommerziell angeboten wird (danke erixx für den Link) zeigt zumindest, dass diese Idee nicht völlig neu und unlogisch ist und nur auf dem Mist eines einzelnen "Mechanikers der mal selbst Rennen fuhr" gewachsen zu sein scheint.

    Daher möchte ich meine Frage anpassen und fragen:

    Gibt es hier jemanden, der solche Bleche auf seiner SC59 einsetzt und Praxiserfahrungen hat?

    4 Mal editiert, zuletzt von CBR-k-Timmi (16. März 2017 um 08:56)

  • Moin!

    Ich hab ähnliche Probleme mit meiner Bremse, allerdings ist mein Problem das der Druckpunkt wandert und zu schwammig ist. Ich hab die Bremse schon mehr mal entlüftet und das in allen verschieden Varianten ;)

    Hat einer von euch Erfahrung mit den bremskolben?

    http://www.bikepartshop.de/mct-lohmann-gm…br-1000-rr-sc59

    Das Bremskolbenthema und die Diskussion dazu habe ich auch schon verfolgt.
    Dass dein Bremspunkt wandert hat aber imho eher mit thermischen Problemen zu tun, für die die Bremskolben dann auch eine Ursache sein könnten.

    Ich würde checken:
    - Bremsflüssigkeit und deren Eignung für Renneinsatz
    - Bremsleitungen - sauber nach unten geführt
    - Bremspumpe -Wartungszustand
    - Bremszangen - Wartungszustand
    ...und beim letzten Punkt auch den Zustand der Bremskolben checken.

    Wir Dr. Fireblade schon geschrieben hat ist das System ja eigentlich bewährt und ein Austausch von Komponenten unnötig, wenn sie im perfekten Wartungszustand sind...
    :thumbup:

    Einmal editiert, zuletzt von CBR-k-Timmi (16. März 2017 um 10:33)

  • Das Problem mit dem verwechselnden bremsdruck ist nicht nur im rennsrecken betrieb zu merken sondern auch auf der Landstraße. Bremsflüssigkeit ist DOT4 von Motul und die bremskolben hätte ich jetzt auch schon raus. Die sehen aber wie neu aus und die Dichtungen auch. Das Motorrad hat aber auch erst 15tkm runter. Achja die Platten zwischen den Kolben und Belägen sind auch drin.

  • Besten Dank Herr Doktor für die Belehrung

    Es war nicht meine Absicht DICH zu belehren..
    Solche Jungs

    der Honda-Mechaniker, der selbst auch auf der Rennstrecke fuhr

    sind viel eher mein Problem. Ich bezweifle nicht, dass der Schrauber nach seinen Umbauten eine Verbesserung gespürt hat, aber ich wage zu behaupten dass besagte 2mm daran den, (wenn überhaubt), geringsten Anteil hatten.

    Hat einer von euch Erfahrung mit den bremskolben?

    http://bikepartshop.de/mct-lohmann-gm…er-honda-cbr-1000-rr-sc59

    Ja, an SC28-SC50. Eine unterm Strich minimale Verbesserung, weniger durch die DLC-Beschichtung (die sich z.T. in kurzer Zeit abreibt) sondern weil Edelstahl verwendet wird und Korrosion kein Thema mehr ist.
    Eine frisch überholte Serienbremse mit neuwertigen Kolben funktioniert keinen (spürbaren) Deut schlechter. Ich konnte auch keine Verlängerung der Überholungsintervalle feststellen....
    Ich selbst fahre (ursprünglich zu Test-Zwecken) Ti-Bremskolben mit DLC-Beschichtung. Trotz der theoretischen Vorteile in Bezug auf Wärmeleitung ist der Effekt quasi Null.
    Ich würde schätzen, Wartung und Wahl der Bremsbeläge/Scheiben sind 90%, die restlichen 10% verteilen sich dann auf Bleche, Kolbenbeschichtungen und evtl. -material.
    Das Serienzeugs, auch die Federelemente, sind heute auf einem Stand der selbst engagiertes Fahren auf der Renne zulässt....wenn sie gut gewartet und abgestimmt sind.

    Eines Tages glaubte ein Koyote entdeckt zu haben, dass er nur lange genug heulen müsse um den Vollmond zu besiegen.... (keine alte Indianerweisheit sondern eher eine Erkenntniss des internet-Zeitalters)

  • ... hatte letztes Jahr auf der Renne mit der SC59 (Original Bremsscheibe, original Bremssattel und -kolben, Ferodo Sinterbeläge (je Seite ca. 75% am einen und etwas mehr als 50% auf dem anderen Belag) thermische Probleme durch ....

    ..., zudem eine dickere Brembo-Bremsscheibe verbaut. ....


    Bist du dir sicher, dass die Probleme nicht von einer verzogenen Bremsscheibe kommen? Die originale Bremsscheibe ist
    da sehr anfällig. Ich hatte dieses Problem ebenfalls, dass sich das Vorderrad fast nicht mehr drehen liess im Stand und
    beim Abziehen der Reifenwärmer. Die Ursache war eindeutig die Bremsscheibe, die sich verzogen hatte. Das Problem hat
    sich mit den Brembo Bremsscheiben vollständig gelöst.

    Unterdessen sind Zubehör Bremskolben, eine Brembo Bremspumpe, und Brembo Bremsscheiben verbaut und mit fleissiger
    Wartung der Bremsflüssigkeit und regelmässigen putzen der Bremsklötze dreht sich das Rad beim abziehen der Reifenwärmer
    gut noch 2 mal weiter.

  • Bist du dir sicher, dass die Probleme nicht von einer verzogenen Bremsscheibe kommen? Die originale Bremsscheibe ist
    da sehr anfällig. Ich hatte dieses Problem ebenfalls, dass sich das Vorderrad fast nicht mehr drehen liess im Stand und
    beim Abziehen der Reifenwärmer. Die Ursache war eindeutig die Bremsscheibe, die sich verzogen hatte. Das Problem hat
    sich mit den Brembo Bremsscheiben vollständig gelöst.

    Das ist sicher das, was ich nach dem Service testen werde.
    Allerdings kenne ich das nur, dass sich Bremsscheiben nicht gleichmässig verziehen, sondern einseitig und dann wie ein "Achter" im Rad teilweise haken und frei laufen. Beim Bremsen spürt man das durch Pulsieren im Bremshebel - das ich nicht hatte.
    Meine Scheiben wurden eher ganzflächig abgebremst und stockten in jeder Stellung.

    Jedenfalls danke für den Hinweis:
    Sollte nach dem Bremssattelservice und dem neuen Befüllen keine Besserung sein, dann probiere ich das mit meinem Reserve-Vorderrad (inkl. Bremsscheiben) aus.
    Ist es dann immer noch nicht gut habe ich sicher ein noch gröberes Problem...

  • Allerdings kenne ich das nur, dass sich Bremsscheiben nicht gleichmässig verziehen, sondern einseitig und dann wie ein "Achter" im Rad teilweise haken und frei laufen. Beim Bremsen spürt man das durch Pulsieren im Bremshebel - das ich nicht hatte.
    Meine Scheiben wurden eher ganzflächig abgebremst und stockten in jeder Stellung.

    Ja, das ist genau was ich meine und kein Pulsierendes verhalten. Die Bremsscheibe hat sich in radialer Richtung verbogen. Als grobes Beispiel: sieht übertrieben eher wie eine Kaffeeuntertasse aus. Der Bremsbelag lag gar nicht mehr überall auf der Scheibe. Es war gut sichtbar mit etwas Kreide: ein Strick auf der Scheibe und beim Drehen des Rades blieb ein Teil übrig wo die Bremsblag nicht auf der Scheibe lag.

  • Als grobes Beispiel: sieht übertrieben eher wie eine Kaffeeuntertasse aus.

    Nennt man "Topfung" und ist sogar meistens die Ursache für den Verzug.
    Wird u.a. durch die Aufspreizung der Bremszangen bei harten Bremsvorgängen verursacht.

    Eines Tages glaubte ein Koyote entdeckt zu haben, dass er nur lange genug heulen müsse um den Vollmond zu besiegen.... (keine alte Indianerweisheit sondern eher eine Erkenntniss des internet-Zeitalters)

  • Hmmmm... Macht mich nachdenklich...
    Denn komischerweise sind auch die linken Bremsbeläge nicht parallel, sondern leivht schräg abgefahren.

    Rückfrage:
    Ist das mit blossem Auge sichtbar (z.B. gegenüber einem geraden Stück Flachstahl, Wasserwaage o.ä)?
    Oder ist das zu gering?


    Fänd ich jetzt uncool, werds aber checken bevor es auf die Renne geht.