Rahmenvermessung :: Interpretation der Messwerte

  • Moin Moin,

    ich fahre eine SC33 Baujahr '96. Diese wollte ich über den Winter neu auf- und umbauen und hab im ersten Schritt eine Rahmenmessung anfertigen lassen, weil an Gabel und Motorteilen Schleifspuren sichtbar sind. Auch der Lenkanschlag ist links etwas eingedrückt.

    Die Ergebnisse vom Lenkkopf sind wie folgt:

    Sturz (Links/Rechts-Verkippung):
    -0,39 grad. (Tol.: +/-0,3 grad)

    Lenkkopfwinkel:
    -0,58 grad (Tol.: +/-0,5 grad)

    Der Händler meinte, dass der Rahmen eigentlich hin ist, man es aufgrund der geringen Abweichung allerdings vermutlich kaum oder garnicht merken würde. Ich hatte mit einem klaren gut/nicht gut gerechnet, das Egebnis ist jetzt aber irgendwie in der Mitte und ich weiß nicht recht, was ich machen soll...

    1. Hat jemand Erfahrungen mit Messungen und den Werten?
    2. Ist das jetzt tatsächlich ein defekter Rahmen (?) oder sind die Abweichungen ggf. sogar normal?
    3. Würdet ihr so einen Rahmen als Basis für einen Umbau nehmen oder eher nicht? (Neue gibt es ja nicht mehr)

    Vielen Dank schon im Vorraus!

  • Würdet ihr so einen Rahmen als Basis für einen Umbau nehmen oder eher nicht?

    Worauf soll denn umgebaut werden? Auf Streetfighter, oder auf ein "Wegwerf-Bike" für die erste Saison auf der Rennstrecke? Bzw., wieviel Geld willst du versenken?

    ... remember the times, when sex was safe and bikes were dangerous?

    ... alle Angaben nach bestem Wissen & Gewissen, aber ohne Anspruch auf allgemeine Richtigkeit/Gültigkeit ,,, (-:

  • Der Lenkkopfwinkel spielt in der Größenordnung NULL Rolle, ich fahr sogar absichtlich 1°.
    Den Sturz kannst du ausgleichen indem du die Schwinge entsprechend auch minimal verdrehst, 0,4° sollte das hergebeben ohne was nachzuarbeiten. Theoretisch wäre auch mit Untermaß-Lagerschalen am Lenkkopf was zu machen...
    Andererseits gibts ab etwa 200€ gute Gebrauchtrahmen.....

    Ist das im zusammengebauten Zustand vermessen worden oder war das ein nackter Rahmen?

    Eines Tages glaubte ein Koyote entdeckt zu haben, dass er nur lange genug heulen müsse um den Vollmond zu besiegen.... (keine alte Indianerweisheit sondern eher eine Erkenntniss des internet-Zeitalters)

  • Ich hab's mal grob "überschlagen" - auf ~1m Länge (Gabel + 1/2 Rad), bewirken 0,4° Sturz am Lenkkopf etwa 7mm Spurversatz.

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  • Danke für die Antworten!

    Das Ziel soll ein STVO-fähiges Motorrad sein, mit ein paar Umbauten (Heckverkleidung); ob Schale ab oder nicht ist noch nicht ganz klar. Geplante Investkosten: Bis ca. 1500€.

    Die Messung wurde am nackten Rahmen (inkl. Gabel, Schwinge und Rädern) durchgeführt.

    Ich hab selbst noch einen weiteren gebrauchten Rahmen, der unvermessen ist und auch am linken Lenkanschlag ne kleine Beule hat. Letztlich ist bei dem alter vermutlich jeder Rahmen nicht ganz gerade; ich scheue halt nur die Kosten, pro Versuch 200€ Rahmen + 200€ Messung auszugeben bis ich einen finde der in der Toleranz liegt.

  • Also ganz ehrlich, ich glaub nicht dass der Rahmen wirklich durch nen Sturz oder Unfall verformt wurde.
    Da würde ich eher an Messfehler und/oder Werkstoleranz glauben.
    Wir haben früher reihenweise Neu-Motorräder nachgemessen, so auf die rustikale Tour, hochgehoben und mit Schienen. 2-5mm waren die Regel beim Spurversatz.
    Bei Stürzen oder Unfällen war die Erfahrung, solang Lagersitze i.O. oder die Anschläge nicht richtig zerballert waren, war auch der Rahmen noch ok. Honda verbaut schon immer rel. weiche Gabeln und fast schon schwindlige Gabelbrücken, dafür bleiben aber dann die Rahmen meistens heil.

    Eines Tages glaubte ein Koyote entdeckt zu haben, dass er nur lange genug heulen müsse um den Vollmond zu besiegen.... (keine alte Indianerweisheit sondern eher eine Erkenntniss des internet-Zeitalters)

  • Ist klar!

    Eine Kerbe am Lenkanschlag kann aber 2 verschiedene Ursachen haben:

    1.) weil mit dem Vorderrad gegen ein Hindernis gefahren wurde, die Kraft vom Rad, über die Gabel auf's Lenkrohr und damit auf den Rahmen übertragen wurde, was hier zutreffen dürfte

    2.) weil bei einem "Rutscher" der Lenker beim Bodenkontakt nach hinten gerissen wurde und der Anschlag der Gabelbrücke gegen den Rahmen geschlagen hat. Am Anschlag selbst herrschen dann zwar ähnliche Kräfte wie bei 1.), aber nicht am Lenkrohr, weshalb Kerben an den Anschlägen nicht zwangsweise auf einen Rahmenschaden hindeuten müssen, bzw. es sogar eher unwahrscheinlich ist.

    Wenn du vorrangig die Kosten scheust, aber 2h Eigenleistung akzeptabel sind, kannst du die Spur mit 2 Alu-Latten selbst vermessen, um dir Klarheit zu verschaffen. Eine Rahmenvermessung wie du sie hast machen lassen, ist m.M.n. erst notwendig, wenn man den Rahmen / das Fahrwerk reparieren will und deshalb genau wissen muss, wo und in welchem Ausmaß sich der Schaden befindet.

    Letztendes ist das Ziel, dass beide Räder in einer Spur, mittig zum Rahmen laufen. Möglichkeiten dises Ziel zu erreichen, hat Dr.Fireblade oben beshrieben. Mit den Distanzhülsen kann man sich aber auch noch helfen. Ein perfekter Rahmen ist schön, den gibt's aber nichtmal vom Hersteller und alles, was zwischen Rahmen und Rädern ist, unterliegt ebenso Tolleranzen (z.b. gestauchte Gabel), die ein Erreichen dieses Zieles zwar einerseits verhindern können, aber andererseits Spielraum für Korrekturen einräumen.

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    4 Mal editiert, zuletzt von erixx (13. Oktober 2017 um 10:16)

  • Also ganz ehrlich, ich glaub nicht dass der Rahmen wirklich durch nen Sturz oder Unfall verformt wurde.
    Da würde ich eher an Messfehler und/oder Werkstoleranz glauben.

    Das war auch einer meiner ersten Gedanken ich wollte aber gestern Abend den richtigen Profis erst einmal den Vorrang lassen.
    Wenn ich das Ergebnis richtig interpretiere dann wäre der Rahmen ja nach oben "gezogen". Das einzige was ich mir da jetzt vorstellen könnte, wodurch das passieren kann, und ich weiß nicht mal ob das dennoch logisch wäre, wären harte Aufprälle der Vorderachse nach Wheelies??? Bei einem Auffahrunfall sollte der Rahmen sich ja nach unten drücken? Oder die Maschine rutschte und blieb mit dem Vorderrad hängen. Der Lenkkopfversatz wäre dann eher ein logisches Ergebnis eines "umfallers" oder eben das einschlagen des Lenkers auf den Lenkeinschlag.
    Von daher hätte ich selbst jetzt auch auf einen Messfehler und/oder Toleranzen getippt und schließe mich somit Michael an. Ob mein oben geschilderter Dünnschiss eine Logik hat, keine Ahnung.

    Edit: Ich hab den Lenkkopfwinkel nicht beachtet. Also vergesst den Bullshit mit dem Wheelie :D


    Wenn du vorrangig die Kosten scheust, aber 2h Eigenleistung akzeptabel sind, kannst du die Spur mit 2 Alu-Latten selbst vermessen, um dir Klarheit zu verschaffen. Eine Rahmenvermessung wie du sie hast machen lassen, ist m.M.n. erst notwendig, wenn man den Rahmen / das Fahrwerk reparieren will und deshalb genau wissen muss, wo und in welchem Ausmaß sich der Schaden befindet.

    Letztendes ist das Ziel, dass beide Räder in einer Spur, mittig zum Rahmen laufen. Möglichkeiten dises Ziel zu erreichen, hat Dr.Fireblade oben beshrieben. Mit den Distanzhülsen kann man sich aber auch noch helfen. Ein perfekter Rahmen ist schön, den gibt's aber nichtmal vom Hersteller und alles, was zwischen Rahmen und Rädern ist, unterliegt ebenso Tolleranzen (z.b. gestauchte Gabel), die ein Erreichen dieses Zieles zwar einerseits verhindern können, aber andererseits Spielraum für Korrekturen einräumen.

    Wie sollte dieser Aufbau exakt aussehen? Ich wollte nach meinem Rutscher sicherheitshalber auch den Rahmen vermessen lassen. Möchte aber nur ungern die Maschine dafür gänzlich zerlegen.
    Die Herren raten dir ja logischerweise immer dazu einen Rahmen vermessen zu lassen. Wollen ja auch was verdienen.
    Ich selbst wäre erst einmal der Meinung das mein Rahmen soweit in Ordnung sein sollte. Vielleicht wollt ihr eure Meinung dazu kundgeben (Sorry Wingman das ich dein Thema damit misshandel)
    Mir ist bei ca. 70-80 kmh hinter einem Fahrzeug beim anbremsen das Vorderrad weggerutscht. Warum weiß ich bis heute nicht. Straße war feucht aber nicht Nass, Bremse hat nicht blockiert, Straßenbeschaffenheit ok. Angebremst und es riss mir den Lenker nach Links. Da alles so schnell und unerwartet passierte stürtze die Maschine mitsamt mir selbst. Ich kam auf der Schulter auf und drehte mich, die Maschine rutschte Richtung rechten Straßengraben. Schätzungsweise 10-15 Meter. Sie schlug nirgendwo auf. Schaden am Motorrad: Spiegel verkratzt (nicht gebrochen) Windschild durch eingeklappten Spiegel am Eck gebrochen, Kanzel am Eck angeschliffen mit leichtem Riss, mittlerer Windlauf leicht angeschliffen, Tank ne kleine Beule an der Kante unten, Generatordeckel gut angeschliffen, Heckverkleidung an am höchsten Punkt des Windlaufs gut angeschliffen, Sozia Fußraste etwas angeschliffen, Lenkanschlag eine Stoßspur. Der schlimmste Schaden besteht am Lenkergriff selbst. Die Alu ABM Griffe wurden angeschliffen, die Griffenden wurden abgeschliffen und durchs schleifen drehten diese sich raus, waren nach dem Sturz nicht mehr am Griff sondern lagen auf der Straße. Kupplungshebel am Ende leicht angeschliffen. Ansonsten hat der Bock optisch nix mehr.
    Wäre ich nicht zu Eitel wäre eine weiterfahrt wohl problemlos möglich gewesen.
    Ich scheue weniger die Kosten als den Arbeitsaufwand das Motorrad zu zerlegen. Darf nicht falsch verstanden werden. Ich bin im Grundsatz nicht zu Faul dafür. Ich würde nur ungern alles vielleicht unnötig zerlegen. Eher - never change a running system.

    Drosseln sind Vögel, sie in Motorräder zu stecken ist Tierquälerei.

    Einmal editiert, zuletzt von irreversibel (13. Oktober 2017 um 13:30)

  • Wie sollte dieser Aufbau exakt aussehen?



    So, wie hier beschrieben: http://www.motorradonline.de/fahrwerk/fahrw…gen.405316.html

    Ich würde aber zuvor noch die Schwingenachse und die Hinterradachse parallel ausrichten!

    Das sollte klar sein: Vermessen wird hier natürlich nicht der Rahmen, sondern die Spur!!!

    Aber wenn die Spur nicht stimmt, die Distanzhülsen richtig sind, und das Hinterrad in der Schwinge ausgerichtet ist, dann kann man davon ausgehen, dass entweder die Gabel bzw. die Schwinge beschädigt sind, oder eben der Rahmen und dass nun eine richtige Rahmenvermessung (mittels Laser) wirklich Sinn machen würde, um den Defekt und dessen Ausmaß lokalisieren zu können.

    Anmerkung:
    Wie in dem von Wingman-SC33 geposteten Bild zu sehen ist, liegt die Toleranz beim Sturz bei 0,3°.

    Ich hab's mal grob "überschlagen" - auf ~1m Länge (Gabel + 1/2 Rad), bewirken 0,4° Sturz am Lenkkopf etwa 7mm Spurversatz.

    Wenn ich das mit 0,3° rechne: [sin 0,3° * 1000mm = Versatz], komme ich auf ~5mm Spurversatz, als Toleranzgrenze.

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    2 Mal editiert, zuletzt von erixx (13. Oktober 2017 um 14:21)

  • Danke Erixx, dachte mir das schon so in etwa. Dieser Aufbau wäre denkbar.
    Mir ist klar das du keine Glaskugel hast, und ein Rahmen oder die Gabel auch trotz unauffälliger Optik dennoch "defekt" sein kann. Aber wie würdest du meinen Fall bewerten? Definitiv vermessen lassen? Zunächst die kleineren Tests versuchen die man auch selbst machen kann (Gabel per planer Metallplatte z.b. nach Michaels Tipp in einem anderen Beitrag - die wäre nämlich schon bestellt, und dein Aufbau hier) und dort bei Auffälligkeiten vermessen lassen?
    Ich könnte die Gabel und Brücken wohl Mechanisch und Kostenlos vorab vermessen lassen in einer Firma in *in meiner Nähe. Nur hab ich kein gutes Gefühl und fürchte, dass das Ergebnis eher so nem Dynoprotokoll ähnelt. Frei nach: "hmmm is nich ganz so gut, bring uns lieber mal den Rahmen noch!" ... um dann zu erfahren: "ok alles in Butter!".

    Meinste bei meinem geschilderten Schadensbild wären größere Ungleichheiten zu erwarten oder kann der Rahmen einen ich nenns mal "so lapidaren Sturz" mal weg?

    Drosseln sind Vögel, sie in Motorräder zu stecken ist Tierquälerei.

  • Wenn ich dir auch was dazu sagen darf:
    Ich würd mir Null Gedanken machen... wenns beim fahren Auffälligkeiten geben sollte kann man immernoch suchen.

    Eines Tages glaubte ein Koyote entdeckt zu haben, dass er nur lange genug heulen müsse um den Vollmond zu besiegen.... (keine alte Indianerweisheit sondern eher eine Erkenntniss des internet-Zeitalters)

  • Ich würde, so wie du's selbst vorschlägst, zunächst mal mit den Latten messen, zunächst auch mit aufgezogenen Reifen. Wenn's Auffälligkeiten gibt, ohne Reifen, dann noch die Gabel rollen und dann hätte auch ich ganz gerne Klarheit, wo der Fehler herkommt und würde vermessen lassen - sofern ich bereit bin zu reparieren bzw. zu adaptieren und ich nicht gleich in Teilen verkaufe und mir eine andere kaufe.

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  • Ich danke euch beiden. Genau so werde ich dann auch vorgehen. Weil eben so dachte ich mir das auch. Ich vermute das mein Körper viel vom eigentlichen "aufprall" beim stürzen abgefangen hat. Schließlich ist mein Schlüsselbein + Schulterblatt gebrochen, trotz protektoren. Auch die Hüfte hat sich Abends bemerkbar gemacht. Der erste Impact ging wohl auf die Schulter. Deswegen vermute ich auch anhand der erkennbaren Schäden das ich selbst den größten Teil des Sturzes abgefangen hab.
    Ich werde die Prüfungen machen und wenn ich + Maschine so weit fit sind auch einfach mal eine Probefahrt machen.

    Drosseln sind Vögel, sie in Motorräder zu stecken ist Tierquälerei.