Aufreißen von (Renn-) Reifen - warum?

  • Moin Jünger des schwarzen Goldes,

    jetzt bin ich mal gespannt, ob das jemand in fünf Sätzen erklären kann:
    Wer schon mal auf dem Track unterwegs war, kennt es:
    Keine zwei Turns und schon fängt der Hinterreifen an der meist beanspruchten Seite an, aufzureißen.
    Für die, die es noch nicht gesehen haben: Es bildet sich ein Streifen, auf dem das Gummi beginnt, viel rauher zu werden als das bei Rennbetrieb üblich ist.
    Das wird immer schlimmer bis der Reifen irgendwann zu schmieren beginnt, da an dieser Stelle dann aufgrund zu hoher Rauigkeit kein Grip mehr da ist.
    Daß beileibe nicht nur Hobbypiloten betroffen sind, zeigt ein Blick auf die Reifentrucks bei Profiveranstaltungen. :lupe:
    Ich setze jetzt einmal für meine Frage voraus, daß der Luftdruck und die Reifenmischung für die äußeren Bedingungen passen.
    Es heißt ja immer, man muß das Fahrwerk anpassen.
    Was genau führt am hinteren Federbein zu diesem Aufreißen?
    Wie stellen die "Profis" unter Euch das Federbein ein um das zu verhindern (sämtliche Parameter interessant, also Zug- und Druckstufe, Vorspannung etc.)?
    Was würdet Ihr für ein Federbein für den Hobbyeinsatz empfehlen - muß es unbedingt Schwedengold sein (Nur eins ist klar - das Sereienfederbein von 2004 geht nicht mehr, auch wenn ich alles zudrehe...)?
    Fragen über Fragen... :dumdiedum:

    Wichti

    Nicht kneifen - schleifen! ;)

  • Ich werfe mal das Wilbers 640 in den Raum. Habe ich nur Gutes darüber gehört, hat aber keinen Ausgleichsbehälter. Wird bei der Herstellung auf das Fahrergewicht angepasst. Bekommt man günstig bei einer 20% Rabattaktion von Polo. Über Fahrwerkseinstellungen außer Negativfederweg kann ich dir leider nicht weiterhelfen.

    VG tubertini

  • Ich hatte letztes Jahr in Groß Dölln ein Aufreißen an beiden Seiten des hinteren RS10 (200/55). Zwei Wochen vorher in Oschersleben mit einem V02 Medium (200/655) war alles takko. Habe dann auf Nachfragen die Vorspannung hinten deutlich rausgenommen (am besagtem Schwedischen Gold >7 Klicks) und die Rillen fuhren sich wieder einigermaßen "raus" bzw. der Reifen riss nicht weiter auf. Der Instruktor erklärte mir, dass mein Fahrwerk hinten viel zu hart gewesen sei und der Reifen so die Federung im Endeffekt teils mitübernehmen musste. Ob das so stimmt oder nicht, es hat auf jeden Fall funktioniert.

    Wie Einstein schon einst herausfand:
    Wer sich mit hoher Geschwindigkeit bewegt, altert weniger.

  • Ja, das habe ich auch schon gelesen, kann es für meinen Fall aber ausschließen:
    Ich fahre eher zu niedrig als zu hoch.
    Es sind alle der Meinung, daß es am Federbein liegt - ist halt noch das erste und Serie... X/
    Es kursieren im Netz ja die wildesten Stories, wobei einige aber durchaus Sinn ergeben:
    Auf einer englischen Seite heißt es, daß der Reifen an der Stelle zu viel durchdreht und sich sogar unkontrolliert leicht auf und ab bewegt, also wohl kurzzeitig den Bodenkontakt verliert, was dann das entsprechende Abriebbild zur Folge hat.
    Wieder andere meinen, es kommt daher, daß der Reifen zu viel Dämpfungsarbeit übernimmt, weil die Dämpfung des Federbeins nicht ausreicht.
    Mein Schrauber meinte mal flapsig: "Da wo bei dir die Dämpfung aufhört, fängt sie beim Rennfederbein an."
    Manchmal schrauben ja auch Profis ewig, bis sie ein vernünftiges Setup finden.
    Habe nun aber natürlich keinen Bock, für ein Mopped, das 96000km auf der Uhr hat, noch ein sündteures Federbein zu holen.
    Andererseits würde sich das rechnen, wenn die Reifen länger halten würden.
    Weil bei mir ist es echt so, daß eigentlich schon nach dem zweiten Turn sichtbar wird, daß die Pelle wieder nur einen Tag hält (vorne ist übrigens alles super)... :(

    Wichti

    Nicht kneifen - schleifen! ;)

  • Was genau führt am hinteren Federbein zu diesem Aufreißen?

    Überlastung... mehr kann man ohne Bilder und sonstige Daten jenseits von Kaffeesatz nicht sagen.
    Das kann zuviel/zuwenig Dämpfung/Luftdruck, ein Defekt oder sonstwas sein.

    das Sereienfederbein von 2004 geht nicht mehr, auch wenn ich alles zudrehe...

    damit solltest du dir deine Frage doch wohl selber beantwortet haben....

    Ich werfe mal das Wilbers 640 in den Raum. Habe ich nur Gutes darüber gehört, hat aber keinen Ausgleichsbehälter.

    Das ist ein sogenannter Emulsionsdämpfer....deswegen und wegen der fehlenden Druckstufenverstellung für die Renne ganz sicher keine ideale Wahl.

    Eines Tages glaubte ein Koyote entdeckt zu haben, dass er nur lange genug heulen müsse um den Vollmond zu besiegen.... (keine alte Indianerweisheit sondern eher eine Erkenntniss des internet-Zeitalters)

  • Das ganze ist eine Wissenachaft für sich und für keinem ausser einem Profi, interpretierbar.
    Es gibt z.B auch cold tear und hot tear. Beides sieht für den Laien identisch aus, ist es aber nicht. Selbst Profis von Michelin und Bridgestone sind sich ubeins über den Auslöser.
    Alle Tipps hier sind Kaffeesatzleserei.
    Willst du eine vertrauenswürdige Aussage, musst du einen Profi fragen.

    Wilbers Federbeine sind auch sehr gut, abgesehen von dem hier schon genannten. Das taugt nichts.

  • Oder das Federbein mal überarbeiten lassen... Franzracing, HHR, PT-Race und wie sie alle heißen.

    Mögliche Ursachen hast du ja nun schon viele genannt bekommen... Je nach Strecke lässt sich das wohl auch kaum vermeiden. Oschersleben und Sachsenring in DE z.B. sind jeweils recht fies in der Hinsicht.

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  • Tja, ich überlege.
    Glaube aber, daß überarbeiten sich nicht wirklich lohnt (zu alt).
    Gebrauchte Rennfederbeine sind kaum zu bekommen und wenn, dann ein Öhlins mit unbekannter Vergangenheit, wo man tatsächlich noch knapp unter Neupreis haben möchte. :thumbdown:
    Ein ordentliches von Wilbers kostet 899 Tacken (neu).
    Da wäre es vielleicht echt am besten, ein kaum gebrauchtes Originalteil zu holen (gibt`s wie Sand am Meer und spottbillig) und das zu HH ö.ä. zu schicken.
    Aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, daß damit dann Dämpfungswerte erreicht werden können, die ein teures Stück Schwedengold hinbekommt.. :gruebel:

    Wichti

    Nicht kneifen - schleifen! ;)

  • Da ist das Corpus delicti.
    Michelin Power Slick Evo, 190/55 penibelst auf Luftdruckempfehlung von Michelin hin eingestellt (Einstellungsempfehlung für Hobby - Piloten war Mist, die für "Profis" paßte vom Fahrverhalten her sehr gut) .
    Nur zwei Turns - plus Instruktorturn vorab - bewegt.
    Es war viel Verkehr auf der Strecke, deshalb habe ich den Laptimer gleich ausgelassen.
    Kann nicht besonders schnell gewesen sein, da echt viele Frühbremser unterwegs waren; natürlich war es aber schon möglich, aus einigen Kurven ordentlich herauszuballern.
    Wobei: 96000km auf `ner 2004er SC 57 - weiß nicht, wie viele Pferde da hinten noch ankommen...
    Vom Fahrverhalten her hat er sich super angefühlt, bin aber auch nicht wirklich der schnellste. ^^
    So, jetzt die Reifenprofil-/ Fahrwerksversteher unter Euch: Was kann man machen? :gruebel:

    Wichti

    Nicht kneifen - schleifen! ;)

  • Ach ja - ist übrigens bei bisher allen Slicks (dieser Michelin, Pirelli Diablo Superbike SC2) so gewesen.
    Außer dem Racetec Slick CompK von Metzeler.
    Aber der war zum einen nicht wirklich sooo gut, zum anderen gibt`s den nicht mehr als 190er. :(

    Wichti

    Nicht kneifen - schleifen! ;)

  • ..auf die Frage -auch an die Profis - "was kann man machen" - gibt es eine Antwort:
    "Vier Ärzte, vier Diagnosen, vier Meinungen"....
    Zum - meist sündhaft teuren - Kauf von Öhlins oder anderem Federbeinkram:

    Lang ist's her - ich hatt' mal 'ne neue Kawa gekauft - irgendwie fuhr sie - nun ja, etwas indifferent.
    Meine erste Selbstdiagnose war: "Die ollen Serienfederbeine". Da kamen - ohne einen Profi gefragt
    zu haben - direkt zwei Stereo-Dämpfer aus Schweden 'rein. Kaum spürbare Veränderung.
    Nachdem ich die Kawa zur zweiten Inspektion gegeben hatte, meinte der Händler (Moto-Cross-Profi)
    schmunzelnd:

    "Meinste nicht, daß es andere Reifen auch getan hätten?"

    Ich mußte ihm recht geben: Nach dem Wechsel von "Brückenstein" auf "Elefanten" fuhr der Bock
    plötzlich um Klassen besser. Die teuren Schwedendinger hätte ich mir sparen können.

    Zum Thema: Da spielen sooo viele Faktoren eine Rolle, Streckenbelag, Umgebungs-/Reifentemperatur/Luftdruck...
    Wie vom Doktor geschrieben: Kaffeesatzleserei.... .

    Gefährlich wird es, wenn die Dummen anfangen, fleißig zu werden...

  • echt ma. Mach mal n ölwechsel nach 100000. wenn die kolbenstange oder zylinder fertig sind kannste immer noch ein anderes holen.

    Hab kürzlich mein Wp von 96 frisch gemacht. Hat 100 eur für gummis und teflon gekostet* und es tut.

    *nur die Teile natürlich.

    わびーサビ

    Einmal editiert, zuletzt von chris16 (20. September 2018 um 14:33)

  • Ich habe mein über 100000 KM altes Wilbers mit Ausgleichsbehälter neulich für 189 Euro überholen lassen. Das war so fertig, das die Kiste nur noch gewippt ist. Nun ist das ist besser als neu.
    Ich denke mal, das es sich bei Deinem Federbein auch lohnen wird, vor allem, wenn das andere für 100 Euro machen.

  • Für mich sieht es nach zu geringem Luftdruck aus. Du schreibst, es war nicht schnell in der Gruppe. Möglicherweise ist der Reifen deshalb nicht auf Temperatur gehalten worden, sondern abgekühlt und hatte deshalb zu wenig Druck. Das macht dann solche Bilder, in Neudeutsch hot tear. Miss den Luftdruck warm direkt nach dem Turn. wenn er dann niedriger ist, als Du ihn vorher eingestellt hast, hast Du den Übeltäter. Für zu geringen Druck und eher weniger für ein Dämpfungsproblem spricht, dass der Reifenabrieb wie Pickel auf dem äusseren letzten Drittel haften, statt nach aussen zur Kante geschoben zu werden, im übrigen aber homogen ausschaut. Das geschieht, wenn der Reifen auf breiter Fläche zu heiss wird. Ich würde also zuerst den Luftdruck so einstellen, dass er nach dem Turn stimmt. Dann schauen, ob es sich bessert.

    Das Federbein zu revidieren, macht bei der Laufleistung auf jed n Fall shr viel Sinn. Der Effekt ist endgeil und die Kosten so hoch wie ein Hinterreifen. Billiger kann man mehr Fahrspass nicht kaufen. Ich hab an meiner Käthe bei 30 tkm das Fahrwerk komplett revidieren lassen und bei der Blade, die nur auf der Renne läuft wurde das schon zweimal gemacht. Ich machs auch noch ein drittes Mal, weil das Ergebnis einfach Spass bringt.

    Gruss Bernd

    If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way. (Captain Edward A. Murphy, jr.)

  • Abstimmung und Einstellung. Wenn es nicht geht muss anderes Material her. Zunächst revidieren kann helfen. Ansonsten natürlich andere Raten als nächster Schritt. Öhlins und Co sind keine Wunderwaffen. Ist ähnlich wie mit Rennreifen wie Dunlop KR. Ist nicht für jeden die richtige Wahl.

    Gruß
    G.A.C.O.

    "Der schnellste Inder westlich des Ganges" ;)