Zugegeben – wie die ersten Fotostudien in der Fachpresse erschienen, da dachte ich damals (2004 oder so?) schon:
„Genial, wenn die ‚rauskommt, muß ich die mal testen.“ KTM – das verband man vor 20 Jahren mit rauhbeinigen „Plombenschüttlern“ – Einzylinder-Vollcrossern, an die man mit Mühe und Not Lämpchen ‚dranstricken konnte – dann hatte man ‚ne Einzelzulassung für die Straße und in den 70-ern stand KTM u.a. für das Synonym „Kauf Teuren Mist“ – Kleinkrafträder etwas biederer Machart, nobelst verarbeitet, vollausgestattet und eben – schweineteuer. Auch heute gilt: KTM-Händler sind nicht zahlreich – so bedurfte es umfangreicherer Recherchen, im Postleitzahlgebiet 4 einen für mich erreichbaren ausfindig zu machen, aber es ist – juchhei – endlich geglückt, nur 30 km entfernt. Schneller, als ich dachte.
Was aber die Mattighofener mit diesem Dings – der Superduke – auf die Beine gestellt haben, das toppt meines Erachtens nach die einzylindrige Version, Duke genannt und gerne als Supermoto mit Straßenzulassung genutzt, um schwerfälligen Supersportlern in kurvigem Geläuf das Fürchten zu lehren – um Längen. Nicht nur von den technischen Details, die hinlänglich bekannt sein dürften.
Langer Rede – kurzer Sinn – die Blade vorm KTM-Laden abgestellt, Vertrag unterschrieben, die üblichen Konditionen.
„So – 1.000 Eur Selbstbeteiligung - ansonsten kennst‘ Dich ja aus, oder?“
„Sprit?“ „Ach ja – tanken mußte auch noch, Tankstelle ist direkt nebenan.“
Wie wichtig diese Angabe – die Tankwarnleuchte zeigte sich sehr präsent – werden sollte, würde ich noch erfahren. Und zwar im reinen Wortsinne. Also: Aufgesessen auf das in dezentem Anthrazit-schwarz gehaltene – tja, was ist das eigentlich – Funbike??? Hoppla – wie ungewohnt. Aus jahrelang erprobter Demutshaltung auf Sportlern lässig den breiten Lenker in den Händen, entspannt aufrecht sitzend auf der leicht nach vorne geneigten Sitzbank erwacht – und die Füße ertasten nicht mit der ganzen Sohle den Erdboden, etwas höher als „Normalmotorräder“ scheint sie wohl schon. Auf Knopfdruck springt der V-Twin problemlos an, Standgas 1.500 u/min und was er an die Umwelt entläßt, ist kerniges, aber nicht aufdringliches, leicht bollerndes *bropbropbropbropbrop* . Erstmal tanken – 10 EUR, exakt 7,86 l Supersprit gurgeln in das Benzinfäßchen. Die ersten Kehren nehme ich vorsichtig – ist schon etwas ungewohnt, die Agilität und die Sitzhaltung, aber man gewöhnt sich schnell auf dem Weg zur – natürlich – Hausstrecke. 1002 km stehen auf der Uhr – also auch hier ist keine große Zurückhaltung mehr erforderlich.
Erstaunlich, wie schnell ich mit der „Suppenduck“ (hallo, „Stenz“ ) warm werde. Schon nach den ersten zehn Kilometern wird klar – dieses Bike paßt mir wie ein Maßanzug, das Vertrauen in die Pirelli Corsas wächst und in das Fahrwerk sowieso. Der übliche „Sichtcheck“ ergibt Erfreuliches: Grundsolide MAGURA-Griffarmaturen, die Handhebelei ist voll einstellbar; die transparenten Kunststoffabdeckungen der Anzeigeinstrumente wirken etwas „simpel“ – aber es ist alles da, was man braucht. Keine Parklichtfunktion, abschließen nur im Volleinschlag links. Kleines Schmankerl: Während die japanische Konkurrenz gemeinsam mit der deutschen mit „Zwangsabblendlicht“ eurogenormt daherkommt, findet man an der Superduke noch einen Lichtschalter. Ach ja – die Rückspiegel: man sieht in ihnen reichlich wenig. Überall, wo man sonst noch hinschaut, ebenso grundsolider Maschinenbau – allerdings kein Gramm „Fett“ zuviel. Feine White-Power Dämpfungselemente runden das Bild ab, Stahlflexbremsleitungen ebenso. Kurz unter die Sitzbank geschaut – auch hier: fein gemacht. Selten ein so „aufgeräumt“ gestaltetes „Sicherungstableau“ gesehen. Doch – die Superduke ist ein Eyecatcher, nicht nur aufgrund der dünn gesäten KTM-Vertragshändler.
Kommen wir zum Wesentlichen: der FAHREREI! Die ersten Kehren der Warmturnstrecke zeigen eindeutig: auf der Duke IST man „der Duke“ – der Landstraße nämlich. Vergeßt alles, was ich z.B. über die GSX-R 750 geschrieben habe – die Superduke stellt auf diesem Terrain (der Landstraße) (meiner subjektiven Meinung nach!!!!) alles auf dem Markt befindliche in dieser Hubraumklasse in den Schatten, quatsch, sie deklassiert es völlig. Beim Rausbeschleunigen ertappe ich mich dabei, wie ich laut „Yippieehhh – DAHAAASS ist es.....“ in den Helm brülle. Ich schau‘ auf meiner Standardstrecke an bestimmten Punkten ab und an auf den Tacho, ein paar Daten sind – z.B. auf der Blade – präsent. Hier geht alles ca. 5 – 10 km/h schneller und in 180 Grad Kehren wirken Blade und GSX-R 750 (gut, daß ich die VORHER gefahren habe) wie störrische Böcke. Rein in die Dhünn, Altenberg, Burscheid – das alles wirkt binnen kürzester Frist wie ein Walzertanz, ja – man kann mit der Duke richtig „tanzen“. Während man auf den Supersportlern relativ eingeengt – eben in Demutshaltung – sitzt und sich wenig bewegen kann, geht hier viel mehr und das auch noch recht komfortabel. Knie ‚raus, mit Gewichtsverlagerung „aus den Hüften“ gelenkt, hin- und hergeschwenkt – alles fast wirklich - tänzelnd. Keine Frage, daß Autos gleich welcher Kategorie zu Hindernissen mutieren, die spielerisch und frech „aufgeschnupft“ werden. Moment – was „parkt“ denn da? Eine „CBR-Doppel-X“ – hopp und weg. Eine Kurve – ist eben nur eine Kurve. Der „Duke“ in der Superduke sagt dann lapidar: „Eine Kurve – bitte sehr. Wie schnell, wie schräg? Du bestimmst den Kurs und die Haftgrenze der Reifen den Winkel. Wir sind eben in herzöglichem Auftrag unterwegs – alles ist möglich.“ Merkt man, daß in der Kurve „noch mehr geht“ – kein Problem, einfach etwas mehr „gedrückt“ – und durch. Pfeilt man etwas zu schnell hinein oder die Kehre zieht sich etwas zu – Korrekturen sind immer und sicher möglich, ohne große Zauberei, auch ein Resultat der drei hervorragend wirkenden Brembo-Scheiben nebst Sätteln. Hier bekommt die – hypothetische – Möglichkeit des „Kreise um sich selber fahrens“ eine ganz neue Dimension. Und – man wird ebenso schnell zum Ärgernis für andere Verkehrsteilnehmer: Autobahnabfahrt, langsamer Rentner-Benz vor mir. Nun – wie kommen wir daran vorbei? Platz ist genug, innen oder außen – ach – gehen wir linksaußen „ran“. Wildes Gehupe. Gutgut – ich schäm‘ mich ja, aber später. Wenn KTM die Essenz von Handlichkeit und Beschleunigung in straßentauglicher Form auf die Räder gestellt hat – dann mit der Superduke. Ach ja – Holperstrecken und Schlaglöcher – alles wird sportlich-straff weggesteckt und auch hier kann die Duke ihre „Gene“ – das Motocrossen nämlich – nicht verhehlen. Keine Unruhe, kein Gezappel – nix. Mit Blade, GSX-R in den Rausch gefahren?
Kein Vergleich – denn: Alle Fahrerlebnisse sind noch steigerbar.
Und erst der Motor: Saaagenhaft. Ich hatte auf den ersten Metern ein ruppiges, polterndes „Tier“ erwartet, mit tauben Händen nach wenigen Kilometern gerechnet, aber in der meistgenutzten Drehzahlmitte benimmt er sich, was die Vibrationen betrifft, sehr manierlich. Gasgriffspiel und Kettenspannung sollten stimmen – sonst gibt’s Lastwechselreaktionen, die aber nie wirklich und auch nur in den ersten drei Gangstufen stören können. Gut – daß er ein Sportaggregat mit wenig Schwungmasse ist, das macht sich z.B. im zweiten oder dritten Gang beim Herausbeschleunigen etwa nach dem Abbiegen bemerkbar. In diesen Gangstufen hackt er bei 2.000 u/min etwas unwillig auf der Kette herum, aber arbeitet sich flugs in „komfortablere“ Regionen. Überhaupt – die Geräuschkulisse. Das hektische Gekreisch/Geröhre einer 600-er/750-er, das Gebrüll „unserer“ Tausender, DAS hier ist eine ganz andere „Hausnummer“. Im Teillastbereich oder nach dem Zurückschalten im Schubbetrieb dringt etwas ans Ohr, das durchaus mit dem „Rumbling-Engine-Exhaust“ vergleichbar ist, was man lautmalerisch mit einem hell-dumpf-aggressiven *brahammmmmbrammmbrambrambrambrabbbeldrababappbappbbbbrahaaaa* umschreiben könnte – es signalisiert: „Junge, ich bin ein Sportlerherz, dreh‘ mich, zwiebel mich!!!“ Gut – wenn Du’s so haben willst – zerren wir am Kabel. Und – Leute – da geht richtig was. Ab 4.000 u/min „marschiert“ der Knabe - *brarahaaaaaaouuuggggg* macht’s aus Luftfilterkasten und Auspuff -, daß es nur so eine Freude hat. Ab 8.000 u/min merkt man dann doch die bewegten Massen, kribbelig-derbe Vibrationen zeugen von eben 2 recht dicken „Pötten“ in denen dementsprechend dimensionierte Kolben auf und ab oszillieren. Aber mit einem Unterschied: Wo sich andere, angeblich sportliche V-Twins wie z.B. die Buell XB9R in einer gewissen „Zähigkeit“ verabschieden und sagen: „Langsam wird’s genug...“ – da dreht dieser Apparat (ja – „schön“ in herkömmlichem Sinne ist das nicht, was die Österreicher da in das Gitterrohrgeflecht gehängt haben) zornig trompetend weiter bis in den Begrenzer, „rot“ sieht man bei 10.000 u/min und ab eben der benannten 8.000 u/min wird der „Kerl“ sogar noch richtig wild!!! Kaum zu glauben, aber wahr!! Durchzugstest im direkten – 6. Gang bei 70 km/h – erübrigt sich, wie ein „dicker“ V-Twin „geht“, dürfte bekannt sein. Annäherndes hab‘ ich auf der VTR 1000 F-„Firestorm“ erlebt, die bei Honda leider inzwischen ein Schattendasein führt. Nicht vergleichbar mit „emsig strampelnden“ Vierzylinderchen – „hackt’s“ im 6. – einen Gang runter in das gut abgestimmte Getriebe getickt – ab geht die Post. Kleine Kritik: Steh‘ an der roten Ampel – wie ärgerlich – am Berg, es ist warm, dem „Kerl“ unter mir steht’s in der Temperaturanzeige ein Segment über „mittel“, will anfahren, ein leises *kapoff* - und – abgestorben. Nunu – ich wollte unter 1.500 u/min lospoltern – wollte er aber nicht. Knöpfchen gedrückt – und was da erklingt, ist schauerlich. *Krrrkkkkrahatsch* macht’s, und es hört sich an, als wolle der Sport-Twin sich des lästigen, überforderten Anlassers entledigen – naja, elektromechanische Bauteile haben so ihre liebe Not mit großvolumigen, hochverdichteten und ein- bis zweizylindrigen Motoren. Kennt man ja.
Ich gebe zu – ich bin richtig emotional „angefressen“ von dieser Fahrmaschine. Ab auf die Autobahn, wie verhält sich dieses „Ding“ dabei? Gut – man hängt ab 130 km/h wie das „Segel im Wind“, die „Vorderhand“ wird spürbar nervöser, es sind nur ein paar Kilometer, aber wie ist das nach 2 Stunden oder mehr? Und – wichtigste Frage für den „vernünftigen“ Blader: „Hält“ das der Apparat auch 50.000 km und mehr auch durch, ohne umfangreiche und dementsprechend teure Motorrevision? 120 PS auf 2 Zylindern – das bedeutet thermische und mechanische Hochbelastung – bei aller Sympathie für dieses geniale Motorrad.
Scheiße – die Stunde Probefahrt ist mittlerweile um mehr als das Doppelte deutlich überschritten, fix zurück, aber was ist DAS? Die gelbe Spritwarnlampe ist wieder an – nach nur 80,5 Kilometern? Alle Achtung, mein „Freund“ scheint sich wirklich mit üblen Trinksitten richtig einen hinter die Binde zu kippen – wobei ich nicht weiß, wieviel Sprit beim Start noch ‚drin war, also nachschütten, nochmal für 10 Euro, wir wollen schließlich noch den Rest der Hausrunde zu Ende drehen. Am Ende stehen 1.125 km auf dem Zähler – beim Händler abgestellt und: Der „Haben-will-Effekt“ ist geweckt, ebenso stürmisch und fordernd wie bei der Probefahrt auf der SC-57, im Jahre 2004. Verkaufen, die Blade? Nee – da hilft nur Bankraub oder Lotteriegewinn. 11.300 EUR zusätzlich Fracht sind ‚ne Ansage. Was mach’ ich jetzt? Zusätzlich zur Blade - da kann ich mir zu Hause gleich den Möbelwagen bestellen.... .
*Seufz* - dieses Motorrad weckt alle Emotionen, die man als Mopedfahrer eben haben kann... – und zum Thema Zweitmotorrad neben der Blade, wenn denn der Lotteriegewinn winkte: Niemals ‚nen zweiten Supersportler wie etwa die GSX-R 750 in die Garage – niemals. Dafür ist sie mir – im direkten Vergleich – immer noch etwas zu „600-erig“, was die Motorcharakteristik angeht, „Stichwort Drehorgel“. Sondern die Superduke: Gaaaa-ran-tieert!!!! (Und als Erstmotorrad – flüstert’s leise im Hinterkopf?) Denn: Hubraum ist durch nix zu ersetzen – außer durch noch mehr Hubraum, gepaart mit einem solchen Fahrwerk.
Das ist – wie üblich – nur ein subjektiver Fahrbericht. Aus eigener „Erfahrung“ ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Hoffe, er gefällt.... .