Fahrbericht Kawasaki ZRX 1200, Bj. 2001
Dolomiten, 02.-09.07.2006
Hallo Leute, wie im Reifenforum vor einiger Zeit schon Mal angekündigt, hier mein ausführlicher Testbericht.
Vom 6.-9. Juli fand in Antermoia das 2. FTT statt. Mit Auto Anhänger, Kawa, Suzi und Freundin bin ich jedoch schon am 2.7. angereist.
Ich hatte also 1 Woche Zeit, die Kawa ausführlich zu testen.
Kurz vor der Tour hatte ich den katastrophalen BT020 noch schnell gegen den altbewährten Michelin Pilot Sport austauschen lassen. Die „nackte“ ZRX hat leider keine Freigabe für den MPP.
Luftdruck vorne 2,3 bar, hinten 2,6 bar.
Bereits auf den ersten Metern vom Hotel weg war ich froh (und meine Sozia auch) nicht auf der Kilogixxer zusitzen. Bei bis zu 15% Gefälle sitzt man auf der Kawa absolut komfortabel. Den normalen Schiebebetrieb kann sogar die Sozia über Knie/Füße/Fußrasten abfangen. Der Griff zu den seitlichen Haltebügeln (nach Aussage meiner Freundin übrigens besser, als hinten angebrachte Bügel) wird lediglich beim Anbremsen auf „Abwärts“-Spitzkehren erforderlich.
Zum Fahrverhalten: Die Kawa lässt sich mit dem MPS leicht und schnell von einer Seite zur anderen umlegen. Hier spielt sicher die spitze Kontur des Reifens eine Rolle. Beim BT020 ging das deutlich schwerer.
Bei Spitzkehren merkt man allerdings, dass die Kawa einen längeren Radstand als ein Supersportler hat. Ich musste deutlich weitere Linien fahren als mein Kumpel John Doe, der uns mit seiner SC57 begleitete. Das Einlenken ging noch einigermaßen gut, aber beim Rausbeschleunigen musste ich ordentlich Kraft aufwenden, um sie auf einer engen Linie und noch weiter in Schräglage zu halten.
Was im Odenwald noch gut passt, klappt in den Dolos nicht mehr: die Gangwahl.
Für Spitzkehren ist der 1. Gang zu kurz und der 2. Gang zu lang übersetzt. Insbesondere beim niedrigtourigen Rausbeschleunigen im 2. Gang nimmt sich der Vergasermotor in Höhenlagen gerne Mal eine längere Gedenksekunde, bevor der Vorschub sich einstellt. Wer bei Spitzkehren nach rechts im Scheitelpunkt bei voller Schräglage schon mal „verhungert“ ist, der weiß, wovon ich rede. Schweissspritzer innen ans Visier gibt es gratis dazu.
Das Fahrwerk ist nicht schlecht, aber auch nicht wirklich spitze. Man kann zwar vorne wie hinten Zug-, Druckstufe und Federvorspannung einstellen, aber es ist nicht fein genug abgestuft. Hinten gibt es für Zug- und Druckstufe beispielsweise nur 4 Stufen. Stufe 2 ist zu weich und Stufe 3 zu hart. That’s it. Wir sind dann lieber mit der weichen Stufe 2 gefahren, weil es auf schlechtem Asphalt und in Ortschaften mit Kanaldeckeln einfach angenehmer war.
Ansonsten macht der 1200er Motor in den Dolos riesig Laune. Genug Dampf in allen Lagen. Versuche, an der SC57 dran zu bleiben sind natürlich kläglich gescheitert (obwohl ich die Kawa zeitweise bis knapp über 10.000 Touren geprügelt habe). Resultat einer solchen Fahrweise ist ein erhöhter Sprit- (wen wunderts) und aber auch Ölverbrauch. Nach ca. 1.500 KM musste ich einen ganzen Liter nachfüllen. Den gleichen Effekt hatte ich im Juni bei einer Dolotour ebenfalls. War also kein Zufall. Jetzt werden einige sagen, der Motor hat ne Macke, aber es gibt keine Anzeichen dafür. Der Auspuff bläst nichts erkennbares ab und die Ventile sind erst eingestellt worden. Ich vermute ganz einfach, der 1200er ist für Drehzahlen um die 10.000 U/min einfach nicht gebaut und nimmt sich dann, was er braucht.
Am letzten Tag hab ich mir einen 4cm langen Nagel in den neuen Hinterreifen gefahren. Im Passeiertal hab ich’s gemerkt, aber die Luft hat Gott sei Dank noch bis zurück nach Antermoia gehalten. Da ich mit Hänger da war, stellt es auch kein Problem für die Rückfahrt nach Frankfurt dar. Gestern hab ich einen neuen MPS aufziehen lassen. 129,- €. Teurer Nagel.
Fazit:
Die Kawa ist angesichts des Preis-Leistungsverhältnisses ein sehr gutes Zweitmotorrad für den Soziusbetrieb. Seit das kleine Windschild dran ist, lassen sich sogar längere Passagen mit bis zu 160 Km/h und kürzere mit bis zu 200 Km/h gut aushalten. Für mich persönlich (kurze Beine) ist sie einen Tick zu hoch. Beim Rangieren im Stand muß man sich arg konzentrieren, die Balance zu halten. Insbesondere, wenn hinten noch jemand drauf sitzt.
Manko aus Sicht meiner Freundin: die Optik.
Die Kawa sieht ihr zu bieder aus (mir inzwischen auch).
Das nächste Zweitmotorrad hat mindestens eine Halbschale und einen Bugspoiler und es kommt auch wieder ein Sportauspuff drauf.
Laut ist zwar out, aber „leis’ „ ist „schei...“
So, und jetzt freue ich mich auf nächsten Samstag. Da mache ich mit der Suzi nämlich eine reine „Herrentour“. Die arme hat in den Dolos nämlich nur 150 Km machen dürfen, weil ich die meiste Zeit mit Freundin unterwegs war.
Die ersten Kilometer werde ich mich wohl erst mal wieder an die Sitzposition gewöhnen müssen (man kann nicht alles zur gleichen Zeit haben, höchstens nacheinander)
Gruß
OdenwäldeRR