Go Naked!

  • Noch ein Naked Bike – aber im Zeitalter der inzwischen auch mit viel Plastik „aufgerüsteten“ „Nackten“ ein doch recht anständiges – und die sichtbaren Plastikteile lassen sich wirklich an einer Hand abzählen, u.a. fällt der Tacho bzw. dessen Gehäuse darunter.

    Worum handelt es sich – in diesem Falle um den jüngsten Sproß aus Milwaukee, der FX 1200 „Nightster“.

    „Nightster“ – das heißt zunächst und in diesem Falle: schlicht und ergreifend: Schwarz. Schwarz wie die ehemalige Blechliesel – Henry Fords Modell „T“ – alles schwarz (vivid black). Schwarze Drahtspeichenräder, schwarzer Tank, schwarzer Rahmen, einzig der Motor trägt sein Gehäuse in grau daher.

    Für nicht ganz so "schwarze" Seelen gibt es noch die Farbkombinationen cool blue pearl, scarlet-red/vivid black, in einer Limited Edition mit psychedlic-purple/vivid black und apple green/vivid black.

    Auch dieses Motorrad – und das ist es in klassischem Sinne – ein richtig sympathisches „Motorrad“, kein Naked Bike, kein Cruiser – ein Motorrad eben, das seine Antriebsquelle unverhohlen herzeigt – und beim Blick auf den Lenker eben das Notwendigste an Informationen darbietet: Ein Tachometer mit kleiner Multifunktionsanzeige für Uhrzeit, Tageskilometer – damit hat es sich, darunter die üblichen Warnlampen für Blinker, Öl und Tankwarnsignal, wenn die Reserve angeknabbert wird.

    Nun – wie fährt sich so etwas? Im Gegensatz zu vielen Vorurteilen, die der Marke aus den Staaten entgegengebracht werden, sehr agil, denn auch hier gilt der alte Grundsatz:

    „Was macht ein Bike schnell?“ Klare Antwort: Keine technischen Gimmicks, sondern der Fahrer. Nun denn – „schnell“ ist auch bei diesem Eisenschwein (das ist es wirklich, Schutzbleche, Tank, - aus Blech) mit klassischem Rohrrahmen - relativ.

    Die Sitzposition – bequemer als man auf den ersten Blick denken mag, man sitzt entspannt tief „drin“ – mit gutem Kontakt zum Motorrad.

    Knopfdruck – der Anlasser tut sich schwer, die beiden dicken Kolben gegen die Kompression zu drücken, aber nach zwei Umdrehungen donnert es verhalten aus den Sidepipes und alles wippt und wackelt im Takt, ich ebenso. „Klonk“ – rastet der Erste vernehmlich ein, die – im Gegensatz wie von den ersten Testern behauptet – erstaunlich leichtgängige Kupplung (ja – es gibt noch Seilzugkupplungen und nicht nur hydraulisches Gedöns) kommen lassen – und die Fuhre strebt mit Druck voran.

    Rasch sind die 5 Gänge durchgeschaltet – nicht mit Schaltwippe, sondern mit klassischem Schalthebel – und man kann sich auf das Wesentliche konzentrieren, das Fahren. Das geht wunderbar, auch enges Kurvengeschlängel wird leicht gemeistert, die Reifen (seit neuestem setzt auch Harley-Davidson zumindest bei den Modellen Nightster 1200/Iron 883 auf Michelin) geben zuverlässig Rückmeldung über den Straßen- und Haftzustand, das Fahrwerk ebenso. Nichts für gasdruckverwöhnte Hintern und Upside-Down-Gabeln mit Luftpolster verweichlichte Händchen – jedes Schlagloch ist nicht nur eine Unebenheit, sondern ein Loch, in das der Apparat fällt – und das wird auch unmißverständlich mitgeteilt, die Schläge ins Kreuz durch den zwar bequemen, aber nur dünn gepolsterten Sitz kommen an. Was nicht nur an der Abstimmung (Dämpfung mit Zug- und Druckstufe – was ist das?) der hinteren Stereo-Federbeine liegt, sondern auch an der klassischen Vorderradgabel, die - bar jeder Einstellmöglichkeiten - und offenbar sehr geringem Federweg bei harten Bremsmanövern vor dem Einlenken sehr schnell auf Block geht und Schläge dann hart und metallisch weiterleitet. Macht aber alles nix – die durch solche Unbill gegenüber heutigen „High-Tech-Naked-, Super- und sonst noch Bikes“ gehörig in Unruhe geratene Fuhre beruhigt sich schnell wieder – und läßt sich (die linke Hand auch mal lässig auf dem linken Knie ruhend) ganz locker mit der Gashand durchs Geläuf führen, ohne einen Funken Unsicherheit aufkommen zu lassen, nicht zuletzt durch diesen Motor, mit dem man ohne viel Schaltarbeit einfach nur „mit dem Gasgriff fahren kann“.

    Zum Schluß – natürlich die Preisfrage:

    Auch hier zeigt sich Erfreuliches – die 67 Pferde in schwarzem Gewand sind schon für 9.970 EUR zu haben – im Zeitalter, wo selbst eine 600-er mit vier Zylindern diese Schallgrenze locker überschreitet – ein annehmbarer Preis.

    Kult? Gut – die großen Modelle der Marke mögen es immer noch sein, aber das hier ist – ich erwähnte es schon – mal wieder „nur“ ein richtig sympathisches – Motorrad.

    Viel Spaß beim Bildchen gucken – und Ablästern. :D