E-Call, schon mal gehört?

  • „eCall“ soll ab 2015 Pflicht werden
    Nach den Wünschen der EU-Kommission soll die Notruftechnik „eCall“ Autofahrer künftig besser schützen. „eCall“ übermittelt bei einem Aufprall des Wagens den Standort an den Rettungsdienst
    Ein weiterer Punkt ist der Datenschutz. Industrie und Politik müssen einen einheitlichen Standard finden, der sicherstellt, dass vom eCall-System eine Verbindung zum Mobilfunknetz erst in dem
    Moment hergestellt wird, in dem der Notruf ausgelöst wird. So soll verhindert werden, dass die Fahrzeuge wegen einer permanenten Verbindung ohne Zustimmung geortet werden könnten.

    "Theoretisch völlig transparent"
    Horst Müller-Peters vom Institut für Versicherungswesen der Fachhochschule Köln:

    Autofahrer müssen die Kontrolle über Daten behalten

    Skeptisch sehen viele Fahrzeughalter indes, was aus eCall folgen könnte. Da das Notrufsystem über das Handynetz eine Verbindung nach außen aufbaut,
    so die Befürchtung, könnte es ein Einfallstor für eine ständige Überwachung des Fahrzeuges sein.

    Dass Autobesitzer in diesem Punkt Bedenken haben, hat eine Studie ergeben. Erstellt wurde sie von Horst Müller-Peters, Professor am Institut für
    Versicherungswesen der Fachhochschule Köln.

    Alles, was im Auto elektronisch erfasst oder gesteuert werde, könne theoretisch weitergeleitet werden,
    so Müller-Peters im DW-Interview: Die Zahl der Insassen etwa oder ob der Fahrer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält. "Der Autofahrer ist also theoretisch völlig transparent.
    Im Moment erfährt aber niemand etwas von den Daten, weil sie im Fahrzeug bleiben."

    Denn geplant ist eCall als "schlafendes System". Das heißt, die Box an Bord des Fahrzeuges bucht sich erst in ein Mobilfunknetz ein, wenn ein Notfall bemerkt oder ein Notruf abgesetzt wird.
    Doch die vom System permanent gesammelten Daten sind auch für andere Anwendungen durchaus nützlich - dann wäre das eingebaute Gerät allerdings unter Umständen ständig online.


    Der ganze Aufwand nur um bei einem Unfall, sofort mit einer Rettungsstelle verbunden zu werden? Wo fast jeder Bürger dieses Landes ein Handy oder zwei besitzt? Wo die Leute am Unfallort
    bevor sie helfen, per Handy den Notarzt rufen?

    Tja, dann kann dann als Beispiel, bei verspäteter Zahlung von Steuer / Versicherung des Fahrzeugs, per Funk die Kiste auch lahmgelegt werden. Autobahnraser ( oder Verfolgungsjagt),
    nach Ende der Messstrecke und Aufforderung zum anhalten, erst mal die Zündung unterbrechen? Von den anderen Möglichkeiten die dadurch ergeben mal ganz abgesehen.

    Ich glaube, das ich zum "Oldtimer-Fan" werde. :D

    Gruss Chang-Noi


    Das Geheimnis des Lebens besteht aus Rechtschaffenheit und fairem Verhalten.
    Wenn man das vortäuschen kann, hat man es geschafft .... Groucho Marx

  • Finde sowieso, dass der EU-Kommission mal jemand die Federn stutzen sollte, auch die Feinstaubverordnung ist ja schon so ein Schildbürgerstreich... aber so ist das halt, wenn man blöd lächelnd einfach Kompetenzen an die EU abgibt (oder in dem gleichen Gemütszustand z.B. Griechenland in die EURO-Zone aufnimmt) , irgendwann wird es einmal zuviel, es ist schwer, den Serotonin-Spiegel angesichts der Realitäten konstant aufrecht zu erhalten. Als Resultat haben wir in Südeuropa bald einen einzigen Finanzminister, genannt "Max Nix" , Deutschland darf blechen (was auch sonst) , und zum Dank dafür dürfen wir nur noch in Schrittgeschwindigkeit artig dreinschauend in der Gegend rumfahren... all das natürlich bei einem Steuersatz jenseits der 50 Prozent... irgendwie kanns das doch nicht sein

  • Na das wäre eine dankbare Aufgabe für den CCC, nachzuweisen, dass der Daenschutz nicht funktioniert und dann ab zum Bundesverfassungsgericht.

    If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way. (Captain Edward A. Murphy, jr.)

  • „eCall“ soll ab 2015 Pflicht werden
    Nach den Wünschen der EU-Kommission soll die Notruftechnik „eCall“ Autofahrer künftig besser schützen. „eCall“ übermittelt bei einem Aufprall des Wagens den Standort an den Rettungsdienst
    Ein weiterer Punkt ist der Datenschutz. Industrie und Politik müssen einen einheitlichen Standard finden, der sicherstellt, dass vom eCall-System eine Verbindung zum Mobilfunknetz erst in dem
    Moment hergestellt wird, in dem der Notruf ausgelöst wird. So soll verhindert werden, dass die Fahrzeuge wegen einer permanenten Verbindung ohne Zustimmung geortet werden könnten.
    [..]

    Ehrlich gesagt: Die Story ist schon EINIGE Jahre alt.

    Bereits 2004 gab es eine Initiative bei der die Automobilhersteller diverse Zusagen machten. Das Ergebnis findet sich tatsächlich in einigen Fahrzeugen von BMW, Mercedes etc. Stichwort: Connected Car.

    Im Jahr 2011 gab es dann eine entsprechende Kommissionsempfehlung (nicht rechtlich bindend) für einen eCall und Ende 2015 soll es eine Richtlinie zur Typengenehmigung von Fahrzeugen geben, die in nationales Recht umzusetzen ist.


    Bis vor geraumer Zeit war es jedoch so, daß ein automatischer Notruf über Notrufnummern gar nicht zulässig war. Die Notrufverordnung sah vor, daß nur ein Mensch einen Notruf über die Zentralnummern (110,112) auslösen kann. Die oben angesprochenen Lösungen der Automobilhersteller greifen auf ein Service-Center der Hersteller zurück, bei denen die vom Fahrzeug ausgelösten "Notrufe" auflaufen und erst dort ein echter "Notruf" abgesetzt wird.
    Die Notrufverordnung wurde vor gut einem Jahr diesbezüglich angepasst und umfasst nunmehr explizit den eCall.

    Wie man sehen kann, reden wir von einem Zeitraum von fast 10 Jahren. Was daran neu ist, erschließt sich mir nicht so richtig?!
    Ich möchte das hier nicht bewerten, also als gut oder schlecht bezeichnen, doch verstehe ich die "plötzliche" Aufregung nicht, wenn das Thema seit Jahren auf der Agenda steht.

    im Weiteren:

    • Ob es eine Verknüpfung der Boardelektronik mit der Notrufsystem geben soll, ist nicht explizit gesagt. Bei den oben genannten Systemen von BMW und Mercedes ist das schon seit JAHREN so! Also auch nicht neu.. hier zahlen die Fahrzeughalter sogar Geld an die Hersteller!
    • und das Problem der Überwachungsmöglichkeit ist auch nicht neu sondern bereits bzgl. den Anfängen von eCall diskutiert als auch den On-Board-Units von TollCollect die ebenfalls "herumfunken".
    • es gibt übrigens auch ein eCall System für Motorradfahrer in einem Schuberth Helm ("Rider ECall")

    @ Chang-Noi:
    Ziel des eCall ist die automatische Auslösung eines
    Notrufes ohne menschliches Zutun. Was bringt dem Verunfallten ein Handy,
    wenn er dies nicht (mehr) bedienen kann?

  • Wie alt die Idee ist oder wann darüber nachgedacht wurde, interessiert mich eigentlich recht wenig.
    Fakt ist, das ich mich in naher Zukunft mit einem System auseinander setzen muss, das einen weiteren Eingriff in mein Privatleben bedeutet,
    den ich nicht kontrollieren kann.

    Und wer glaubt das das System "nur" dafür da ist, um bei Unfällen den Notruf auszulösen, der glaubt auch daran, das dass Internet nur aus dem
    Grund von der NSA ausspionierte wird wegen den pösen Terroristen. Mit dem System, wirst Du vollkommen gläsern, was deine Fahrtrouten betrifft.
    Wenn Daten verfügbar sind, werden sie auch ausgewertet! Ein weiteres Mosaiksteinchen zur totalen Überwachung!

    Gruss Chang-Noi


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  • Ich finde die ganze Kiste ebenfalls bedenkenswert.
    Einerseits finde ich die Technologie sehr hilfreich für Motorradfahrer, aber jeder sollte selber entscheiden können ob er sich ein Notrufsystem anschafft oder nicht.
    Die EU mischt sich meiner Meinung nach auch viel zu viel in unsere Privatsachen ein. Schweinerei!
    Das ist meiner Meinung nach einer der Mittel um das Volk zu kontrollieren. Das passiert leider schon auf vieler Art und Weise.

  • Das ganze ist in meinen Augen eine eklatante Verletzung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung. Gegen das, was in den letzten Jahren an Freiheitsrechten beschnitten wurde, insbesondere wenn man den Faktor Effektivität ins Kalkül einbezieht, ist die Stasi ein Waisenkind gewesen. Ich persönlich werde, falls das geltendes nationales Recht werden sollte, versuchen eine technische Lösung zum Stilllegen anzuwenden und im übrigen das BVerfG bemühen, sollte ich deswegen belangt werden.

    Gruß Bernd

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  • EU-Innenpolitiker segnen Auto-Notruf eCall ab

    Der Innenausschuss des EU-Parlaments hat sich hinter die Initiative zur Einführung des Auto-Notrufsystems eCall gestellt. Änderungsanträge, wonach Nutzer die Ortung manuell abstellen können sollten, fanden keine Mehrheit.

    Ab 2015 sollen alle neuen Autos europaweit mit einem "eCall" genannten Ortungssystem ausgerüstet werden, mit dem sich die genaue Position der Fahrzeuge ermitteln lässt. Den entsprechenden Verordnungsentwurf der EU-Kommission haben die federführenden Innenpolitiker des Parlaments am Donnerstag weitgehend befürwortet. Verschiedene Fraktionen hatten in ihren Änderungsanträgen (PDF-Datei) gefordert, Autofahrer sollten die Anlage auch ausschalten können, fanden dafür aber keine Mehrheit.
    Auch der Berichterstatter des Ausschusses Axel Voss (CDU) hatte sich in dem Berichtsentwurf (PDF-Datei) des Ausschusses zunächst für die Möglichkeit der manuellen Deaktivierung ausgesprochen. Voss konnte sich damit aber gegen den Großteil der Abgeordneten in der konservativen Europäischen Volkspartei sowie der sozialdemokratischen Fraktion nicht durchsetzen.

    "Grenzübertretung"

    Der grüne Innenexperte Jan Philipp Albrecht kritisierte die Entscheidung, künftig Autofahrer durch obligatorische eCall-Systeme "komplett überwachen zu lassen", als "massive" und mit den Grundrechten der Betroffenen nicht vereinbare "Grenzübertretung". Er appellierte an das Plenum des Parlaments, das über das Vorhaben noch abstimmen muss, "die automatische Überwachung aller Fahrzeuge aus der Verordnung streichen". Im Herbst hatte sich bereits der Bundesrat für für Nachbesserungen ausgesprochen und eine Beschränkung des übermittelten Datensatzes gefordert.

    Anfang der Woche hatte der baden-württembergische Datenschutzbeauftragte Jörg Klingbeil eCall als "Einfallstor für weitere Telematikanwendungen" ins Auto ohne taugliche Privatheitskonzepte bezeichnet, sodass der gläserne Fahrer drohe. Der Präsident des bis Freitag laufenden Verkehrsgerichtstages, Kay Nehm, sorgte sich ebenfalls, dass es bisher "keine gesetzlichen Regelungen zum Datenschutz gibt, die für das Kraftfahrzeug passen". Unklar sei auch, wer nach Unfällen die von Bordcomputern gespeicherten Daten zu Fahrweise, Tempo und Bremsverhalten nutzen dürfe. (Stefan Krempl) / (vbr)

    Big Brother ist demnächst unser Beifahrer :lupe:

    Gruss Chang-Noi


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