Jetzt ist mal etwas Hilfe gefragt........falls jemand Lust hat zu lesen.
Ich dachte bisher immer bei "Die Welt" einigermaßen sinnvolle und sachliche Artikel zu lesen. Gerade habe ich folgenden Text auf der Online-Seite von Die Welt unter der Rubrik "Kultur" rausgezogen.....
ZitatAlles anzeigenOriginal von Ronja von Rönne, Korrespondent, Die Welt
Im Elektro-Laden ist der Mensch ein ärgerlicher FehlerIn den großen Elektronikmärkten ist nichts verhandelbar, alles ist absolut. Eigentlich ist einzig der Mensch ein ärgerlicher Fehler im System. Warum nur gehen die Leute in den Media Markt? Von Ronja von Rönne
Media Markt ist der Laden, zu dem man geht, weil er näher als Saturn ist. Im Prinzip ist es aber völlig egal. Beide Ketten gehören seit den Neunzigerjahren der Media-Saturn-Holding GmbH. Nur die komplementären Farben suggerieren Konkurrenzkampf, ansonsten verkaufen beide Drucker und Smartphones, und in beiden vergisst man, was es heißt, Mensch zu sein.
Egal ob Saturn oder Media Markt, man wird aggressiv angeschwiegen, wahlweise von roten oder blauen Pappschildchen. Man sei doch nicht blöd. Geiz sei geil. Humanismus scheint überwunden, vielleicht passiert das, wenn man nur von Technik umgeben ist.
Es ist Samstag. Ich brauche ein Ladekabel für mein Handy. Es piepst aufgeregt in meiner Tasche und verschwendet seine letzte Energie damit, mir alle zwei Sekunden mitzuteilen, dass es keine Energie mehr habe.
"Wer will, der kriegt", steht da. Ich will lieber nicht
Ich stehe mit Kind an der Hand auf dem Alexanderplatz und muss mich zwischen Saturn und Media Markt entscheiden. "Magst du lieber rot oder blau?", frage ich etwas ratlos das Kind. "Mir egal, ich will Playsi zocken", sagt das Kind und lässt mich niemals Mutter werden wollen.
Ich stehe zwischen den beiden Optionen und denke über die Möglichkeit eines Ladekabels nach. Irgendwann zieht mich das Kind über die Straße, es will sein Leben nicht im Konjunktiv verschleudern. Media Markt also.
Über uns hängt ein Schild. "Wer will, der kriegt", steht da. Ich will lieber nicht.
Ich lasse das Kind ziehen. Es fährt die Rolltreppe hoch, vorbei an einem Schriftzug. "Immer für Sie da", neben riesigen Lettern verschwindet es aus meinem Blickfeld. Eine Studie hat rausgefunden, dass Ehen proportional zum Preis des Eherings eher scheitern. Die Größe des Klunkers kompensiert die Unsicherheit. Die grellen Farben überall. Die lauten Botschaften. Die viel zu groß geratenen Worte. Vielleicht muss mir Media Markt sehr oft versichern, dass wir zusammen gehören, weil er weiß, dass ich immer noch nicht an uns glaube.
"Die Fernseher haben Wireless und sind smart"
Der Media Markt am Alexanderplatz ist sehr groß. Man ist dort sehr klein. Alles piepst und trötet und macht Geräusche. Und selbst schweigt man in Ehrfurcht vor all der Zukunft, die man sich nicht leisten kann.
Ich durchquere einen Wald an Fernsehern. Stumm, synchron und dutzendfach läuft ein Fußballer über Bildschirme in Leinwandgröße.
Die Fernseher haben Wireless und sind smart.
"Die Fernseher haben Wireless und sind smart", sagt ein Verkäufer zu einem jungen Paar.
"Ach so", antwortet ein Kunde. Auf seinem Pulli steht "L.A. is my next stop". Ich möchte mitkommen.
Vielleicht ist das Schlimme an diesen Elektro-Riesen, dass darin alles so scheinbar funktioniert. Man kommt herein, als fehlerhafter Mensch, vielleicht hat man gerade die Frau, die man liebt betrogen, oder Eier aus Käfighaltung gekauft, und plötzlich ist man umgeben von Perfektion. Glatte Laptops, Betriebssysteme, die immer schneller werden, Handys und Fernseher, smarter als man selbst.
Man verirrt sich nicht in Elektromärkten
Der Mensch hadert, aber von Geräten weiß man: "Soo! muss Technik". Hier wird nicht verhandelt. Hier hat man 15 oder 17 Zoll. HD-Kamera oder nicht. Alles ist absolut, und eigentlich ist nur der Kunde ein ärgerlicher Fehler im System. Und weil die Verkäufer entgegen dem Klischee alle sehr freundlich und sehr bemüht sind und weil Ratenzahlung hier quasi nichts kostet und weil alles schwierig ist, kauft man sich eben ein Samsung Galaxy. Das kann man dann nach Hause tragen, damit wenigstens irgendetwas funktioniert, bis die Garantie abläuft und es kaputt geht. Geräte gehen immer erst kaputt, wenn die Garantie vorbei ist oder wenn man die Rechnung vorher verloren hat. Dann kommt man wieder, ein, zwei Jahre später, und alles sieht genauso aus wie vorher, nur noch besser, noch schärfer, noch schneller.
Ich finde das Ladekabel, das geht einfach. Man verirrt sich nicht in Elektromärkten. Alles ist übersichtlich. Alles ist einfach, alles funktioniert, aussuchen, mit Smartphones ratlos Bilder von anderen Smartphones machen, um die Kamera zu testen, und ja, da erscheint ein Bild, die Kamera tut, was Kameras tun sollen, und dann trägt man sein Päckchen zur Kasse, denn jeder hat seins zu tragen und man möchte nicht unangenehm auffallen.
Man geht zur Kasse, man bezahlt, man verstaut die Rechnung ordentlich im Geldbeutel, man wird darauf hingewiesen, dass man nach der Pin-Eingabe auf Grün drücken muss, obwohl man das weiß, und dann verlässt man den Laden. In der Hand trägt man eine Tüte, entweder blau oder rot, und sicher nichts dazwischen, und schämt sich auf dem Nachhauseweg für seinen verstaubten Zukunftspessimismus.
......kann mir jemand erklären, was uns die Autorin dieses Textes damit sagen will? Wo ist der Inhalt, die Aussage? Warum bekommt man sowas öffentlich auf "Die Welt" vorgesetzt? Und warum empfehlen das 1189 Menschen auf Facebook?
Ich bin grad echt ratlos.