R1 RN32 Rennstrecken-Testbericht (long version)

  • Fahrbericht R1 – Rennstrecke (long version !!!)


    So, nachdem bei meiner nagelneuen R1 bereits im Februar im Rahmen der Rückrufaktion das Getriebe getauscht wurde und ich sie im März/April vorschriftsmäßig bis 1.600 Km auf der Landstraße (bei teilweise lediglich +4 Grad .....brrrrrrrrrrrrr) eingefahren hatte, konnte ich sie am 1. Mai das erste Mal auf der Rennstrecke bewegen.


    Hockenheim GP-Kurs mit Speer.


    Entgegen der Wettervorhersage in den Tagen zuvor, hatten wir fast perfekte Bedingungen. Bis zum Morgen hatte es in Hockenheim zwar noch geregnet, aber bereits zum ersten Turn war die Strecke komplett abgetrocknet. Der Tag war überwiegend sonnig. Es wehte ein kühler Nordwind, aber die Temperaturen erreichten am Nachmittag sogar bis 18 Grad.


    Zurück zur R1.


    Neben dem üblichen Racing-Schnickschnak wie Rennverkleidung, V-Trek Brems- und Kupplungshebel, GB-Racing Motordeckel, Lightech Kettenspanner, LSL-Achsprotektoren und Stomp-Grips, hatte ich mich bei den wesentlichen Dingen auf bewährtes und auf meiner ZX10R bereits mehrfach erprobtes Material verlassen. Als Vorderreifen kam ein Pirelli Diablo Superbike Slick SC1 zum Einsatz, hinten hatte ich einen Brückenstein Slick V02 medium in der Größe 200/655R17 montiert. Bremsbeläge hinten waren original, vorne TRW CRQ. Übersetzung war ebenfalls original. Das Fahrwerk hatte ich ebenfalls in der Werkseinstellung belassen.


    Kurz vor dem ersten Turn kontrollierte ich nochmal den Luftdruck der vorgeheizten Slicks. Vorne 2,3 und hinten 1,5 bar heiss. Perfekt und gemäß der stets guten Empfehlung von gp-reifen.com. Die Spritmenge betrug 6 Liter über Reserve und sollte somit für einen 20min Turn ausreichen (dachte ich). Als Fahrmodus wählte ich die werkseingestellte „Straßenvariante“ C mit einer modifizierten Powerstufe. Regulär ist bei Modus C die Stufe PWR 3 eingestellt (Range 1 – 4). Mutig ging ich gleich auf Stufe PWR 1. Die Traktionskontrolle ließ ich auf Stufe 5 (Range 1 – 9) und Slidecontrol auf Stufe 3 (Range: off –3).


    09.40 Uhr. Ampel grün für Turn 1 der weißen Gruppe. Ausfahrt Boxengasse, Gas, 1. Gang, 2. Gang, 3. Gang und dann vor der Nordkurve drei Mal die neuen CRQ eingebremst. Soft, mittel, voll – fertig. Soviel zum immer wieder diskutierten „Einbremsen“ von neuen Bremsbelägen. Zumindest bei den CRQ klappt das hervorragend. Wer ganz sicher gehen will, kann die zweite Kurve auch noch nach diesem Schema anbremsen. Danach – Feuer frei.


    Wieder zurück zur R1. Die erste Runde ging ich noch etwas verhalten zu Werke. Das erste Training seit sieben Monaten, neues Motorrad, neue Reifen .... ich wollte sie nicht gleich wegwerfen.


    In Runde zwei zog ich das Tempo etwas an. In Runde drei war ich dann so bei 80%, was für den ersten Turn dann auch erstmal reichen sollte. Am Ende von Turn 1 stand eine 1:57 auf der Uhr. Hinsichtlich meiner bisherigen Bestmarke von 1:54 war das schon mal ganz gut. Gar nicht gut dagegen war der Spritverbrauch. Erst in der Box fiel mir die blinkende Reserveanzeige auf. Die Diva hatte sich doch tatsächlich 7,5 Liter Super-Plus genehmigt. Aber das war noch nicht der Spitzenwert. Es sollten am Nachmittag dann auch nochmal 8,2 Liter werden. Zum Vergleich: bei der ZX10R lag ich bei einem 20min Turn auf dem HHR-GP-Kurs irgendwo bei 6 – 6,5 Liter.


    So, jetzt zu den eigentlich wichtigen Erkenntnissen.


    Die R1 geht wie Hölle !!!


    Bereits von unten raus liegt „gefühlt“ deutlich mehr Drehmoment an, als ich es bisher von der ZX10 kannte. Hatte ich mir mit der Kawa an den meisten S1000RR noch die Zähne ausgebissen, so war das gestern mindestens gleichwertig. Zumindest die BMW’s, die gestern unterwegs waren, sind mir nicht weggefahren. Ganz im Gegenteil. Sowohl Start-Ziel, als auch Parabolika und hinter der Spitzkehre konnte ich einige Überholmanöver in der Beschleunigungsphase durchführen. Die Kawa ging allenfalls noch bis zum 2. Gang aufs Hinterrad. Die R1: 1. Gang – Wheelie, 2. Gang – Wheelie, 3. Gang –Wheelie, 4. Gang – Wheelie. Aber dank Wheelie-Control und ausreichend Gefühl im Handgelenk alles kein Problem. Wenn man will, kann man sie auch auf dem Boden halten.


    Auf der Bremse ist die R1 sehr gewöhnungsbedürftig. Auch wenn man die Fußbremse nur leicht zur Unterstützung anlegt, bricht das Heck zur Seite aus. Meine Empfehlung: Fußbremse ignorieren. Die R1 bremst beim Betätigen der Vorderradbremse hinten automatisch (anteilig) mit. Es dauerte ein paar Schreckmomente, bis ich darauf kam, die Fußbremse einfach nicht mehr zu benutzen. Danach war alles gut.


    Mit dem Fahrwerk bin ich in der Werkseinstellung noch nicht ganz zufrieden. Auf der Parabolika neigte die R1 bei Top-Speed im 6. Gang etwas mehr zum Pendeln, als die ZX10. Möglicherweise dem kurzen Radstand geschuldet. In allen anderen Passagen war alles bestens. Insbesondere das Einlenken war total easy. Engere Radien fahren als der Vordermann war in fast jeder Kurve möglich. Beim Rausbeschleunigen lag sie deutlich ruhiger als meine ZX10. Kein wild arbeitendes und unter dem drohendenden Gripverlust wimmerndes Hinterrad, wie ich es die vergangenen Jahre häufig erlebt hatte. Traktionskontrolle in Stufe 3 und Slidecontrol in Stufe 2 waren für mich gestern die optimale Kombination. Die „Dicke-Eier-Variante“ mit beidem in Stufe 1 werde ich sicher irgendwann auch mal ausprobieren.


    R1 und Gasannahme. Ein Kapitel für sich und von einigen Testern auch schon kritisiert. Wie bereits weiter oben beschrieben, startete ich im ersten Turn mit Power-Stufe 1. Das heißt die Drosselklappen öffnen quasi synchron mit der Drehung des Gasgriffs. Zunächst war ich mit der Powerstufe 1 anscheinend überfordert. Harte Lastwechsel und der ein oder andere heftige „Schüttler“ im Scheitelpunkt der Kurve trübten den Fahrspaß. Also ging ich für Turn 2, 3 und 4 vorübergehend auf PWR Stufe 2 zurück. Nachdem ich mich nach und nach immer mehr mit der R1 vertraut gemacht hatte, ging ich bei Turn 5 wieder mit PWR Stufe 1 raus. Dieses Mal ging es besser. Und ich weiß (oder glaube zu wissen), woran es liegt. Wer in Power Stufe 1 glücklich werden will, muss einfach voll am Gas bleiben und die R1 fordern. Wer, wie ich im ersten Turn, nur mit 80% rumgondelt, der wird auf Stufe 1 nie glücklich werden. Außerdem sollte bereits vor der Kurve wieder leicht Gas angelegt werden. Dann läuft sie wie auf Schienen durch die Kurve und zieht einen sauberen Strich.


    Jetzt noch ein Thema, was zwar nicht schnell macht, aber trotzdem ja irgendwie dazu gehört.


    Der Sound.


    Leute ...... was soll ich sagen. Was sich auf der Landstraße schon ankündigte, hat sich gestern bestätigt. Die R1 röhrt wie ein brünftiger Hirsch. Im Schiebebetrieb rotzt und spuckt sie verdorben hinten raus, dass sich einem die Haare aufstellen. Sogar an Stellen wo man gar keine Haare vermutet oder sie bereits wegrasiert hat. Und das trotz Kat/Vorschalldämpfer und Serientopf. Rossis M1 lässt grüßen.


    Also ich war ja eigentlich schon immer ein wenig in meine Motorräder verliebt. Deswegen kauft man sie ja auch. Aber die R1 toppt alle bisher von mir gefahrenen Motorräder. Das ist mein Motorrad. Und so fügte sich am Ende des Tages meine neue persönliche Bestzeit von 1:52,77 auch passend ins Gesamtbild ein. Das ist zwar immer noch weit weg von den richtig schnellen Jungs, aber für einen alten Mann ganz akzeptabel, denke ich.


    Sorry, wenn der Bericht nun doch etwas länger als geplant ausgefallen ist. Wer noch weitere Details wissen möchte, kann sich gerne melden. Werde versuchen, alle Fragen zu beantworten. Ansonsten: einfach mal selber fahren ... die neue R1.


    Gruß
    OdenwäldeRR

    3 Mal editiert, zuletzt von OdenwäldeRR (2. Mai 2016 um 12:11)

  • Da decken sich deine Erfahrungen weitestgehend mit denen von nem Freund in Cartagena. Und ja der Sound der R1 ist schon was besonderes, vorallem selbst Original nicht wirklich leise ;)
    Mir gefällt sie auch, bleibe aber vorerst bei meiner gepimpten SC59 (-:
    Viel Spaß noch mit dem Crossplane.

    R.I.P. Matze aka Rippe

  • Hallo Leute,
    ich schiebe mal noch meine neueste "Lärm-Erfahrung" nach.
    Nachdem ich am 1. Mai auf dem Hockenheimring mit Speer wegen Originalauspuff inklusive Vorschalldämpfer noch nicht mal zur Standgeräuschmessung musste und völlig sorgenfrei fahren konnte, gab es an Pfingsten auf dem HHR eine kleine Überraschung.

    Meine R1 wurde im Stand mit 111 dB gemessen. Originalauspuff und Vorschalldämpfer - allerdings mit geöffneter Auspuffklappe (die bei 6.000 U/min aber sowieso aufgeht).

    Mit Hinweis auf den 1. Mai (wo ich ja schon mal ohne Beanstandung gefahren bin) und auf die Plakette am Rahmen der R1 (99 dB bei 6.750 U/min), durfte ich dann aber trotzdem rausfahren um zu messen, wie laut die R1 auf der Strecke im Fahrbetrieb ist.

    Das war Gott sei Dank erfolgreich. Keine Beanstandungen.

    Nichtsdestotrotz werde ich bestimmte Strecken zukünftig wohl meiden. Das oben geschilderte Beispiel hat gezeigt, wie unsinnig die Standgeräusch-Messungen sind. Den Typen mit dem Messgerät habe ich dann später nochmal angesprochen. Er konnte es selber kaum glauben, dass die R1 im Fahrbetrieb "so leise" ist.

    Eine Zeitenverbesserung hat es auf dem IDM-Kurs dieses Mal leider nicht gegeben. Am Ende stand die Vorjahres 1:38, die ich auch mit der Kawa gefahren bin. Insgesamt waren die Zeiten aber nicht besonders hoch. (Galinski mit 1:34 mal ausgenommen - oder war es sogar 1:32? - keine Ahnung). Es war noch viel Gummi von der DTM und von irgend einer "Drift-Challenge" auf der Strecke. Außerdem hatte es am 1. Tag durchgängig geregnet, so dass die meisten Fahrer sich nicht richtig "eingrooven" konnten.

    Gruß
    OdenwäldeRR

  • Bei der 2016 Kawa geht die Klappe bei 5800ump bis 6800ump ca. 1/3 zu.
    Hab es auf dem Ständer mit abgebauten Schalldämfer getestet
    Mit dem Originalauspuff war es unterm Helm nicht zu hören, aber mit dem Bodis Schalldämfer schon.

    Ob es an der Euro4 Homoligation liegt kann ich nicht sagen.

    Cuxman

  • 25.04. - 28.04.16 Racecamp Rijeka
    Pfingsten Fischereihafenrennen
    19.-21.08. Magny Cours
    11.-12.06. NBR GP Motorrad Action Team
    26.06. RLC 8H Rennen
    03.-04.09. Oschersleben
    25.09. RLC 6H Rennen
    03.10.-06.10. Rijeka

  • Am WE beim Fischereihafen Rennen, wo die Mopeds frei ausatmen dürfen, fuhren auch 3 aktuelle R1 mit. Subjektiv waren sie die leisesten im Feld auch gegen die aktuelle S1000RR.
    Der Klang war natürlich Sahne der R1 aber dürfte ruhig mehr kommen.

    Am meisten stach eine Aprilia RS v4 heraus. Die klingt verdammt lecker, muss ich ja sagen.
    Aber alles Flüstertüten im Vergleich zu Stefan Merkens Bikes...