Die Lösung meiner Probleme! Ventilschaft und co.

  • Seit dem kauf meiner SC33 im März haben sich massig Probleme gesammelt. Einige werden sich erinnern.
    Angefangen hatte es mit dem Vergaser und dem Dynojet Kit welches darin verbaut war. Das Bike lief wie ein Sack Nüsse. Vor allem untenrum.
    Probleme mit Benzinhahn.
    Probleme mit Thermostat.
    Und zu guter letzt: Rasseln von 3.500-4.000 touren. Das Nageln (vergleichbar mit dem Ford Fiesta Nageln). Stottern beim Anfahren, unruhiger lauf untenrum. Ölverbrauch von ca. 2 Liter auf ca. 1000~ km. Und andere Kleinigkeiten wie teilweise schwer gehende Gänge, schlagende Kupplung etc. ...

    Aufgrund der Tatsache das die Ventilschaftdichtungen vermutlich durch die Standzeit schaden genommen hatten, habe ich mir einen gebrauchten Zylinderkopf einer SC33 ´98 in Ebay gekauft. Mitsam WaPu.
    Vor 2 Tagen ging es dann noch zu Honda für eine neue Kopfdichtung. Krümmerdichtringe und Schlauch noch besorgt und los gings.

    Verkleidung demontiert, Sitzbank ab, Tank runter, Airbox runter, Vergaser runter, Kabel ab, Schläuche ab, Flüssigkeit aufgefangen, Kette mit Ritzel runter, Auspuff ab. Und die gut 70 kilo unterm rahmen raus gezogen.
    Ventildeckel ab und erst mal wehmütig den Zylinderkopf von innen betrachtet. So wirklich demontieren wollte ich ihn nicht. Aber ich musste!
    Abdeckung rechts runter und per Nockenwellenräder auf OT gestellt. Dabei fiel mir schon auf das die Steuerzeiten scheinbar nicht stimmten. Hab leider kein Foto deswegen Schematische Paint Zeichnung :D
    Nun gut dachte ich mir nichts weiter dabei. Vielleicht täuscht das gebückt nur etwas und hab mir keine weiteren sorgen gemacht. Kettenspanner raus, die Lagerböcke gelöst, die Nockenwellen raus, die Kette gesichert und vordere Laufschiene demontiert.
    Dann fiel mir schon auf das es kleinere Macken im Zylinderkopf gibt.
    Gut ich dachte an nen Fremdkörper und erklärte mir damit schonmal das Rasseln welches nach Dr.Fireblades test nicht vom SKS kommen konnte.
    Zylinderkopf schrauben gelöst. Zylinderkopf runter und zur Seite.
    Und dann sah ich das:

    Plötzlich wurde mir SEHR VIELES klar. Bevor ich mir jedoch den Kopf darüber zerbrach kontaktierte ich Herrn Doc. und fachsimpelte mit ihm direkt über das was ich mir dachte und er ebenso empfand.
    Die Steuerzeiten sahen in etwa so aus:

    Vielleicht sogar noch etwas mehr vor dem OT. Übergesprungen ist da nix! Kann ich mir nicht vorstellen. Das wurde scheisse instandgesetzt bzw. zusammengebaut.
    Wir gehen von min. 2 Zähnen aus die nicht stimmten. Die Auslassventile berührten die Kolben (Nageln) und verewigten sich in diesen.
    Die weitere Theorie war: Durch den Widerstand an der Auslassnockenwelle Lupft/schwingt/hakt etc. ... die Kette und das Rasseln entsteht. Warum nur bei 3500-4000 touren? Warum das Anfangs bei guter Betriebstemp. weg war? Kein Plan. Vielleicht hat der Dock da ne Erklärung.
    Gut der alte Kopf ist wohl in Docs Worten: "Fritte". Gott sei dank hatte ich nen anderen da. Montiert, Ventilspiel eingestellt, Steuerzeiten PERFEKT eingestellt (Deutsche Präzision siehe unten). Alles zusammengebaut.
    Schlüssel rumgedreht ....
    Start! Das Herzklopfen in solchen Momenten ... ich meine irgendwo ist es für mich ja auch etwas Routine. Am Auto schon duzende male solche eingriffe. Aber Fehler weiß man nie vorher das man sie gemacht hat.

    Die Fireblade lief. Choke habe ich zum starten gezogen, direkt wieder raus gemacht. Anfangs musste ich noch selbst etwas Gas geben aber dann lief sie endlich auch mal ohne das Gas halten zu müssen.
    Unheimlich ruhig und gleichmäßig. Erst mal keine Geräusche. Sogar das Klopfen von der Kupplung ist weg gewesen.
    Hab dann die Verkleidung komplett wieder montiert und bin dann auch mal probe fahren.
    Kein Nageln mehr. Kein Rasseln mehr. Tourt untenrum sauber hoch ohne stottern. Schaltet sich deutlich weicher. Ist im Standgas enorm stabiler und gleichmäßiger.
    Vielleicht könnte ich da mit Synchronisieren noch was rauskitzeln aber ich wäre fast schon so zufrieden.

    Komisch ist: Die verstellte Steuerzeit hat sich natürlich auf den lauf untenrum stark ausgewirkt. Allerdings in der Volllast war sie komplett da. Ich habe jetzt schon einige Autobahn km hinter mir mit 270 kmh laut Tacho und mehr. Keine Spinnerei, Angeberei oder dergleichen. Sie lief auf Vmax und das sehr gut. Doc hatte es angebrabbelt vermutlich laut gedacht beim Telefonat das eine Absicht dahinter stecken gekonnt hatte wegen Leistung aber direkt verworfen. Genau drüber nachgedacht hab ich selbst auch noch nicht.
    Allerdings hatten sagen wir mal 2 Zähne Steuerzeit falsch, Auswirkungen auf fast das ganze Motorrad. Schaltverhalten härter etc. ...


    Deutsche Präzision!

    Spoiler anzeigen

    Die Österreicher entwickeln den dünnsten Draht der Welt. Als dieser fertig ist, wollen sie wissen, welchen Durchmesser er hat. Der Draht ist aber so dünn, dass sie ihn nicht messen können.
    Sagt der eine Österreicher: „Schicken wir ihn eben nach Deutschland. Die sind hoch technologisiert. Die können ihn vielleicht messen.“
    Sagt der andere: „Nein, die Blöße geben wir uns nicht. Schicken wir ihn erst mal nach Amerika. Die sind auch hoch entwickelt.“
    Also packen sie den Draht in eine Kiste und legen einen Zettel bei mit der Bitte, den Durchmesser des Drahtes zu messen. Nach zwei Wochen kommt die Kiste wieder – mit einem Antwortzettel: „Leider können wir diesen Draht nicht messen. Zu dünn.“
    Darauf sagt der eine Österreicher wieder: „Müssen wir ihn doch nach Deutschland schicken.“
    Sagt der andere: „Nein, wir schicken ihn nach China. Dort werden doch Mikrochips hergestellt. Die können ihn bestimmt messen.“
    Gesagt, getan. Sie legen wieder einen Zettel bei mit der Bitte, den Draht zu messen. Es dauert erneut zwei Wochen, dann ist die Kiste wieder da.
    In der Antwort steht: „Leider können wir diesen Draht nicht messen. Zu dünn.“
    Sagt der eine Österreicher: „Jetzt bleibt uns nur noch Deutschland.“
    Sagt der andere: „Hmm. Na gut. Schicken wir ihn nach Deutschland.“
    Also wird der Draht wieder in eine Kiste gepackt und nach Deutschland geschickt. Die Österreicher vergessen aber, einen Zettel beizulegen mit der Mitteilung, was sie eigentlich wollen.
    Es dauert zwei Wochen, drei Wochen, vier Wochen, keine Kiste. Erst nach sechs Wochen kommt die Kiste wieder.
    Und es liegt ein Zettel bei:
    „Wir wussten ja nicht, was wir mit diesem Draht anfangen sollten. Da haben wir mal ein Gewinde draufgeschnitten und der Länge nach ein Loch durchgebohrt. Wir hoffen, das war in Eurem Sinne!“

    Hier Bilder vom Kopf

    ZK Schraubenkanäle verballert, kanten verletzt


    Ventile von Zylinder 2 und 3


    Auch hier und so sah es im ganzen Zylinderkopf aus. Verletzungen des Guss.


    Hier bin ich immer noch der Meinung Doc. Das ist nicht normal! Das hat sicherlich auch etwas mit der Steuerzeit zu tun gehabt. Vielleicht entstand genau hier das Rasseln.



    Auslass empfinde ich als übermäßig verkokt.


    Auch hier Verletzungen der Gusskanten. Woher ... keine Ahnung. Bisher kein Fremdkörper gefunden.

    Wie gesagt. Die Blade läuft nun wieder. Ich dachte mir gestern nur: SO muss sich das Anfühlen.
    Ich möchte an dieser Stelle auch Dr.Fireblade nochmals tausendfach danken. Der Kerl machte mir persönlich nie einen genervten eindruck auf Mails oder sonstigem und war eine große Unterstützung.

    Drosseln sind Vögel, sie in Motorräder zu stecken ist Tierquälerei.

  • Wäre ich an deiner Stelle, würde ich zur Sicherheit die Steuerkette wechseln..

    Jage nichts, was du nicht Töten kannst!

    Übrigens, falls du das lesen kannst...habe ich dich nicht geblockt ;) :fadenkreuz:

  • Manno, da hätte ich schon lange kapituliert, bzw müssen. =O Respekt!

    Bin ich froh, daß ich eine Blade von einem jetzt 73 jährigen Professor gefunden habe, der nur jedes Jahr ein oder zweimal eine längere Schleichtour mit ihr unternommen hatte. :thumbup:

  • Die Mühle ist jedenfalls gründlich zerbastelt worden.

    Bin mal gespannt ob sich der Ölverbrauch nun erledigt hat, die Stufen in den Zylindern in der Ringzone verheißen da nichts gutes... von wegen überholt, die hat ne Menge erlebt.

    Ist echt n Hammer was da z.T. verscherbelt wird.... man mag sich gar nicht vorstellen was das für Rechnungen geworden wären wenn Sven sich da nicht weitgehend selber hätte helfen können.

    Eines Tages glaubte ein Koyote entdeckt zu haben, dass er nur lange genug heulen müsse um den Vollmond zu besiegen.... (keine alte Indianerweisheit sondern eher eine Erkenntniss des internet-Zeitalters)

  • Die Geschichte hier war jetzt Wareneinsatz von knapp über 140 Euro.
    Fehleranalyse (Druckverlustprüfung etc. ...) hätte bei Honda schon-mal mit min. 80-150 Euro zu buche geschlagen. Rest kann man sich dann denken. Wenn die dann ebenfalls Ventilschaft in verdacht gehabt hätten wäre der Weg erst einmal der selbe gewesen. Und dann ne Frage was man aufgeschwätzt bekommt. Aber ich schätze mal grob nen Schaden + Teileeinsatz den dir ne Werkstatt vorlegt von 1.500-2.000€ mindestens.
    Jupp Michael. Das Ding ist wirklich übel zerbastelt worden. Ich zweifel grade wirklich an der Echtheit der Rechnungen die ich dir gezeigt hatte. Ne Werkstatt die sowas vermurkst und dann noch ne Fachwerkstatt ... das wäre echt bitter.
    Überholt wurde da unterm Tisch nix! Der Kreuzschliff ist allerdings noch recht schön zu sehen.
    Heute bei der ersten richtigen ausfahrt (immer noch nicht über 6.000 touren gegangen) hab ich meine Frau beauftragt hinterher zu fahren und auf Qualm aus dem Auspuff zu achten. Bei einer Bergab Strecke hab ich den Schiebebetriebtest gemacht und da soll sie etwas gequalmt haben. Nicht so schlimm wie vorher aber hat gequalmt. Referenz gibt mir dann der Ölverbrauch.
    Ich werde mal noch den Kompressionsdruck prüfen um über den Zustand der Ringe in Kenntnis zu kommen.
    @V3Honda Eigentlich ist das alles halb so Wild. Muss dem Doc recht geben. Das schrauben an der SC33 ist wirklich UNHEIMLICH angenehm. Werkstatthandbuch, jemand zum Fachsimpeln und etwas Logik und man kann da wirklich viel selbst machen.

    Drosseln sind Vögel, sie in Motorräder zu stecken ist Tierquälerei.

  • Nach langer Zeit habe ich mal etwas Zeit gefunden hier wieder auf zu schlagen.
    Für interessierte:

    Der Motor meiner Fireblade war nicht mehr zu retten. Auch mit dem neuen Kopf soff das Viech gut 2 Liter Öl auf 1000 km und nebelte wie verrückt.
    Ich habe noch umfangreich nach Lösungen gesucht und in der Zeit eben die Scheichs in Dubai bereichert.
    Die letzte Sinnvolle und möglichst schnelle Lösung war ein neuer Motor.
    Beim neuen Motor habe ich ein sehr gutes Schnapperl gemacht.
    Hatte das Glück einen wirklich günstigen Motor zu finden, der auch wirklich Sach- und Fachgerecht knapp 20 Jahre eingelagert wurde. Vollgekippt mit Öl, Ordentlich verpackt. Alle Öffnungen gut versiegelt. Stammte aus einer Sturzmaschine mit keinen 4.000 km auf der Uhr.
    Der Motor ebenso Sach- und Fachgerecht montiert, sprang zügig an, läuft einwandfrei, hat ordentlich Leistung, qualmt kein bisschen und säuft 0 Öl. Nach fast 5000 km der erste Ölwechsel und es gingen 3,6 Liter raus die auch zuvor rein gingen.
    Der alte Motor liegt absolut unwürdig im Schuppen und wartet darauf das ich mich dazu entscheide ihn Fit zu machen/machen zu lassen und ggf. einige Kleinigkeiten gleich mit bearbeite.
    Meine SC33 läuft seither, erfreut sich eines besten Zustandes und wird Artgerecht gepflegt und bewegt - selbstverständlich nach penibelstem Warmfahren.

    Drosseln sind Vögel, sie in Motorräder zu stecken ist Tierquälerei.