So, ich hab dann heut mal angefangen, das Mofa zu zerlegen, um den bescheidenen Getriebeausgangswellensimmerring (<- geiles Wort) zu erneuern, da der Motor dort angefangen hat Öl zu verlieren. Es handelt sich um die Welle, auf welcher das Ritzel montiert wird. Habe ich in 12 Jahren in meinem Beruf noch nie erlebt, aber irgendwann ist immer das erste Mal.. Leider halt an meinem eigenen Mopped
Da der Simmerring mit einer "Nase" ins Gehäuse eingelegt ist, muss dafür der Motor raus und das Gehäuse getrennt werden. (Das Teil kostet übrigens 10€)
Es gibt auch (sogar von Honda, CRF 150 zB) Motorräder, bei denen man den Simmerring von außen mit ner Art Hakenschlüssel ziehen kann, und dann den Neuen einfach wieder eintreiben kann.. Aber das wäre ja zu einfach.
Die Ursache dafür kann ich leider nicht ausmachen, Kette ist immer eher zu lose als zu stramm (Rennstrecke halt), möglicherweise Materialfehler am Simmerring oder einfach Pech. Hilft ja Alles nix, in 3 Wochen gehts nach Oschersleben, also los.
Das wird nun keine Step by Step Anleitung, ich wollte einfach nur mal zeigen, wieviel Arbeit sowas ist, damit auch die Nichtschrauber verstehen, warum die Motorradwartung in einer Werkstatt Geld kostet.
Und bei mir ist es echt schon easy den Motor auszubauen, da ein Rennmotorrad ja so umgebaut wird, dass alles Unnötige rausfliegt und man mit Schnellverschlüssen an der Verkleidung etc schnell arbeiten kann.
Insgesamt dauerte der Ausbau des Motors 1,5 Stunden inklusive Verkleidung demontieren etc.. Also ohne Vorbereitungen und ohne Stress. Wenn man richtig am Kabel reißen muss (wie zB im Rennsport, Motor geht im Training kaputt und Quali ist 3 Stunden später) geht sowas auch in einer halben Stunde.
Ist auch im Prinzip kein Hexenwerk, das bekommt jeder hin, der nicht 4 linke Füße hat. Man muss nur gucken, dass man alle Steckverbindungen, Schläuche, Kabel etc löst, die den Motor mit dem Kabelbaum etc verbindet.. Ganz schön doof, wenn man den Motor in der Luft halten muss, weil einem beim Ausbau dann auffällt, dass man nen Stecker nicht gelöst hat und den dann nachher mit dem Motor abreißt, wenn der Motor vom Rahmen getrennt wird
Man kann anfangen, wo man möchte.. Entweder erst Tank, Airbox und Spritze runter, oder aber Kühler und Auspuffanlage.. Muss eh alles weg.
Da ich ja faul bin, nehme ich mir einfach ein Gummi oder nen Spanngurt und hänge die Einspritzanlage einfach hoch, da der Motor natürlich nach unten raus geht. Dann brauch ich die Stecker nicht lösen, Gaszüge nicht aushängen etc etc..
Um den Motor aus dem Rahmen zu bekommen braucht man Spezialwerkzeug, eine "Kronennuss) mit 4 "Zacken", um an der rechten Seite die Spannhülse zu lösen, welche an der oberen Motorsteckachse sitzt. Diese dient einfach dazu, den Motor beim Einbau wieder zentrieren zu können, sodass man den Rahmen beim Anziehen der Achse nicht verspannt.
Ich löse zuerst alle Schrauben bzw Muttern der Achsen, nehme dann zuerst die Schrauben vorn am Zylinderkopf raus, ziehe dann hinten die untere Achse und die Obere zum Schluss, da der Motor dadurch noch sicher im Rahmen sitzt bzw hängt. Dann einfach nen Wagenheber unter die Ölwanne, Achse ziehen und Motor mit einer Hand im Gleichgewicht halten. Wagenheber ablassen, Motor zur Seite rausziehen, fertig.
Dann steht das gute Stück da.
Zum Glück muss man zum Wechsel des Simmerrings nur die untere Hälfte des Gehäuses abnehmen und muss den Motor nicht komplett zerlegen.
Also vergewissern, welche Schrauben die beiden Gehäusehälften zusammenhalten. Natürlich ist eine Drecksau unterm Anlasser versteckt.
Natürlich müssen Kupplungsdeckel und Limadeckel runter, da diese auch in beide Hälften geschraubt sind. Die Ölwanne muss auch entfernt werden. Ein Glück ist bei Honda alles verklebt und es gibt keine Dichtungen an den Deckeln, somit Dichtflächen sauber machen und später wieder neu mit Dichtmasse einsetzen.
Die Wasserpumpe, Ölpumpe müssen auch raus... Für all das legt man den Motor quasi auf den Kopf bzw Rücken. Achtung! Die SC59 besitzt eine Ausgleichswelle. Wenn man die Ölwanne entfernt hat, kann man die beiden Zahnräder von Kurbelwelle und Ausgleichswelle sehen. Diese sind markiert! Die Kurbelwelle hat einen Zahn weiß markiert, die Ausgleichswelle hat 2 markierte Zähne. Der weiß markierte der Kurbelwelle muss zwischen den beiden markierten der Ausgleichswelle
eingreifen. Ist das nicht der Fall, läuft die Ausgleichswelle nicht richtig als "Gegengewicht" und verursacht Vibrationen bzw im schlimmsten Fall schlimmeres.
Die vordere Spannschiene der Steuerkette ist auch noch in die untere Hälfte geschraubt, also diese Schraube dann auch noch wech..
Wenn man alle Schrauben gelöst hat, vorsichtig mit nem Hämmerchen (schreib ich bewusst, keinen 1,5kg Fäustel benutzen) versuchen, das untere Gehäuse vom Motor zu trennen. Durch die Dichtmasse und die Passhülsen und das ewige Heiß/Kalt des Motors, sitzt sowas schon mal sehr fest.
Wenn man dann merkt, es löst sich, nicht einfach blind dran ziehen. In der unteren Hälfte sitzen die Lagerschalen der Kurbelwellenlager, diese sollte man möglichst nicht vertauschen und eventuell hängen die Passhülsen in den Bohrungen und könnten beim Abnehmen in den Motor fallen.. Wäre auch nicht so toll.
Da ist nun der mistige Simmerring. Wie man sieht hat dieser hinten einen Kragen. Am Gehäuse sieht man die vorderste Nut, in welcher der Ring mit seinem Kragen sitzt.
Ich muss sagen für 14000km, davon ca 5000km Rennstrecke sieht Alles sehr sehr gut aus. Die Schaltgabeln, Lagerstellen.. Alles in sehr gutem, fast neuwertigen Zustand.
Sogar die Zylinderlaufbahnen (konnte ich leider mit meiner bescheidenen Handykamera nicht fotografieren, kann man aber mit ner Lampe von unten gut sehen) sehen aus wie neu.
Habe dann die Ölwanne, Wasserpumpe und den Wärmetauscher ins Ultraschallbad geworfen, den Motor sauber gemacht und morgen kommt der neue Simmerring.
Alles in Allem war dies nun (mit dem ein oder anderen Kaffee zwischendurch) nun eine 5 Stündige Aktion.
Denke, bis alles wieder zusammen ist, werden weitere 6-7 Stunden Arbeit draufgehen.
Beim Zusammenbau muss man natürlich sorgfältig vorgehen, alle Dichtflächen fein säubern und DÜNN mit Dichtmasse einschmieren. Dünn deshalb, da überall (sieht man auf den Bildern) im Gehäuse kleine Ölbohrungen sind und wenn man viel Dichtmasse nimmt und das Gehäuse wieder zusammensetzt, quetscht sich die Masse nach innen und außen und könnte mit viel Pech eine Ölleitung verschließen.
Wie man sieht, keine Zauberei sowas, aber man muss halt wissen, was man tut.. Um aber bei so einer Aktion Geld zu sparen, könnte man selbst den Motor ausbauen und im Kofferraum zum Händler karren.
So viel dazu, ich melde mich dann wieder, wenn dat Dingen wieder schnurrt.
BTW -> Auch wenn jetzt der Simmerring hin ist, da ich nun den Motor von innen gesehen habe und weiß, dass der Arme nur auf die Fresse bekommt, bin ich nach wie vor von der Hondaqualität überzeugt. Gibts nix zu meckern