Hallo Gemeinde der Feuerklinge
Wie Einige von Euch wissen hatte ich letzten Mai einen schweren Unfall bei dem ich unverschuldet zum Handkuss kam. Ich selber bin mit einer gebrochenen Wirbelsäule und Knochenabsplitterung am linken Handgelenk weg gekommen aber meiner 19er Feuerklinge hat es sehr schlimm erwischt.
Versicherungstechnisch ein Totalschaden und auch in der Praxis kaum mehr zu reparieren. Da es eine echte 2019er SP war gibt es so gut wie keinerlei gebrauchten Teile am Markt. Speziell was die Verkleidung betrifft kann man es vergessen.
Somit hab ich sehr lange das für und wieder abgewogen die Gute wieder zu reparieren oder aber um Ersatz zu schauen.
Was soll ich sagen? Im gesamten EU Raum gab und gibt es keine einzige 19er am Markt. Und da für mich nur dieses Modell in Frage kommt war ich schon sehr gefrustet. Hab ich meine Erste 19er doch ganz einfach in Italien bekommen, so gibt es jetzt genau nichts. Scheinbar ist die 19er so selten am Markt das es nicht nur Schwierig ist sondern unmöglich eine zu finden. Somit musste ich meine Suche ausdehnen und bin zwangsläufig in England gelandet. Eigentlich ist das ja auch kein Problem für einen Enthusiasten wie mich. Die paar km mehr sind da auch schon egal. Und das bissl mehr Aufwand wegen Zoll und so kann ja mich nicht behindern. Dachte ich zumindest.
.) also Moped gesucht auf Parking Motorrad. Bin auch sehr schnell fündig geworden.
.) 5 Händler telefonisch kontaktiert und mehr Informationen eingeholt. Fast nicht teuer die Angelegenheit. Insgesamt sind da 50.- Euro drauf gegangen. Letztendlich für eine bestimmte entschieden und mit dem Händler per Mail weiter in Kontakt geblieben.
.) Dann gings ans Zahlen. Also Bar geht nicht ( England hat eine Bargeldgrenze von 10000.- Pfund), Echtzeitüberweisung geht nicht da kein EU Land, Bezahlung mit der Kreditkarte wird nicht akzeptiert. Der Händler verweist darauf das ausnahmslos nur Banküberweisungen anerkannt werden. Somit was mache ich? Die Katze im Sack kaufen? oder aufs Geschäft verzichten? Wenn mir die Blade in natura nicht gefällt ist dann die Kohle weg oder in den Sand gesetzt? Nach langen hin und her und geschätzten zig Mails danach hab ich dann entschieden das Wagniss ein zu gehen. Ich hab auf eine schriftliche Bestätigung das ich mein Geld retour bekomme wenn das Moped nicht der Beschreibung entspricht den Kaufpreis von 11495.- Pfund überwiesen.
.) Damit mir mein Kopfkino keine Streiche spielt das die Kohle weg ist hab ich mich im Anschluß daran gemacht mich genauestens über den Import schlau gemacht. Also Verzollen in Calais an der EU Aussengrenze ist keine Option. Auch das Moped bringen zu lassen vom Speditör ist für mich keine Lösung . (was wenn das etwas beschädigt wird, wer kommt für Schäden auf, ich hab ja das Moped in Live noch gar nicht gesehen, usw... Fragen über Fragen) Letztendlich hab ich in Linz einen Fuhrwerker gefunden der mir die Verzollung durchführt, mich beim Export aus England unterstützt und somit die Haftung für mich als Fremden übernimmt.
.) Knapp 8 Tage danach ist dann endlich die Nachricht da das mein Geld in England angekommen ist. bitterer Beigeschmack an der Sache das die Überweisung und der Wechselkurs eh nur 116.- € kostet. Termin für die Abholung vereinbart und die Fähre gebucht.
.) Gesagt getan. Mittwoch den 4.1. gings mit dem Hänger dann um 0.00h los. Dirretissima ohne Halt Schuß durch auf nach Calais. Fähre war für 19h gebucht. Ankunft Calais um 15h somit noch genug Zeit. Glücklicher Weise war nichts los im Hafen und ich durfte mit der Fähre um 15.30h mitfahren. Passt optimal.
.) auf den Weg von Dover nach Peterborough dann die Autobahn ohne Ausschilderung und ohne Umweg gesperrt. Sehr toll. Ich bin dann mal ewigkeiten im Großraum London herum gekurvt bis ich dann den Weg über die Bundesstraße gefunden hab. Somit die letzten 166km auf der Bundesstraße.
.) Auf dem Weg dorthin dann noch schnell über Booking ein Zimmer für die Nacht reseviert und endlich um 21h im Hotel angekommen. Das ging ziemlich locker und hat sehr toll funktioniert.
.) Am 5.2. dann um 9h beim Händler aufgeschlagen und was soll ich sagen? Da stand sie nun. 3Jahre alt, Erstbesitz, lückenlose History und Serviceheft und der Zustand ein Traum. 12000km auf dem Tacho und kein einziger Steinschlag am ganzen Moped, kein Kratzer, Staubfrei und wie aus der Auslage. Unfassbar das ich nach 3 Jahren noch eine Blade in so einem Zustand gefunden hab. Der Händler Megafreundlich und fasziniert von meinem Unterfangen für die Blade diese Umstände auf mich zu nehmen.
.) Somit nach knapp 2 Stunden des schauens, prüfen, Rückfragen und immer wieder fasziniert vom Zustand zu sein dann die Gute auf dem Hänger verladen und ab retour nach Dover.
.) In Ashford musste ich einen Zwischenstop einlegen und die Verzollung in Angriff nehmen. Jedoch hat der Speditör ganze Arbeit geleistet und bereits alles vorangemeldet. Somit hab ich ein sogenanntes T1 Papier erhalten und konnte ohne weitere Rennerein direkt durchfahren nach Österreich.
.) Danach wieder im Hafen angekommen musste ich fest stellen das eine Privatperson mit einer Exportware genau nicht weiter kommt. In dem Moment wo Du nicht mit einem LKW und Frachtbrief auf der Grenze aufschlägst kennt sich genau niemand mehr aus. Nach sehr langen hin und her hat mir dann mein Speditör geraten es sein zu lassen und einfach weiter zu fahren. Er wird das dann in Österreich abhandeln sollte was fehlen.
.) Gesagt getan. Also rauf aufs Schiff um 17.15h und um 20h Ortszeit in Calais wieder runter. Man darf nicht vergessen es ist eine Stunde Zeitdifferenz zu England. Danach einfach mal Schuß durch nach Hause.
.) Freitag um 11h dann in Trumau angekommen und noch die Neue Blade in der Waschbox vom Reisedreck befreit. Hat ausgesehen wie wenn sie 6 Monate in der Donau gelegen hätte. Zwar war alles Schneefrei aber es hat immer wieder geschüttet.
.) Montag früh dann mit der Guten nach Hörsching zum Verzollen. Dort wurde ich angenehm überrascht. Wieder war alles vorbereitet und ich war innerhalb kurzer Zeit abgefertigt. Danach zurück nach Hause und gefreut wie ein Irrer. Endlich wieder eine 2019er Blade mein Eigen nennen zu dürfen.
.) Im Anschluß noch auf dem Finanzamt die in Österreich fällige Nova entrichtet und jetzt endlich in der Lage das Moped an zu melden.
Jetzt habt Ihr an meinem Unternehmen teil haben dürfen und hab auch für eventuelle Vorhaben einen ungefähren Ablauf für einen Import aus dem Drittland. Auf jeden Fall komme ich nach durchrechnen aller Kosten zur Erkenntniss das ich mir zwar kein Geld gespart habe aber auf jeden Fall wieder im Besitz einer echten 2019er Fireblade SP bin. Listentechnisch hat die Blade in Österreich einen Wert von 21630.- € und inkl. aller Kosten wie auch Sprit, Essen, Hotel und Schiff komme ich auf genau 20987.- €. Jetzt gehts noch an die diversen Umbauarbeiten wie Akrapovic, Carbonteile, goldene DID Kette, kurzer Kennnzeichenhalter und Rizoma Blinker mit Lauflicht für hinten. Die gesamte Verkleidung liegt schon beim Lackierer um 4 Schichten Klarlack drauf zu machen. Die Unversehrtheit soll ja erhalten bleiben. Ja und natürlich kommt auch wieder die Brembo Costa Corte mit Stahflexleitungen drauf. Hat ja jetzt endlich eine ABE von Brembo für die 77er.
Ich hoffe es war Unterhaltsam und Ihr nehmt an meiner Freude teil. Somit bin ich 2023 wieder mobil und werde die Blade wie immer in Südtirol standesgemäß bewegen. Hier darf ich vorab die Gute beim Händler in Perterborough vorstellen. Bilder nach dem personalisieren kann ich dann gerne nachreichen.
Grüße Fredirossi
PS: Ich bleibe der Gemeinde der Feuerklinge erhalten da es für meinen Geschmack keine bessere Supersportlerin gibt. Und ja, Schreibfehler dürfen behalten bleiben.