TEIL I:
Gerhard hat abgesagt!
Mist – was ein Schlag für das Team. Wer sollte nun Ritschie und mich von hinten gegen das Feld abschirmen? Wer sollte sein breites, adrenalingeschwängertes, leicht wahnsinnig-entrücktes Grinsen ersetzen? Wer sollte die Umsatzeinbrüche, welche der Tabakindustrie durch seinen fehlenden Beruhigungszigarettenkonsum entstehen würden, ausgleichen?...
Soviel war klar – meine Rundenzeiten würden wegen fehlender Überrundungsopfermotivationshilfe drastisch ansteigen.
Unklar war hingegen ob Ritschie diesmal endlich die Knie vom Tank seiner Tuono nehmen würde...
Der Termin rückt näher. Zum Glück wird mir ein Job abgesagt, und ich habe Zeit, meine kleine Blaue vorzubereiten.
Beim anziehen der letzten Bremssattelschraube, geht der Drehmomentschlüssel bereits bei 20Nm ins leere. Der Gedanke an die mit der angeknacksten Schraube zuletzt zurückgelegten Kilometer hinterlässt nur ein mässig gutes Gefühl. Naja, besser sowas passiert in der Garage zu Hause, als am Ende der Zielgraden...
Sonntag. Die Vorfreude macht es möglich, den beschissenen Wetterbericht zu ignorieren. Meine SC50 freut sich mit mir und fährt fast von allein in den Bauch von meinem Racing-Viano. Klasse - endlich hab ich ein Auto mit 300PS...
Die 560km in die Lausitzer Einöde sind letzten Endes begleitet von etlichen heftigen Regengüssen. Da kommen unangenehme Gedanken hoch: Bleiben Ritschie, der 350km direkt mit seiner Aprilia anreist, wenigstens noch zwei der sicherlich die Tage dringend benötigten, trockenen Unterhosen übrig? Oder noch schlimmer: Sollte der daheimgebliebene Gerhard am Ende weniger als maximal für diese Entscheidung Leiden müssen...??? Nein, das kann, das darf nicht sein – ab Dresden ist alles Trocken. Meine kleine Blaue grinst breit von hinten zwischen den Sitzen durch...
Ankunft und erste Sondierung der Lage. Irgendwie ists aufgrund des riesigen Fahrerlagers alles etwas anonymer wie die letzen beiden Jahre in Hockenheim. Mit leichtem erstaunen registriere ich einen doch spürbar erhöhten Aufregungspegel in mir. Fast wie beim aller ersten mal – was da allein die unbekannte Location so ausmacht...
Hunger! Schnell wieder links nen Spiegel hingeschraubt und ab ich den nächsten Ort auf die Suche nach einer gemütlichen Kneipe. Die Gedanken noch bei der scharfen Griechin aus Hockenheim stellt sich alsbald Ernüchterung ein, nachdem wir im ersten Ort nix weiter als ne bessere Pommesbude, und im nächsten Ort nach langer Suche nur eine trostlose, unbelebte Wirtschaft zwischen Plattenbauten finden. Allein für uns macht dann die dicke Wirtin immerhin Licht in einer Ecke des Raumes. Scharf war letzten Endes aber nur der reichlich bemessene Knoblauch an Ihren Tiefkühl-Bratkartoffeln...
Montag, bestes Wetter – es geht los!...
FORTSETZUNG FOLGT...!