Mein „Freundlicher“ hat mal wieder „Ride on Bike – Erlebnistage“ ausgerufen. Schauen wir mal vorbei, was so alles zum Fahren ansteht. Standesgemäß bin ich natürlich mit der „Sport-Combinette“, liebevoll „Käthe“ genannt, angereist (das soll später noch wichtig werden für eine ganz persönliche, subjektive Abschlußbewertung). „Na – biste fremdgegangen?“ „Nö – ich verkauf‘ doch meine „Tante“ nicht.... *ähem* - wie schaut’s denn aus?“ „Haste immer noch die 04-er“? „Ja – warum was Neues....“ „Ich hab‘ gerad‘ eine 08-er frei, willste mal? Wirst‘ Dich wundern“ „Ach – sagste doch immer, wenn Du mich anfixen willst, na gut – eh‘ ich mich schlagen lasse....“ *grinz*...“ „Oha – der Tank ist „tot“ – schüttste nach?“ „Ok – für’n 10-er....“ Aufgesessen, erster Eindruck: Sitzposition ist viel versammelter als auf der SC-57, man muß die Arme einen ordentlichen Tick weniger über den Tank strecken, als auf „Tantchen“. Ansonsten alles wie gewohnt, nur das Cockpit macht einen viel edel-kompakteren Eindruck als der doch etwas puristisch gestrickte, funktional-eckige Kunststoffkasten der 57-er. Die Funktionen - vom Feinsten, alles da, was das Herz begehrt. Nettes Schmankerl: nicht nur ‚ne schnöde Warnlampe als Tankanzeige sondern eine „Multifunktion“. Geht der teure Saft zur Neige, leuchtet wie gewohnt die Warnlampe auf, kann man darüberhinaus auf der Anzeige blinkend die Restspritmenge in l. und – wechselweise – den momentan errechneten durchschnittlichen Spritverbrauch in l./100 km ablesen. Nach dem Betanken bleibt diese Funktion noch eine Weile erhalten – kenne ich von der Käthe, da ist das noch wichtiger (leider keine Restmengen-anzeige, dazu hat’s bei den Ösis nicht gereicht) – nach ca. 5 Minuten erscheint alles wieder normal.
Zum Wesentlichen, der Fahrerei, wo „erfährt“ man bekanntermaßen ein fremdes Motorrad besser, als auf dem gewohnten „Hauskringel“- gesagt getan‚ ‚rein und erstmal vorsichtig am Kabel gezogen. Dieser Motor hat eine gänzlich andere Charakteristik als das SC-57 Aggregat. Was in den oberen Drehzahlbereich „investiert“ wurde – (SC 57 aus 04 – 11.500 u/min – SC 59 irgendwas um 13.000) – fehlt meines Erachtens nach ein wenig in der Mitte und im „Drehzahlkeller“. Ohne jedoch auch nur im Ansatz in irgendeinem Bereich zu schwächeln, gibt sich der Motor dennoch wohlerzogen und manierlich mit einem breiten nutzbaren Drehzahlband. Während der 04-er (auch aufgrund des Mappings und der Gesamtabstimmung) bereits ab 4.000 u/min an der Kette reißt wie ein beißwütiger Bullterrier (die daraus resultierenden Last-wechselreaktionen können bekanntermaßen – den falschen Gang gewählt – den Strich in ‚ner Kurve ganz übel versauen, fährt man nicht ständig „auf Zug“... .) – schiebt die Fuhre dennoch ab 6.000 u/min einer 1000-er gemäß ordentlich an und dreht – fast wie ‚ne 600-er – absolut mühelos bis in 5-stellige Regionen, wo sich der 04-er doch ziemlich zäh gibt. Nun – Geschmackssache, mir sagt die Charakteristik des alten Motors mehr zu, aber der neue ist dennoch IMHO eine gelungene Entwicklung. Was irritiert, ist die merkwürdige „Lärmschutzklappe“ im jetzt seitlich unten gelegenen „Schalldämpferkasten“ (bekanntermaßen wurde über die gewöhnungs-bedürftige Optik der SC 59 im Allgemeinen und über die Underslung-Anlage in fachkundigen Kreisen lange und intensiv gestritten) – die geht ab 4.000 u/min auf und röhrt dröhnend in den Ohren, fällt die Drehzahl ab, ist schlagartig „politisch korrekte“ Ruhe. Zum Fahrwerk – nix zu kritteln, ohne Fehl und Tadel, endlich eine Gabel an der Blade, die sportlich-straff dennoch sämig-komfortabel auch üblere Buckelpisten wegsteckt, ganz im Gegensatz zu meiner 57-er, die aufgrund der wohl derberen Grundhärte oder der immer noch gefahrenen Pirelli-Corsas auf schlechteren Pisten ziemlich übel austeilt – in die Handgelenke eben. Handlich wie eine 600-er gibt sich die 59-er – auf verwinkeltem, engem Kurs zeigen sich die Vorteile der eben „kompakteren“ Sitzposition, auch der geringfügig steilere Lenkkopfwinkel dürfte wesentlich dazu beitragen - im Gegensatz zur SC-57, die sich in manchen Radien doch etwas störrischer verhält. Die Verarbeitung ist japanischer Großserienstandard – keine Beanstandungen. Über irgendwelche Schwächen auf Längsrillen oder anderen Hindernissen muß hier nicht geschrieben werden, stabil in allen Lebenslagen, in Schräglage wunderbar spielerisch zu korrigieren – wenn Honda der Philosophie „Aufsteigen und wohlfühlen“ folgt, ist das hier im Supersportlerbereich wieder einmal hervorragend gelungen. Sitzbank – bequemer als das Brötchen der SC-57 und – eben die Sitzposition – eher für längere Distanzen geeignet, als auf der SC-57, bei deren Erscheinen 2004 schon Tester meinten, so mancher müsse auf dieser doch eine ordentliche Portion Leidensfähigkeit mitbringen, sollen denn 300 km und mehr „am Stück“ abgearbeitet werden.
Abschließend zur äußerst subjektiven Bewertung zwischen „Kätchen“ und „SC 59“: Wenn Lenker- und Sitzpositionierung unterschiedlicher sein können wie nur sonst etwas, dann ist’s der Umstieg von einem Supersportler vom Schlage einer Fireblade auf „Kätchen-Superduke“. Während ich mich bei jedem Wechsel zur SC-57 erstmal etwa 10 Minuten nach Fahrtantritt „sortieren und einfühlen“ muß – nichts von alledem bei der SC-59, obwohl ich zunächst sehr skeptisch war. Meine Meinung: – die Ergonomie eines Supersportlers ist dann gelungen, wenn man problemlos von einem völlig anderen Mopedtyp umsteigen und sofort losfahren kann, ohne auch nur den Anschein einer auch nur im Ansatz verunsichernden Umgewöhnungsphase. Genau da haben die Ergonomen bei Honda R&D – meiner Meinung nach – wieder tadellos gearbeitet. Meine Empfehlung: Mit anderen vergleichen – probefahren und bei Gefallen ohne Bedenken kaufen. Die Entscheidung wird nicht besonders schwerfallen.