Servus.
Anbei ein 'Testbericht meiner Blade 06' meines Kollegen, der sich die Aufgabe gemacht hat alles was er gefahren hat in Worte zu fassen:
(Einfach lesen und schmunzeln;-))
""""
Liebe Freunde,
Hier ein weiterer Testbericht, diesmal der CBR 1000 RR Fireblade.
"Wie getz? - die hatten wir doch schon?"
Janeee, hatten wir nicht, die Letzte war eine 900er SC50 und diese ist eine 1000er SC57 MJ 2006.
Optisch hat sich nicht so viel getan, Rennhocker is halt Rennhocker. Aber wenn das Ding schon mal im Zugriff ist dann her damit.
Der stolze Eigentümer ist übrigens der Selbe wie bei der 900er. Matthias hat die Alte gegen eine jüngere hübschere, die von anderen auch noch als gelenkiger und nicht so zickig beurteilt wurde, getauscht. Wer täte das nicht, allein der Mammon…...
Die Platte steht auf nagelneuen Michelin Pilot Power 2CT. Auf dem Papier der Superkleber mit Schräglagenfreiheit bis 52°.
Hinten hat Matze ihn schon von Kante zu Kante eingefahren, vorn fehlt noch eine Bleistiftbreite (die aber den Profis und Notfällen reserviert sein dürfte). Als Zubehör hängt ein Abwasser Rohr von Arrows zwischen Heck und Nummernschild und röhrt in angenehmer Lautstärke eine Tonlage wie Schalkefans in der 90sten Minute beim "Scheiße!" schreien. Und das klingt verdammt gut (insbesondere in Dortmunder Ohren).
Also denn druf auf den Schemel. Und da fangen die Probleme direkt an: Stellt Euch vor, Ihr sitzt auf dem Klo (auf einem kleinen Klo) und vor Euch liegt ein Besenstiel auf dem Fußboden. Und den sollt ihr jetzt mit beiden Handballen gleichzeitig berühren.
Das ist in etwa die Sitzposition auf der Platte. Es drängt sich die Erkenntnis auf, dass die lichte Weite zwischen Sitzbrett, Tank und Lenker nicht für die Gegenwart eines Bierhöckers geplant wurde. Wie ist der Japs auf die Idee gekommen die Lenkerstummel an die untere Gabelbrücke statt auf die Obere zu schrauben und damit den Fahrer gewissermaßen das Vorderrad umklammern zu lassen? In Guantanamo dürfen Taliban zur Strafe angenehmer sitzen und da nennen die das Stresshaltung.
"muss ich was beachten?" frage ich und bekomme ein kurzes "wenn's blitzt schalten" - Will meinen, der Japs hat einen Schaltblitz eingebaut um den von der Bescheunigung ergriffenen Kunden an seine Bringschuld in Sachen Gangwechsel zu erinnern. Also los, denn das will ich sehen.
Wenn die Fuhre in fahrt aufnimmt kommt ein Problem dazu. Man schaut ja jetzt quasi gezwungener Maßen nach unten, viel interessanter wäre aber der Blick voraus. Das wiederum verhindert der Jackenkragen, der die Helmkante auf dem Weg nach hinten stoppt - Aääähh. So fahre ich also wie das Gnu bei Scheißen und habe den Nacken im hinteren Anschlag - Wer's mag…
Der Plattenmotor ist super fahrbar ab 1500 rpm, käftig und zahm bis 4000 rpm, das niedrige Gewicht (208 kg getankt) lässt den Motor auch hier unten richtig gut aussehen. Und so wedeln wir immer zwischen 2000 und 5000 die Haustreckenkurven, alles geht leicht, einfach ohne tücke immer mit reichlich Druck. Das ist die eigentliche Erkenntnis auf diesem Teil, sie ist gutmütig vom Kern bis in die Spitzen. War doch die SC50 eine nervöse um sich schlagende Sau, so ist die SC57 handzahm, ja fast ein Anfängermoped.
WENNNNNN ja wenn da die Drehzahlskala nicht bis 13000 gehen würde. Bisher haben wir ja nur den Keller besichtigt. Also "tic-tic-tic" ("klack" macht es nicht beim Schalten) in den 2ten die Nadel zeigt auf 7000. Einmal Atmen - Hahn spanneeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeOHGOTTT. Irgendwie ist die Welt kleiner als vorher, Das Ding verdichtet den Raum. Brrrrrrrrrrrrr - Ahhhhhhhhhhhhhhh uff. Ach du scheiße, die die sollte nicht Feuerplatte sonder CERN heißen denn ich hab mich gerade als Teilchen gefühlt. Zum Glück gab es keine Kollision mit einem Anderen und ich wäre am ende noch zum schwarzen Loch geworden, manmanman.
Noch mal Langsam was war eigentlich passiert? Ab 7000 tritt eine äußerst männliche Beschleunigung gepaart mit sonorem Brüllen ein. Der Schub steigert sich exponentiell und bei 10000 rpm (das sind so um die 140 km/h) hebt sie das Vorderbeinchen in der Beschleunigung, einfach so…. Ohne das einer was davon gesagt hätte…. Ich habe natürlich beeindruckter Weise den Hahn wieder zu gemacht. Vorderradlupfer über 100 km/h sind in meiner Zunft unüblich! Dann hab ich an der BREMSE gezogen, dafür braucht es soviel Kraft wie beim händeschütteln und CERN taucht vor ein wenig ein und macht die Hinterhand bedenklich leicht und plötzlich ist man viel langsamer als man wollte- Beeindruckend. Das war schön! Es folgt der 3te Gang. An dieser Stelle könnte der Autor sich der Copy-paste Funktion bedienen - tut er aber nicht. Kurz gesagt der einzige Unterschied sind die in anderer Größenordnung wild hopsenden Tachozahlen die im 80er Raster übers Display huschen ansonsten genau das selbe, Umweltverdichtung, Beinchenheber bei 10000, system shut down auf der Bremse. Zu bedenken ist das die besagten 10Krpm ja nur die 1te Etage des Treibsatzes ist - im Dachstuhl war ich noch gar nicht und der ist mit 3000 rpm um Pmax noch richtig groß!.
Aber in zwischen traue ich mich auch mal ein wenig beherzter an Kurveausgängen den Hahn zu öffnen und ein wenig später zu bremsen. Und das ist wohl ihre eigentliche Bestimmung wenn man das intensiv uns regelmäßig trainiert kann man hier unglaubliches erleben. Exaktes Bremsen, perfektes Einlenken trotz Höllenspeed, stabile Tiefstschräglage und die Balance aus Drift und Wheely ab Kurvenmitte. Aber davon wittere ich nur eine Spur in der Morgenluft. Was ich aber mal probiere ist den ohnehin entlasteten Allerwertesten (das gewicht ist ja fast vollständig auf den Handgelenken) ein paar Zentimeter nach kurveninnen zu schieben und das fühlet sich, weis der Teufel wieso, richtiger an. Offensichtlich muss man einen Rennhocker fahren wie man einen Rennhocker fahren muss, dann wird man mit gefühlter Stabilität und Kontrolle entlohnt. Auch das ist ein Saal voll neuer Erfahrungen in den ich nur mal durch die Tür schaue…..
Jetzt geht’s den Berg runter zum Rursee und - verdammt - trotz Teilchenbeschleunigung und Kurvenvernichtung - der gute alte CBäR mit Matthias ist noch am Auspuff. Mir tut mittlerweile auch das letzte Körperteil auch noch weh sodass ich mich auf mein (2rädriges) Sofa sehne und auf der Staumauer anhalte.
Noch ein Eindruck vom Fahrwerk, wesentlich komfortabler bügelt es fast tourentauglich alle Unebenheiten weg, dabei wirkt es aber nie schwabbelig sondern vorn für mich eher eine spur zu straff - in Summe genial. Wer anders mag kann an 572 Schrauben alle physikalischen Parameter einstellen.
Fazit:
Sagenhaft wie sich ein Moped über die Baureihen verändert. Abgesehen von der bekackten Sitzposition ist die 1000RR alles vom Alltagsmoped für Jedermann bis zum Racinggerät. Es ist nur eine Frage des einen Wollens und Könnens und der eingestellten Drehzahl, wobei sich der Anspruch auf das Können im Gegensatz zum Vorgänger um Faktoren reduziert hat.
So reit sich die Feuerplatte recht weit oben in der Rangliste ein:
1. KTM 990 SM (BJ 2008)
2. KTM Duke 690 (BJ 2008)
3. CBR 1000 RRRRRRRRRRRRR Fireblade (BJ 2006)
4. KTM 690 Enduro (BJ 2009)
5. KTM 950 Adventure (BJ2007)
6. Triumph Tiger 955i
7. Suzuki V-Strom 650 (BJ 2006)
8. BMW X-Moto 650 (BJ 2007)
9. Honda CBR RRR 900 RRRRRR (BJ 2001)
10. BMW HP2 (BJ 2007)
11. Suzuki GSR 600 (BJ 2006)
12. GSX 750 R (BJ1985)
200. Yelrah Nosdivad Sportster1000 XLCH (Eisenschädel) (BJ 1972)
Ach ja und der Schaltblitz - ich hab ihn nicht gesehen, den zeigt die Platte Hobbystümpern auf kurvigen Terrain nicht. Im Dachstuhl dieses Raketentriebwerks hab ich nix verloren.
Wer den Schaltblitz sieht ist Profi oder auf der leeren Autobahn oder in wenigen Millisekunden tot.
Güße
Börnie
""""
Gruß
Matthias
