Lenkkopflager Hilfe

  • Halli!

    In einem Anflug geistiger Spätumnachtung habe ich nach unfallbedingter Entfernung meiner oberen Gabelbrücke am Lenkkopflager gedreht(ging von Hand).

    Nun, nachdem tatsächlich doch unerwarteterweise und sooo schnell alle Ersatzteile beisammen sind, brach ich auf, einen dem Ursprung zumindest ähnlichen Zustand wieder herzustellen.

    In der äußerst spannend geschriebenen Bücheli-Reparaturanleitung steht dazu etwa wie folgt:

    Einstellmutter des LK-Lagers mit 31 NM anziehen, Kontermutter druff, Blech umbiegen, obere Brücke drauf und Lenkschaftmutter mit 106 NM anziehen.

    Und genau da bewegt sich bei mir jar nüscht mehr.
    Zumindest nicht der Lenker, dass ich sagen würde, da kann man mit fahren, jedenfalls nicht sehr weit.

    Selbst wenn ich die Einstellmutter nur von Hand festziehe, so dass ich das Spiel im Lager beim Zerren an der Gabel merke, wird die Lenkung beim Anziehen der Schaftmutter sehr -sagen wir mal- zäh...

    Hat da vielleicht jemand ne Idee?? Vielleicht ohne Lenkschaftmutter fahren? Schließlich werden die Holme ja noch geklemmt ;)

    Greetz
    Jörn und nahe dran, diesem schon viel zu lang dauernden Frevel mit einer groooooßen Axt und abschließendem Streichholz ein Ende zu bereiten.... X(

  • Na na, du wirst doch nicht gleich in die Luft gehen ... :D

    Hast Du den passenden Steckschlüssel für die Nutmutter, oder wie hast Du die mit Drehmoment von 31Nm angezogen - ist IMHO außerdem viel zuviel!

    Ich empfehle dir folgende Vorgehensweise:
    Mal ausgehend davon, das du die normalen Schulterkugellager im Lenkkopf hast, solltest Du die untere Gabelbrücke mit dem Lenkschaft von unten in den Lenkkopf einsetzen, von oben die obere Lagerhälfte aufsetzen, sodaß diese ohne zu verkanten auf dem Schaft sitzt und die Lauffläche satt auf den Kugeln aufliegt.
    Die "Einstellmutter" ist in der Regel eine Nutmutter und wird nun aufgedreht - und zwar nur soweit, bis du beim drehen der unteren Lagerbrücke kein achsiales Spiel mehr feststellst und sich diese immer noch sämig leicht von Anschlag zu Anschlag drehen lässt.
    Jetzt kommt das Sicherungsblech auf die Mutter und dann wird die Kontermutter aufgedreht - soweit wie du sie von Hand festziehen kannst, erst dann mit dem Hakenschlüssel eine viertel Umdrehung weiter bis eine Nut mit einer Lasche des Sicherungsbleches übereinstimmt - aber noch nicht hochbiegen, da dies ja erst eine Voreinstellung ist.
    Jetzt kommt die obere Gabelbrücke drauf, die Du mit der Lenkschaftmutter fixierst - nur leicht anziehen, das reicht!
    Nun baust Du die Gabel, Rad, Lenkerstummel (noch nicht festziehen) und alles andere ein. Die Gabel wird durch beide Gabelbrücken gesteckt, sodaß die Oberkante mit der OK der ob.Gabelbrücke abschließt.
    Die Klemmschrauben der Gabelbrücken nur leicht anziehen, sodaß diese nicht mehr nach unten herausrutschen kann.
    Gabel und Rad werden von unten entspannt festgezogen - d.h. man fängt an der Radachse an und arbeitet sich nach oben vor. (Darauf achten, daß das Rad gerade steht und die Kerbe an der oberen Gabelbrücke mit der Kennzeichnung am Rahmen übereinstimmen - optische Kontrolle).
    Die Klemmschrauben der unteren Gabelbrücke werden
    dann nach Handbuch mit Drehmoment angezogen - für die SC28 weiß ich es nicht auswendig, die hat ja noch die Gabelbrücke aus Stahl, oder?
    Wenn du soweit bist, sollte sich die Gabel mit Rad frei hängend leicht von Anschlag zu Anschlag bewegen lassen.
    Nun kannst Du die obere Gabelbrücke lösen und abnehmen - Kontermutter abdrehen und mit der passenden Nuß oder mit dem Hakenschlüssel das Lagerspiel einstellen. 31Nm erscheinen mir viel zuviel.
    Ich mache das grundsätzlich nach Gefühl (auch weil ich erstens die passende Nuß nicht habe um mit Drehmoment anziehen zu können und zum zweiten Kegelrollenlager im Lenkkopf fahre) - aber das lässt sich leider nur schwer beschreiben. Auf keinen Fall darf nach dem Einstellen des Lagers die Drehbewegung der Gabel "schwergängig" sein - "freier Fall" von links nach rechts ist aber auch nicht gut, weil zu lose. Eine leicht sämige Bewegung mit einem geringen Widerstand wäre wohl die beste Umschreibung!
    Eine gute Hilfe ist hierbei eine Federwaage, mit der du die Kraft die notwendig ist um die Gabel aus ihrer Lage zu bewegen ziemlich genau bestimmen kannst. Leider habe ich aber diesbezüglich keine Werte die ich dir geben könnte.
    Wenn Du die richtige Einstellung hast, wird das Sicherungsblech aufgelegt - eine Nase nach unten in die Nut der Einstellmutter legen und wie oben beschrieben die Kontermutter handfest aufdrehen - eine viertel Umdrehung weiter bis eine Nut passt und die zweite Nase nach oben biegen.
    Auch jetzt darf kein spürbar höherer Widerstand beim drehen der Gabel auftreten - du hast ja nur die Mutter gekontert - nicht das Lagerspiel verändert, das wäre nur der Fall wenn du beim kontern die Einstellmutter auf dem Lager mit verdrehst - also aufpassen das das nicht passiert! :nono:
    Obere Gabelbrücke aufsetzen und Lenkschaftmutter mit entsprechendem Drehmoment anziehen - dabei die Gabel nicht über die untere Gabelbrücke gegen den Lenkanschlag abstützen, sondern diese über das Rad, indem Du es zwischen die Knie klemmst auf Mitte halten.
    Jetzt erst die Klemmschrauben der oberen Gabelbrücke anziehen (ich bocke die Maschine dazu ab und feder die Gabel ein zweimal leicht durch, bevor ich das mache) und die Lenkerstummel in Position bringen.
    Auch jetzt muß sich die Gabel noch mit dem gleichen Widerstand drehen lassen. Aktion fertig!

  • Hallo WeHa!
    Vielen Dank erstmal für die sehr ausführliche Auskunft. :respekt:

    Ist mir allerdings alles bekannt :D

    Ich hab ja auch nix gewechstelt, geschweige denn dieses vor.
    Ist also alles eingebaut, sprich Brücken und Gabel etc.

    Der Witz ist eben, dass ich das Einstellmutter samt Kontermutter handfest anziehe, sich das ganze artig bewegt, und erst wenn ich die Lenkschaftmutter anziehe, wird das ganze schwergängig.

    Ich versteh halt nicht, was ich damit noch verstelle, denn die Lenkschaftmutter drückt doch eigentlcih nur die obere Gabelbrücke gegen die Einstell- und Kontermutter. Da sollte sich doch nach Anziehen nix verändern...

    Greetz
    Jörn und sauer...

  • Hast Du mal geprüft ob die obere Gabelbrücke - nachdem du die Lenkschaftmutter angezogen hast - noch komplett frei läuft?
    Vielleicht hat sie zu wenig Speil und "schleift" auf dem Lenkkopf. Leg mal eine Paßscheibe (DIN988 ; 0,2-0,3mm) zwischen Kontermutter und Gabelbrücke und teste dann nocheinmal!

  • Hallo WeHa!
    Was zum Teufel machst Du um 11 nach 6 im Internet :respekt:??

    Also die Brücke schleift nicht auf dem Lenkkopf denke ich, jedenfalls beinhaltet meine Werkstatt keine Passscheibe welcher Größe auch immer :D
    Hab jetzt so lange rumprobiert, bis es gepasst hat, also ständig lockerer gedreht, Brücke drauf, Schaftmutter fest usw. usw, bis es im festgezogenen Zustand gepasst hat.

    Die Einstellmutter war bei jetziger Einstellung allerdings sehr bequem von Hand zu drehen und das Lager hatte spürbar Spiel. Nach Anziehen der Schaftmutter aber nix mehr.
    Gestern Probefahrt gemacht, keine Schwingungen oder ähnliches (nein, die Damen und Herren des Kölner Stammtisches, auch kein Schlingern unprovozierter Herkunft :P)
    Bis Tacho 280 keine Probleme und auch nicht in Kurven.
    Tuts also, warum auch immer (-:

    Gruß und trotzdem vielen Dank
    Jörn