.....Insider und auch solche, die sich dafür halten, wußten es ja schon immer, die BMW R 1200 GS ist ein guter „Supersportler“ für die Landstraße – es fing‘ alles ganz harmlos an: „Huch, die olle RD muß zur „Kesseluntersuchung“ (TÜV) – ist ja schon 2 Monate überfällig! Wetter allerbestens – also früh Feierabend gemacht. Wartezeit – Fehlanzeige, ein Ingenieur guckt‘ fern, der andere blättert gelangweilt in ‚ner Zeitung. So war die HU eine Formalität von 15 Min. Und nu‘? Was mit diesem angebrochenen Nachmittag bei schönem Wetter tun – klar: mal eben beim netten BMW-Händler vorbeifahren und fragen, ob nun - mitten in der Woche - endlich eine BMW R 1200 GS frei sei.
Die RD die Stadtautobahn hochgescheucht, sie lief wie Sau, wurde plötzlich - "brahäääää" - ziemlich laut, Diagnose: Gummikupplung Auspuff-/Krümmer durchgeblasen. Naja – der 400-er macht halt derbe, dabei sehr hochfrequente Vibrationen – ist halt hin, das Ding. Nach 16 Jahren darf das mal sein.
Egal. Hat ja frisch TÜV!!
Eine GS war frei. Juphei!!! "Wo soll's denn hingehen?" "Naja - nicht Richtung Velbert, da ist's ja noch voller (es war so kurz vor 16:00 Uhr)".
"Bergisches?" "Jahaa..." "Na gut, nehmen wir 2 Stunden, reicht Ihnen das?" "Jaha - das dürfte schon in Ordnung sein....".
Kurze Einweisung, ‚rauf auf den „Duttelbären“ (© „bipofredy“ 
) . Das Ding ist recht hoch, aber ich komme gut mit beiden Fußballen auf den Boden, „Traktion“ ist da, geht also. Druck auf’s Knöpfchen – und die „Gummikuh“ wackelt feste mit den dicken „Ohren“. Die ersten Meter verhalten gerollt - ich mache es kurz. Irgendwer schrieb mal „über „Gabelverseuchte, Schlitzaugen-Fans, die mit dem Telelever nicht klar kommen“. Völliger Quatsch. Absoluter Blödsinn. Para- und Telelever stehen in langer Entwicklungstradition und sind dafür gemacht um – genau: Unauffällig zu funktionieren, wobei das Telelever eine „normalen“ Telegabeln eigene, sehr unangenehme Eigenschaft wenig bis gar nicht aufweist: beim harten „Ankern“ tauchen „normale“ Telegabeln tief ein, wobei der verbleibende Restfederweg – je nach Konfiguration – auf 0 zusammenschmilzt, mit allen damit verbundenen, negativen Fahrwerksreaktionen. Fazit: Kein „gefühlt unsicheres Einlenkverhalten“ verunsichert mich – wie bei K 1200 R mit Hossack-Gabel. Hat mich doch gefuchst, daß ich damit nicht so recht warm wurde, zumal ich schon Mitte der Neunziger Jahre die Gelegenheit hatte, mich von den überragenden Qualitäten des Para-/Tele-Lever-Konzeptes auf ‚ner R 850 R zu überzeugen. Wird wohl an der Sitzposition gelegen haben – hier jedenfalls stimmt alles. Paßt wie’n guter Handschuh. Nach ca. einer halben Stunde ist das relativ hohe Fahrzeuggewicht vergessen – und man kann anfangen, „zu spielen.“ Resultat:
„Brandgefährlich“, das Ding. Es ist lange her, daß ich auf einem Motorrad saß, auf dem ich ab und an auf den Tacho gucken mußte, um festzustellen, wie schnell ich eigentlich bin. Und - was soll ich sagen, ich bin eigentlich immer "zu schnell". Man verliert auf dem Gerät – aufgrund der hohen, sehr bequemen, dennoch „in das Fahrzeug integrierenden“ Sitzposition“ - einfach sehr schnell das Gefühl für die gefahrene Geschwindigkeit. Mit dem breiten Lenker hat man den Boxer immer locker vom Hocker in der Gewalt, er fährt sich FAST so spielerisch wie die Super-Duke – gut, aber eben auch nur FAST. Die Duke ist eben eine ganze Ecke leichter, nervöser – für den Fight mit dem Messer zwischen den Zähnen. Geht mit der BMW auch – aber eine ganze Spur lässiger.
Was soll man sagen: Alles, was da in und vor Kurven „vorwegschleicht“, wird einfach zum Hindernis, auch ein Porsche 911 Cabrio bei Altenberg, (gut, der Bursche war nicht langsam, profitiert von der enormen Power und macht die Graden schön kurz, während ich ihm mit der „Gummikuh“ in den Kurven behende am schönen Heck mit dem heiseren 6-Zylinder-Boxer-Fauchen klebe, („na Jung‘ , mehr geht nicht?“) erst als wir – wie bezeichnend – auf einen durch ‚nen Traktor verursachten Stau auflaufen, hab‘ ich am Kabel gerissen, Gang ‚runter, dem Boxer unter mir zugerufen: „Hust‘ Eisen, Du Sau!!!“ was er mit einem kernigen*broooaaaapppp* beantwortet – und der Keks war gegessen. Busse, Traktoren, "geht mir alle aus dem Weeeeheeg....". Kleines Detail am Rande – ein netter akustischer Effekt: Vor ‚ner Kurve Gang ‚runtergetickt, das hohe Bremsmoment des hochverdichteten Boxers „ausgenutzt“, Kupplung „schnacken“ lassen – und der hintere Pneu schwänzelt kurz kläglich aufwimmernd über den Asphalt. Lustig ist das.... ! Und – das Boxer-Getriebe ist, was Schaltbarkeit und Geräuschentwicklung angeht – über alle Zweifel erhaben, läßt sich fast „japanisch“ schalten, so spielerisch kann man die Gänge ‚rauf und ‚runterticken. Wenn ich da an das „Räderwerk“ der alten /5 oder /6-Modelle denke... .
Aber – krutzifix - irgendwie scheinen sich heuer sämtliche Bauern gegen mich verschworen zu haben. Ausgerechnet auf 'ner einspurigen "Toursequenz" – und ich war wirklich kurz versucht, den kreuzbraven Bergischen Bauern auf seinem Hindernis mit spitzigem Heuwender durch einen kurzen „Ausflug“ durch den Acker zu überholen. Hab's aber besser gelassen. Es ist, wie es ist – 1200 GS fahren ist wie Fernsehen, man ist immer irgendwie „dabei“ in der Szenerie, ein Gefühl wie „Laß‘ laufen, Mann, egal ob Schlaglochpiste, Acker, Schotter, Kurven, egal wie eng oder wie weit – die GS macht das schon....“
Theoretisch möglich: Es holpert vielleicht irgendwann mal etwas heftiger, man steht mitten im Sumpf, wundert sich: „Ach – wo ist denn die Straße geblieben, die war doch vorher noch – und, vor allem: WIE komme ich überhaupt hierhin?“ Man vergißt einfach, daß man auf fast ‚ner Vierteltonne (235 kg?) wiegendem, solidem Stück Fahrzeug- und Maschinenbau sitzt – so spielerisch geht das.
Einen Wermutstropfen gibt’s doch – auf ‚ner kurzen Landstraßenpassage mit 100 – 130 km/h fällt mir auf, daß das Fahren in höheren Geschwindigkeitsbereichen hinter der kleinen Windschutzscheibe bei aufrechter Sitzposition verdammt laut wird. Offenbar leitet die Scheibe – (ist die eigentlich verstellbar, hab‘ ich bei aller Begeisterung gar nicht ausprobiert) den Windstrom voll auf das Visier meines Helmes – es bollert und brummt, daß mir die Ohren klingen. Kurz testweise hinter die Scheibe geduckt – und siehe da: es herrscht auch bei 130 "Klamotten" absolute Windstille. Scheißegal – weiter geht’s, die 2 Stunden ausreizen.... .
Huch – aufwachen! Scheiße - halb sechs. Um sechs machen die den Laden zu. Nix wie nach Hause... ..
Und dann kam das, womit meine kleinen Alarmlämpchen im Kopf schon die ganze Zeit rechneten: "Junge, sieh' Dich vor, werd' nicht übermütig... - Du verwächst zu sehr mit dem Ding und in viel zu kurzer Zeit...“
Bergab-Passage nach Kürten (oder wie das heißt) ‚runter - ich komme - natürlich "luftkissenbootmäßig" schnell - da 'runtergesegelt, sehe - fein - die Ampel ist noch grün, das schaffen wir noch und zieh noch'n bißchen mehr am Kabel. Die Kreuzung poltert unter mir weg (kaum was gemerkt, da rumpel‘ ich mit der Blade immer langsam 'drüber) und binnen Sekundenbruchteilen signalisieren die Augen die herannahende 90°-Rechts und die dahinterstehende Häuserzeile.
Binnen ebensolcher Sekundenbruchteile blökt die "Overspeed-Warning"im Kopf und ich bin hellwach. "Scheiße, Scheiße, Scheiße - vieeeel zu schnell" - die Kupplung gezogen, und beide "Anker" angerissen bzw. 'draufgetrampelt, das war "eins". Typische Schreck- bzw. Panikbremsung eben.
Resultat: Das Ding bremst wie das sprichwörtliche Scheunentor und ich sehe den "blöden Bremskraftverstärker" auch in ganz anderem Licht. Man kann damit bremsen, bis einem die Augäpfel aus dem Kopf treten.
Saaaaagenhaft!!!!!
Danke, ABS. Mit intervallmäßig kurz über den Asphalt „zwitscherndem“ Hinterreifen komm' ich 'ne Vorderradbreite über der Fahrbahnmitte zu stehen. Gut, daß niemand entgegenkam, wir hätten uns sonst beide die Hosen vollgemacht. Bayern-Boxer und mein Herz pochen hektisch um die Wette. Hoffentlich hat das Modelljahr 2007 die gleiche "Bremsvehemenz" wie das 06-er, denn mit dem neuen, „rückgerüsteten“ ABS/ASC von Continental-Teves soll der berüchtigte Begriff „Restbremskraft“ (Ausfall des Bremskraftverstärkers bei Spannungsabfall im Bordnetz) Geschichte sein.
Tja. Da war ich blitzartig aus dem Rausch erwacht, in den ich mich wieder einmal gefahren hatte. Ein völlig anderer Rausch als bei den bisherigen Testfahrten – es ist die gelungene Kombination von absolut lässiger Sitzhaltung (man kann die „demütig Gebückten“ aus etwas höherer Warte entspannt bei ihrem Treiben beobachten, notfalls pfeilschnell mithalten – aber eben nie mit dem erwähnten Messer zwischen den Zähnen). Und daß die GS wunderbar zum Reisen taugt – selbst Etappen von mehr als 400 km werden sicherlich zur entspannten Tour – weiß ohnhin jeder. Naja - kam um 18:30 beim freundlichen BMW-Händler auf den Hof, 5,-- in die Kaffeekasse und der Keks war gegessen. 140 km totale Motorrad-Begeisterung.... . Nettes Schmankerl am Rande: In Österreich soll’s eine verschworene GS-Gemeinde geben, die sich wochenend’s aufmacht, nach dem Motto: „Aufi... – geh’n ma Supaspoatler jagen.... .
Ich trage mich mit dem Gedanken, sie - in genau der Ausstattung, wie ich sie fuhr – allerdings nicht mit schnöden Guß-, sondern mit schönen Drahtspeichenrädern zu ordern. Bei 'nem Gesamtkurs von 14.000 EUR tun‘ 340,-- EUR Aufpreis auch nicht mehr weh.... .
Tja. Und wohin mit der Blade? Was mach‘ ich nur? Das werden lange, schlaflose Nächte.... .
Garage ist da - aber die 37 Mio aus'm Lotto hat'n anderer. Und ich könnt' sie sooooo gut gebrauchen..... .
- BMW - Händler nimmt bestimmt Dein Reiskocher in Zahlung! 
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..könnte man ja die Pausen auf das notwendige verkürzen.. 