Die ersten 600 km mit meiner Neuen sind heruntergespult, da war es Zeit für einen kleinen Vergleichstest mit der Alten:
Hintergrund: Habe mit 40 das Motorradfahren angefangen, auf einer Speed Triple. Mir dann nach 3 Jahren eine 08er Fireblade gemietet und eine Woche lang probegefahren, dann den Entschluß gefasst, auf einen Supersportler umzusteigen. Ist dann aber stattdessen eine neue ZX10 (2008) geworden, da ich an keine günstige Fireblade rangekommen bin. Bin diese nun ein Jahr lang gefahren und habe diese Bike lieben gelernt. Leider so auch meine Frau, welche nun den Motorradführerschein macht und mir das Bike abgeschwatzt hat Warum ein Fahranfänger nun unbedingt eine Tausender haben muß, darüber will ich mich hier nun nicht auslassen, ich kann nur sagen, dass wir beide wissen, was wir tun :-). Ich wollte mir eigentlich wieder ein Zehner kaufen, Modell 2010 diesmal, aber die bekam ich wiederum nicht zum gewünschten Preis. Also wurde es eine graue Fireblade 2010 HRC.
Zum Vergleich: Beide Maschinen waren technisch im Originalzustand, außer einem MIVV Endschalldämpfer OHNE DB-Killer bei der Kawa und einer ausgehängten Auspuffklappe bei der Honda. Die Honda habe ich nun mal kurz bis 10 000 gedreht, ansonsten halte ich mich noch bei max 8000 Umdrehungen. Kann also noch nichts zur Spitzenleistung sagen, wohl aber über den auf der Landstraße wichtigen Mittenbereich.
Zu mir: Habe auf der Kawa den Angststreifen hinten wie vorne weg, das wars aber auch schon. Kann also nichts über Grenzbereiche sagen. Einfach nur meine Fahreindrücke
Fangen wir mal beim Handling an:
Die Kawa ist schwerer, fühlt sich auch schwerer an, sowohl im Stand wie auch auf der Landstraße. Will mit etwas Nachdruck in die Kurven gelegt werden, im Vergleich zur Blade, die wie von selbst von einer Schräglage in die andere fällt. Die Blade ist superhandlich/spielerisch, die Kawa superstabil. Hier hat die Blade einen klaren Vorteil.
Sitzposition/Ergonomie:
Auf der Kawa sitzt es sich auf der Landstrasse besser! Der Kniewinkel ist nicht so extrem wie auf der Blade, auch die Last auf den Handgelenken ist nicht so hoch – einfach einen Tick entspannter als auf der Blade. Beim Hochgeschwindigkeitsbolzen wird man von der wunderschönen Formgebung des Tanks unterstützt, man verschmilzt mit der Maschine – schön! Vorteil für Kawa auf der Landstrasse!
Auf der Renne (war ich noch nicht mit der Blade) kann ich mir jedoch einen Vorteil für die Blade denken. Aktivere Sitzposition hier, leichteres Wechseln der Sitzpositionen, man sitzt näher zum Lenker, hat das Vorderrad sozusagen „in der Hand“.
Anzeigen/Cockpit: Die Honda wartet mit allerhand Information bezüglich Durchschnittsverbrauch an, die Kawa bietet stattdessen eine Ganganzeige und einen Rundenzeitennehmer an.
Auf der Landstraße sehe ich hier die Kawasaki im Vorteil
Motor:
Eigentlich noch zu früh für einen Vergleich, da die Honda noch nicht ganz eingefahren ist. Aber ich kann jetzt schon sagen: Im Mittenbereich ist die Honda eine Wucht. Ich kann verstehen, warum sie zu Ihrer Zeit Testsieger wurde! Das allseits kritisierte Loch bei 4000 Umdrehungen verschwindet übrigens mit ausgehängter Auspuffklappe :-). Sie dreht kraftvoll hoch mit einem Punch im Mittenbereich der richtig Laune macht – um mich, der von der Zehner kommt, dann bei ca. 9000 Umdrehungen zu enttäuschen. Klar, dass ich dann NOCH MEHR erwarte :-). Die Zehner wird ja erst ab 6000 Umdrehungen wach, ab 9000 dann zum Tier. Ist man das gewöhnt, dann wird man von der Blade etwas enttäuscht – besonders nach der anfänglich so guten Vorstellung. Trotzdem muss ich hier den Punkt an die Blade geben: Der Motor macht auf der Landstraße mehr Laune als der der Zehner. Allerdings: Dies wird mit einem recht rauen Lauf erkauft. Die Zehner läuft im Vergleich zur Blade seidenweich!
Ich kann mir an dieser Stelle allerdings eine kleine Anmerkung nicht verkneifen. Es geht um einen Vergleichstest in der PS Nr 4/2010, Seite 27. Die Kawa wurde auf diesem Kurs nur achte im Vergleich. Angeblich trauten sich nur wenige Tester, die Kurven mit der Kawa im 2. Gang zu fahren, sonder blieben im 3. wodurch die Drehzahl unter 6000 Umdrehungen sank (und damit ausserhalb des „brauchbaren“ Drehzahlbereichs bei der Kawa). Das sagt wohl alles über die Qualität von solchen Tests, oder? Sogar ich als nur leicht fortgeschrittener Fahrer bin das Teil teilweise im ersten Gang durch die Kurven auf der Renne gefahren. Und da hat man auch keine Probleme beim Rausbeschleunigen
Bremsen:
Die Anker der Kawa sind der Hammer! In den Tests sind sie entweder Topp oder Flopp – vielleicht gibt es hier eine Streuung? Ich hatte jedenfalls nie irgendwelche Fadingprobleme. Sie greifen gefühlvoll und dennoch bissig, und braucht man mehr – dann kommt auch noch mehr! Sehr effektiv und dennoch gut dosierbar und das mit wenig Handkraft! Nicht ganz so die Stopper von Honda: Zuerst kommt nicht so viel, dann packen sie hart zu, lassen doch den letzten Biss vermissen. Ach ja – ich habe kein ABS Dafür wiegt meine Maschine ca. 10 kg (?) weniger als mit Klarer Punkt hier für Kawa – undisputed!
Und schließlich: Sound/Emotionen
Und das ist sehr subjektiv
Die Kawa hat einen Supersound. Auch ein Verdienst der MIVV Endtüte, aber schon der Motor allein klingt wie ein Supersportler klingen soll. Bei der Blade werde ich wohl 1000 € in einen Bodis investieren müssen, der Einzige m. A. der optisch wie auch akustisch zur Blade passt. Aber das Heulen der Ninja macht mir eine Gänsehaut, die Blade kommt da nicht ran. Geschmackssache!
Sicherlich kein professioneller Test, aber wenigstens einer ohne Markenbrille! Die Kawa ist ja noch in der Familie und mir immer noch lieb und teuer, auch wenn ich meine neue Maschine fahre und vielleicht sogar leicht bevorzuge. Unterm Strich sind beides sehr gute Geräte die Laune machen!
Viele Grüße,
Paul