Vorderradbremse für Fahrer mit Handicap?

  • Guten Morgen liebe Tüftler, Bastler, Schrauber ...

    Leider hatte ich im letzten Frühjahr einen Arbeitsunfall, bei dem ich mir die rechte Hand verletzt habe.
    Ansich war die Verletzung nicht so schlimm, aber die Folgen sind für mich recht dramatisch.
    Wegen einiger Komplikationen habe ich im Mittelfinger so gut wie kein Gefühl mehr. Durch die lange Stilllegung der Hand
    ist der Finger fast komplett versteift und leicht gekrümmt. In den anderen drei Fingern hab ich Gefühl, aber die Bewegungsfreiheit
    ist stark eingeschränkt. Auch mit Krankengymnastik und Bewegungstherapie war nur eine geringe Verbesserung möglich.
    Einzig der Daumen funktioniert wie vorher auch.

    Nun zum Problem an sich: Bremsen mit der Hand ist nicht möglich, da ich die Finger einfach zu wenig bewegen kann.
    Der Hebel ist zu weit weg und der Hebelweg zu lang. Zudem fehlt eben auch die Kraft um am Hebel ziehen zu können.
    Ich habe mich etwas über eine Daumenbremse informiert und auch Hersteller angeschrieben.
    Die Antwort war, dass die Daumenbremse nur für das Hinterrad gebaut ist.
    Nun frage ich mich, wie ich das Problem technisch lösen kann. Mir fällt nicht viel ein.
    Ich will unbedingt wieder auf den Bock, ohne geht nicht.
    Vielleicht habt ihr ja Ideen. Würde mich über eure Gedanken dazu freuen.

  • Könntest du mit der Hand kuppeln?

    Dann würd ich "einfach" die Bremse nach links an den lenker machen und Kupplung nach rechts + ggf schaltautomat.

    beste Grüße

  • Eventuell als Idee eine Kombi-Bremse bauen die mit dem Fußhebel vorne und hinten bremst, oder ein Motorrad kaufen mit Doppelkupplungs-Getriebe z.B. Honda Cross-Tourer, die hat keinen Kupplungshebel da könnte man einen speziellen Bremshebel links montieren.

  • Hi

    Wäre es eine Möglichkeit einen einstellbaren Bremshebel mit extrem kurzen Hebelweg und knackigem Druckpunkt zu benutzen?

    Andere Möglichkeit wäre englische Bremse und Kupplungsarmaturen zu kaufen. Meines Wissens nach sind die vertauscht, wie die Lenkräder bei denen ;)

    Dann könntest du mit deiner gesunden Hand wieder richtig bremsen und mit der anderen Kuppeln falls das nicht funktioniert, könnte dann ein Schaltautomat die Lösung sein. Wird wahrscheinlich nicht ganz billig aber du könntest wieder fahren.


    Ich wünsch dir gute Besserung und das du bald wieder Motorrad fahren kannst :)

    Wir rasen nicht, wir fliegen tief!

  • Könntest du mit der Hand kuppeln?

    Dann würd ich "einfach" die Bremse nach links an den lenker machen und Kupplung nach rechts + ggf schaltautomat.

    beste Grüße

    Kuppeln geht auch nicht. Einfach zu wenig Bewegungsfreiheit. Kann grad so den Gasgriff halten und drehen.

    Eventuell als Idee eine Kombi-Bremse bauen die mit dem Fußhebel vorne und hinten bremst, oder ein Motorrad kaufen mit Doppelkupplungs-Getriebe z.B. Honda Cross-Tourer, die hat keinen Kupplungshebel da könnte man einen speziellen Bremshebel links montieren.

    So eine Kombibremse wäre sicher schwer abzustimmen, oder? Hab auch schon dran gedacht das Vorderrad mit der Fussbremse zu bremsen und dann die Daumenbremse ans Hinterrad. Ob das technisch geht und wie man damit fahren kann? Keine Ahnung.

    Siehe oben, und danke! :)

  • Hallo Toto,

    Kennst Du Willi Költgen ?

    Fa. Költgen ist die Kompetenz in solchen Fällen.
    Der hat eigentlich für jedes Handicap eine Lösung. Als ich ihn das letzte mal gesehen habe (vor ca. 1 Jahr) hatte er bis dahin bsw. 20 Solomotoräder für Querschnittsgelähmte umgerüstet.

    Er selbst hat von Geburt an keine rechte Hand und fährt Motorrad, sollte also gerade für Deinen Fall eine Idee haben.

    http://www.koeltgen.de

    vorschlagende Grüße
    vom falo

    "Bitte wenden, danach bitte wenden!" (O-Ton Garmin auf diversen Pässen)

  • Honda hat doch ein System das sich c-ABS nennt: eine Bremse betätigen => beide Bremsen bremsen automatisch mit optimaler Bremskraftverteilung.

  • stuntfahrer, SuMo fahrer und auch auf der rundstrecke verwenden manche fahrer DAUMENBREMSEN. die wirken eigentlich auf die hinterbremse - vll. lässt sich da was adaptieren.

    zufälligerweise gibt's hier im forum sogar jemanden, der soetwas baut und vertreibt. TÜV hat das system auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Daumenbremse

    sein nick ist WeHa, das unternehmen heisst: http://www.procon-design.de/daumenbremse.html

    wünsch' dir trotzdem gute besserung !!!

    ... remember the times, when sex was safe and bikes were dangerous?

    ... alle Angaben nach bestem Wissen & Gewissen, aber ohne Anspruch auf allgemeine Richtigkeit/Gültigkeit ,,, (-:

  • Danke dir, Erich. Die normale Daumenbremse ist für das Hinterrad, richtig.
    Hatte den Wiki Artikel auch vor einigen Tagen gelesen und mich gefragt, ob man sowas vielleicht auf vorn umbauen kann.
    Der erreichbare Bremsdruck wird wohl das schwierigste sein. Ich schreib dem WEHA mal ne PM. Vielleicht hat er ja ne Idee.

  • ein daumen ist ja recht kräftig - ich kann mir gut vorstellen, dass das möglich ist!

    ... remember the times, when sex was safe and bikes were dangerous?

    ... alle Angaben nach bestem Wissen & Gewissen, aber ohne Anspruch auf allgemeine Richtigkeit/Gültigkeit ,,, (-:

  • Hallo Torsten!

    Ganz allgemein:
    Für körperlich unversehrte Motorradfahrer ist die Daumenbremse ausschließlich als Hinterradbremse und NUR in
    Verbindung mit der lt. StVZO vorgeschriebenen Fußbremse einsetzbar und zulassungsfähig.
    Eine ABE gibt es für die Daumenbremse nicht. D.h. sie muss per Einzelabnahme eingetragen werden!

    Im speziellen:
    Für körperlich beeinträchtigte Motorradfahrer ist im Gegensatz zu den normalen Vorschriften vieles möglich,
    aber auch nicht alles. Es gibt bestimmte Vorgehensweisen, die bei einem Umbau der vom TÜV auch abgenommen
    werden soll, zu beachten sind. Man kann technisch natürlich auch mit einer Damenbremse das Vorderrad bremsen,
    in der Praxis kann ich dir davon aber nur abraten. Um dafür eine Zulassung zu bekommen, musst du schon sehr gute
    Gründe haben. Das deine rechte Hand kraft- und bewegungsmässig eingeschränkt ist, reicht dafür meines Wissens
    nicht aus. Man wird dir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sagen, das du deine linke Hand zum bremsen nehmen
    sollst. Die Umstellung mit links zu bremsen ist genauso groß wie die Umstellung mit dem rechten Daumen bremsen
    zu müssen. Das dosieren der Bremsleistung ist mit 2 oder 4 Fingern immer noch besser und sicherer zu bewerkstelligen
    als nur mit einem Daumen! Die VR-Bremse ist das Sicherheitsbauteil Nr.1 an einem Motorrad!

    Aus meiner Erfahrung kann ich dem auch nur zustimmen! Mein Vorschlag für deine Situation:
    Die Bremspumpe auf die linke Seite verlegen, was technisch kein Problem darstellt. Für das Betätigen der Kupplung
    kannst du dann problemlos eine Daumenbremsarmatur auf der rechten Seite einsetzen. Ich habe auch schon gesehen
    das es für die Kupplung servoelektrische Systeme gibt, die du auf Knopfdruck betätigen kannst - also ganz ohne Hebel
    fast wie eine Automatik!

    Das ist aber natürlich auch alles eine Frage der Kosten. Um, wie oben beschrieben die Bremspumpe nach links zu
    verlegen, brauchst du eine, bei der der BF_Behälter in beiden Einbaulagen angeschlossen werden kann. Für die Kupplung
    die DB-Armatur und dann noch zwei in der Länge angepasste Stahlflexleitungen - das wars! Vorsichtig geschätzt dürfte
    das ein gesamter Aufwand von ca. 1000 Euro sein!

    Wenn du noch Fragen hast, wende dich bitte per Email an mich, da ich momentan aus Zeitgründen nicht allzu oft hier
    reinschauen kann!
    Email: info@procon-design.de oder heide.procon@web.de

    Gruß WeHa

  • Warum solltest du mit dem Fuß nicht bremsen können? Geht beim Auto doch auch.
    Ist das selbe wie wenn ein Schaltgetriebefahrer auf Automatik umsteigt und mit dem linken Fuß bremsen will. Die Profis geben rechts Gas und bremsen links, da brauchst du nicht wechseln.
    Beim Motorrad sollte es ein Einstellungssache mit oder durch Bremskolbendurchmesser sein. Da kannst du drücken bis du einen Krampf bekommst. Ich finde es sogar gut, da du dann immer am Gas bleiben kannst.
    Wünche dir viel Erfolg. Bleib dran an den Übungen, vielleicht kommt der Tag da du wieder voll beweglich bist. :perfekt2:

  • Wolfgang: Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. Werde dich kontaktieren.

    Joachim: So einfach ist es meiner Meinung nach nicht das VR mit dem Fuss bremsen zu wollen.
    Da fehlt einfach das Gefühl. Auto und Bike bremsen ja ganz unterschiedlich und kann man nicht vergleichen.
    Die Hoffnung auf Besserung hab ich, aber die Aussichten sind schlecht.

    Die Idee von Wolfgang gefällt mir auf den ersten Blick ganz gut. Werde mich damit mal beschäftigen.

  • Hallo Thorsten,
    kenn mich wegen Umbauten zu Handicap nicht aus. Und wie Wolfgang schrieb ist es auch eine Sache der Kosten.
    Wenn es etwas von der "Stange" gibt und du damit klar kommst ist es prima. :daumen_rauf:
    Ich wollte nur mal in den Ring werfen, daß die benötigte Bremskraft, in Abhängigkeit vom Durchmesserverhältnis Geber- zu Nehmerzylinder, abhängig ist. Daraus sollte dann doch auch was brauchbares für eine dosierbare Fußbremse konstruierbar sein. Das Problem wird aber der Teilemarkt und die Kosten sein denke ich.

  • Hallo Thorsten,
    kenn mich wegen Umbauten zu Handicap nicht aus. Und wie Wolfgang schrieb ist es auch eine Sache der Kosten.
    Wenn es etwas von der "Stange" gibt und du damit klar kommst ist es prima. :daumen_rauf:
    Ich wollte nur mal in den Ring werfen, daß die benötigte Bremskraft, in Abhängigkeit vom Durchmesserverhältnis Geber- zu Nehmerzylinder, abhängig ist. Daraus sollte dann doch auch was brauchbares für eine dosierbare Fußbremse konstruierbar sein. Das Problem wird aber der Teilemarkt und die Kosten sein denke ich.

    Das glaube ich einfach nicht. Deine Hand ist (hoffentlich) viel sensiber als dein Fuss. Mir gefällt die vorgeschlagene Lösung von WeHa erst mal ganz gut.
    Bin schon mit ihm in Kontakt um die theoretische Umsetzung zu besprechen. Sicher kostet das alles Geld, aber Motorradfahren ist sowieso nicht billig.

  • Desweiteren ist es ja auch eine Frage der technischen Abnahme und da hat Weha ja was aus Erfahrung geschrieben.

    Mit der Konstruktion Bremse links und Daumenkupplung.... Burnout-Maschine. :wow:D

  • Desweiteren ist es ja auch eine Frage der technischen Abnahme und da hat Weha ja was aus Erfahrung geschrieben.

    Mit der Konstruktion Bremse links und Daumenkupplung.... Burnout-Maschine. :wow :D

    Eben. Das muss ja auch alles konform mit den Zulassungsvorschriften gehen. Da muss ein Profi ran.
    Burnout-Maschine? :D Klingt bestimmt super, wenn die kleine mit ihren 600 Kubik anfängt zu kotzen bei 12000 U/min. (-:

  • Der Einfachheit halber sollte man ein Motorrad wählen, dass ohnehin schon eine hydraulische Kupplung besitzt, dann entweder eine der angesprochenen drehbaren Bremspumpen, oder eine passende Kupplungspumpe, wenn die denn die Anforderungen einer Bremspumpe erfüllen.

    Kupplung über eine solche Daumenbremspumpe sollte dann kein Problem darstellen. Ist genauso wie das Bremsen mit Links alles eine Übungssache.

    Würde mit dem Umbau aber auf alle Fälle einen Profi beauftragen, der sich auch mit den entsprechenden Anforderungen auskennt und den nötigen Draht zum TÜV besitzt, denn bei derartig speziellen Abnahmen ist es seitens des TÜV-Prüfers meist eine Vertrauenssache in die Fertigkeiten des Schraubers.

    Dann sollte dem Ganzen nichts im Wege stehen und du bald wieder Motorradfahren können :biker2:

    Trotzdem gute Besserung und viel Glück, dass es irgendwann auch wieder ohne Umbau geht! :daumen_rauf:

    MfG

    "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende
    beides verlieren." - Benjamin Franklin (*17-Jan-1706, † 17-Apr-1790)
    2016:
    26.4. Assen mit Trackdays4all
    2.5. Assen mit Trackdays4all
    5.-6.5. Oschersleben mit Hafeneger #791
    9.-10.6. Mettet mit Dunn #791
    18.7. Assen mit Trackdays4all
    9.8. Assen mit Trackdays4all
    9.-11.9. Osl mit Hafeneger #791
    26.9. Assen mit Trackdays4all