Hallo!
Wollte auch mal meine Erfahrungen zum Besten geben.
Da ich mich so langsam von der gebückten Haltung verabschieden möchte und mir auch optisch Naked-Bikes besser gefallen, habe ich mich auf den Weg gemacht um ein paar Probefahrten zu machen. Im Bereich der 1000er ist die Auswahl an schönen Naked-Bikes imho eher eingeschränkt, so dass sich mein Interesse schnell auf drei Modelle eingegrenzt hat. Speed Triple 1050, Super Duke und FZ1.
Da ich direkt vor der Haustüre sowohl einen KTM, als auch einen Yam Dealer habe, unternahm ich in den letzten Tagen Probefahrten.
KTM Super Duke
Die Super Duke war für mich optisch die erste Wahl. Also hin zu KTM Sommer und mich mal näher informiert. Da ich bisher noch nie ein Neufahrzeug gekauft bzw. probegefahren habe, war für mich das ganze Procedere neu. Der sehr freundliche Verkäufer hat gar nicht viel zum Motorrad erzählt, sondern nach gefühlten 2 Minuten direkt eine Probefahrt angeboten. Also rauf auf den Bock und ab dafür.
Die Ergonomie paßte auf Anhieb (bin 1,93 m) und erinnerte mich an die verflossene Transalp meiner Freundin. Den Sound fand ich total klasse, auch wenn der als bisher Ausschließlich-Vierzylinderfahrer mal ganz anders war. Gänsehaut gab es zwar nicht, aber Spaß hat er trotzdem gemacht.
Rauf auf die Hausstrecke und mal schauen, was der Motor kann. Ich hatte aus dem bisher Gelesenen heraus eigentlich ein sehr leichtes Vorderrad erwartet, dem war aber glücklicherweise nicht so. Mir persönlich liegen Wheelies nicht.
Die Duke zog aus dem Drehzahlkeller bis kurz vor den Begrenzer einfach sauber durch und man hatte nie das Gefühl, nicht Herr der Lage zu sein. Alle Komponenten sind einfach klasse aufeinander abgestimmt und auch die Umsetzung spontaner Gasbefehle verlaufen total unspektakulär. Und genau dieses Unspektakuläre war für mich wahrscheinlich das Probelm.
Ich habe mir sehr viel von einem so potenten Zweizylinder erwartet, wurde aber etwas enttäuscht. Nicht das mich die KTMler falsch verstehen. Das Teil ist pfeilschnell, das sieht man eindeutig auf dem Tacho, aber gefühlsmäßig fehlte mir der Punch. Ich dachte, die Duke zieht mir die Arme lang... das war aber leider nicht so.
Was für mich sehr gewöhnungsbedürftig war, ist der "früh" einsetzende Drehzahlbegrenzer. Bereits bei knapp 9500 U/min war Schluß. Besonders doof, wenn man gerade ein mit 110 km/h fahrendes Auto überholt und aus alter Gewohnheit vergisst zu schalten. Aber das ist halt die mir fehlende Zweizylindererfahrung bzw. Gewöhung ans Mopped, das kann man der Duke eigentlich nicht ankreiden, dämpfte aber bei mir die Fahrfreude.
Fazit: Die KTM ist optisch, soundmäßig und fahrwerkstechnisch der Knaller, hat mich aber aufgrund der immer gleich bleibenden Beschleunigung ohne besondere Spitzen und Glücksgefühle nicht überzeugt. Da war meine Erwartungshaltung vielleicht aufgrund der vorherigen Internetrecherchen zu hoch.
_________________
Yamaha FZ1N
Tja die Yamaha. Optisch gefällt sie mir nicht ganz so gut, wie die Super Duke, ist aber nach meinem Geschmack immer noch weit vorn.
Motorrad Kröber in Oberhausen war hier der Händler meines Vertrauens. Ein 2007er Modell in blau bieten sie als Vorführer an. Nicht ganz meine Farbe, aber darauf kommt es ja nicht an. Auch hier kein großes Verkaufsgespräch, direkt einen Termin zur Probefahrt am nächsten Tag vereinbart. Samstag morgen um 10 Uhr hin und das Teil für 2 Stunden ausgeliehen.
Die Ergonomie ist für mich genauso gut wie auf der KTM. Der Sound des potthäßlichen Original-Auspuffs ist überraschenderweise auch ganz schön, kann mit der KTM aber bei weitem nicht mithalten.
Bei der FZ1 habe ich im Internet oft von Leistungslöchern und fehlender Power gelesen, umso gespannter war ich auf die Fahreindrücke. Runter (bzw. rauf, für die die Kröber kennen) vom Hof und in Richtung Hausstrecke fahren.
Nachdem die Kiste warm war, konnte ich es dann auf meine gewohnten Strecken brennen lassen. Der Anzug von dem Teil war der Hammer. Wer da von Leistungsproblemen spricht, hat entweder ein ganz beschissenes Teil erwischt, ist ansonsten eine >170 PS Maschine gewöhnt oder hat einfach ein ganz komische Gfühl für Beschleunigung
Die FZ1 zog mir die Arme lang und trieb mir sofort ein Grinsen auf´s Gesicht. Ich habe mich sogar ab und zu beim Lachen im Helm erwischt, weil der Motor diebisch Freude macht. Das war genau das, was ich von meinem nächsten Motorrad erwarte.
Um die oben beschriebenen Leistungsdefizite aus dem Drehzahlkeller mal zu testen, bin ich rauf auf die A31 habe frühzeitig in den 6 Gang geschaltet und den Hahn voll aufgedreht. Bis 6000 U/min kam ein ganz guter Abzug (eigentlich wie ich den in dem Drehzahlbereich auch von meiner SC33 gewohnt bin), um jenseits der 6000er Marke wieder alles zu geben. Mir hat es sehr gut gfallen, wie sich der Motor gegeben hat.
Die zwei Stunden waren dann schnell vorbei und ich tuckerte mit einem breiten Grinsen zurück zu Kröber. Kiste abstellt und mit meiner (jetzt gefühlt) untermotorisierten SC33 ab nach Hause.
Fazit: Für einen Vierzylinder-Gewöhnten ist die FZ1 wahrscheinlich besser geeignet. Man spürt ganz klar, dass der Motor R1 würdig ist und hat nie das Gefühl untermotorisiert unterwegs zu sein.
An der Optik muss man noch so zwei, drei Dinge ändern (Spiegel, Auspuff, Kennzeichenhalter, Blinker, Heckabdeckung), aber das macht man ja sowieso bei jedem Bike. Nur die KTM hätte das meiner Meinung nach überhaupt nicht nötig. Die ist optisch eigentlich kurz vor perfekt. Lediglich eine Heckabdeckung drauf und fertig.
Abschließend, kann ich für mich sagen, dass all diejenigen die sagen: "Keine der heutigen 1000er ist schlecht" haben zumindest für diese beiden Modelle absolut Recht. Welche für einen persönlich besser ist, liegt imho nicht mehr an Motoren oder Leistung (zumindest im LS-Betrieb), sondern nur an persönlichen Präferenzen bzgl. Optik und Leistungsentfaltung.
Gruß
Guido