Moin Jünger des schwarzen Goldes,
einige warten ja schon sehnlichst; hier also mein Testbericht zu Dunlops neuester Hypersportpelle:
Gestern Abend war es endlich so weit. Mein Schrauber hat es doch noch einrichten können, mir die Reifen aufzuziehen.
Und so quälte ich mich gegen halb sechs über das zugestaute Adlergestell aus Berlin raus, was komischerweise keine weißen Flecken im Unteranzug produziert hat (doch ordentlich warm...).
Endlich auf der Autobahn und mal ordentlich Schnur gegeben. 210, 230, 250, 260 - OK, laaangweilig; brettstabil wie die anderen auch.
Dann endlich die Abfahrt zur Hausstrecke. Leider hat man in meinem Alter immer noch im Kopf, daß neue Motorradreifen eingefahren werden müssen, was aber seit ein paar Jahren eigentlich nicht mehr nötig ist.
Normalerweise schleift am Ende der Ausfahrt immer schon ordentlich das Knie; diesmal hat das neongrüne englische Grinsegesicht aber kurz vor dem Asphalt verharrt, was allerdings völlig unnötig war, denn die Botschaft des TT lautete: Ich bin so weit!
Also ab dafür und hin zur Kurvensektion der Hausstrecke.
Was dann folgte, war der Hammer und schlicht traumhaft:
Ein solches Kurvenverhalten - nahezu eine Kurvengier - kannte ich bisher nur von Slicks - schön, daß es das jetzt auch für die Straße gibt.
Er biegt sehr handlich und absolut zielgenau ein, was schon einmal schön ist. Doch sein Sahnehäubchen zeigt sich im weiteren Kurvenverlauf:
Er liegt da wie hingenagelt und gibt Dir absolutes Vertrauen. Das können andere natürlich auch.
Der Dunlop weist aber eine solche Neutralität auf, daß man selbst in tiefster Schräglage noch völlig easy nachkorrigieren kann. Der abgedroschene Spruch "Der kriegt jede Linie." stimmt hier auf den Punkt.
Diese Mischung aus Zielgenauigkeit und Neutralität ist m. M. nach bislang unerreicht bei Straßenreifen.
Aus einer fetten Rechtskurve gilt es dann, herauszubeschleunigen, was den einen oder anderen Sportreifen schon einmal auf die weite Linie drängt. Nicht so der TT.
Völlig neutral und ohne jedwede Zickigkeit bleibt er da, wo er hin soll. Oder wo Du ihn hinhaben willst.
Grip ist selbstredend für den Straßenbetrieb im Übermaß vorhanden; man kann sehr früh ans Gas und das will er auch.
Nach ein paar Runden - die neu aufgezogenen Wiz - Smileys waren schon ordentlich angeschrabbelt - hielt ich an, um nachzuschauen, wie es der Pelle so geht:
Ich schaue ihn an, er mich und scheint zu fragen: "Na du Lusche - das war`s schon?!"
Nach der Prozedur, die ich ihm auferlegt habe, waren andere Pellen immer schon recht aufgerauht (neudeutsch "Graining"). Er nicht.
Sauber bis an die Kanten abgefahren, aber glatt wie ein Babypo. Na ja, fast.
Dunlop beschreibt ihn als Reifen, der zu 50% auf der Straße und zu 50% auf dem Track gefahren werden kann. Und das glaube ich auch.
Auf der Straße ist er nicht annähernd an Grenzen zu bringen und für`s typische Trackdayfahren mit 15 - 20 Minutenturns ist er meines Erachtens nach nahezu ideal.
Alles in allem mein neuer Star für die Saison und klarer Tip für alle, die ein Sportbike artgerecht bewegen.
Für die, deren Fahrverhalten so aussieht: Mit Kumpels losfahren, alle halbe Stunden Pausen machen wegen Rauchen/ Pinkeln/ Kaffe trinken, irgendwann richtig einkehren und wieder zurück, gilt: Finger weg - das hat er nicht verdient!
Für die Fahrdynamiker, die genußvoll - engagiert Kurven inhallieren und für gelegentliche Ausflüge ins Winkelwerk keine Rennreifen aufziehen wollen, weil man zeitenmäßig eh kein Rossi mehr wird, hingegen eine ganz klare Empfehlung bzw. ein echter Traum!
Für mich ganz großes Kino!
P.S.:
Oh, schon wieder viel zu lang geworden...
Jetzt aber ab an die Arbeit!