Airbagweste Alpinestars Tech-Air 5 / Erfahrung und klare Kaufempfehlung!

Hallo,

vereinzelt kam hier ja schonmal das Thema Airbagwesten auf. Das zur Tech-Air 5 ist schon lange her und war auch nur kurz und sehr knapp.

Das Thema ist für mich gerade interessant, weil ich lange haderte mir so ein Ding zuzulegen und jetzt gekauft habe.

Vielleicht auch für jemanden interessant, der wie ich nicht sicher ist, ob die Ausgabe lohnt.

Also, das Ding ist aktuell das "fortschrittlichste" auf dem Markt. Größter Unterschied zu den Mitbewerbern ist der Schulterschutz. Mittlerweile kann die Weste auf der Straße und der Rennstrecke genutzt werden.

Per App schnell zwischen Street und Race umgestellt. Außerdem kann über die App der Ladezustand geprüft , Strecken aufgezeichnet und Updates gemacht werden. Sonst braucht man die App aber nicht.

Also, lange überlegt hab ich, ob mir so ein Teil hole. Geguckt, verglichen und unzählige Erfahrungsberichte gelesen. Ist ja auch nicht gerade günstig so ein Teil. Aber gerissene Milz oder lebenlang Rollstuhl kosten deutlich mehr.

Naja, Sicherheit ist mir schon wichtig. Wer schonmal richtig abgeflogen ist, der weiß so ein Teil zu schätzen.

Also hab ich mal gestöbert und bei Motocard ein Angebot (knapp 530.-€) gefunden. Bestellt - und kurz darauf geliefert.

Bei der Anprobe war ich echt überrascht. Leicht ist sie. Dann hieß es erstmal stundenlang aufladen. Lt. Anleitung 12 Stunden beim ersten Mal. Hab sie ca. 8h angeschlossen, bis die App 100% zeigte.

Update war unkompliziert über die App erledigt.

Dann endlich zur ersten Testfahrt. Hab einen Zweiteiler, sehr körpernah, Tech-Air geeignet.

Die Weste angelegt, sitzt nicht zu fest, auch nicht schlabberig. Dann die Jacke versucht. Erstmal hing sie dauernd am oberen Stück des Rückenprotektors der Weste (darin ist auch die Steuereinheit) fest. Irgendwann hab ich es dann mal geschafft. Mit ein bisschen Übung geht das. Aber erstmal werde ich die Jacke nicht in der Öffentlichkeit ausziehen, bis ich den Bewegungsablauf drauf habe. Will ja nicht auf Youtube landen "motorcyclist gets very angry".

Als ich die Jacke anhatte, war das Gefühl überraschend gut. Nix zwickt, Bewegungsfreiheit vorhanden, Jacke geht gut zu und, ich greife schonmal vor, nicht so, als hätte man sich in eine Plastiktüte eingewickelt. Atmungsaktiv auf jeden Fall. Außerdem ist die Jacke mit irgendeinem Biozid behandelt, so dass sie nicht komisch riechen wird - so zumindest die Auskunft auf dem Etikett.

Die Weste aktiviert sich, sobald der Reißverschluss geschlossen ist und die Magnetklappe/Halterung/Verschluss (keine Ahnung wie man das Ding nennt) auf dem Kontakt aufliegt. Der Reißverschluss ist übrigens kein Einschaltkriterium. Nervt mich ein bisschen, weil jedesmal wenn der Magnet an den Sensor kommt (beim sitzen, stehen) aktiviert sich die Weste wieder. Aber von Fehlfunktionen und versehentliche Auslösungen liest man nix im Internet. Die Auslösemechanismen müssen schon gut "geeicht" sein.

Jedenfalls merkt man die Weste schon nach wenigen Sekunden gar nicht mehr. Sie ist angenehm zu tragen und auch in der Angriffshaltung auf der SC82 schneidet nichts in den Achseln.

Kann ich nur jedem empfehlen. Ich fühle mich deutlich sicherer mit dem Ding. Hoffe aber, dass ich die Wirkung nicht erleben muss.

Gut ist: hoher Tragekomfort, anti-Muff-Ausstattung, integrierter Rückenprotektor (gut, falls mal ausgelöst wird und man weiterfahren kann/muss).

Schlecht ist: Auslöseservice teuer (knapp 200.-€, wenn der mal ausgelöst hat), keine Möglichkeit auszuschalten - aktiviert sich immer sobald Magnet Kontakt hat

Würde ich auf jeden Fall wieder kaufen.

Also, das man genug Platz in der Jacke haben muss, sollte wohl klar sein. Sonst wird es eng. Das Argongas, mit dem die Weste gefüllt wird, nimmt keine Rücksicht. Was nicht nach außen drücken kann, drückt nach innen. Meine Anzüge sind von Alpinestars und TechAir-ready. Sie haben an den entsprechenden Stellen Dehnmaterial. Ansonsten gilt: ca. 4 cm Platz im Brustbereich nötig.

Was die Unklarheiten angeht, bezüglich Wirkung und co. Es gibt ja genügend positive Berichte von gestürzten Nutzern im Internet. Ich hatte auch einen Zeitungsartikel gelesen, wo erwähnt wurde, dass der Notarzt von schwersten Verletzungen ausging und verwundert war, was so eine Weste "kann". Abgesehen davon gibt es eine Menge Tests, die die Wirkung bestätigen.

Aber man muss sie ja nicht kaufen und tragen. Ich möchte aber nicht im Rollstuhl sitzen und denken "hätte ich mal die paar Euros ausgegeben".

Das die mich nicht rettet, wenn ich bei 300 abfliege, ist mir auch klar. Aber meine SC82 macht ja nur 299. Kann also nix passieren

Und zur Reinigung:

Selbst machen geht nicht. Sie muss eingeschickt werden oder zum Servicepartner gebracht werden. Spätestens alle 2 Jahre soll sie zum Service. Da gehört die Reinigung mit dazu.

Klar kostet das alles was. Aber für mich steht der Nutzen im Vordergrund. Der Hersteller behauptet, der Schutz ist so hoch, als trage man 18 Rückenprotektoren. Zusätzlich sind Rippen, Brust und Schultern geschützt. Wenn es am Ende nur der 10fache Schutz ist, ist er es mir wert. Aber wie gesagt - muss ja jeder für sich entscheiden.

Update zur Airbagweste TechAir5:

Weil vielleicht der eine oder andere noch immer über eine Anschaffung nachdenkt, ist es Zeit für ein großes Update zum Thema.

Ich habe nun mehrere Jahre Erfahrungen mit der Alpinestars TechAir5 Weste gesammelt. Die Entscheidung fiel auf die Weste, weil sie einfach am meisten von allen Anbietern/Angeboten kann und wenn ich schon so viel Geld ausgebe, dann soll es auch etwas mehr können, als einfach nur ein dickerer Rückenprotektor.

Die Weste hatte ich damals in Größe M gekauft. Die saß ordentlich, nicht zu locker und passte gerade so unter die Lederjacke meines 2-Teilers. Ich habe mich immer xtrem sicher damit gefühlt, musste es aber glücklicherweise nie "in Action" erleben. Im Letzten Jahr stellte ich vermehrt fest, dass sie mir unter den Armen zu eng geworden ist und "einschneidende" Eindrücke hinterlässt (nein, nicht zu viel Currywurst). Die Weste war nun 2 Jahre alt und roch zwischendurch immer wieder im Achselbereich unangenehm. Ständig musste man mit irgendwelchen Mittelchen gegenwirken, weil Waschen nicht möglich ist und das Einsenden zur technischen Prüfung und Reinigen nur alle 24 Monate empfohlen wird (und außerdem teuer ist). Also entschied ich mich eine Nummer größer zu kaufen. Preis war gerade ganz ok.

Ich trug die Weste, die mit Größe L nun im Bauchbereich deutlich locker saß.

Dann kam der unglaubliche Sommer 2024. Zwischen Regen, trüben Aussichten und ständigem Klimanotstandsgerede in den Nachrichten, hatten wir ja auch mal 2-3 Tage Sommer. Und die waren schon ordentlich Ü30 Grad.

Plötzlich fand ich die Weste gar nicht mehr so toll. Stellenweise war es nicht möglich, im Leder und Weste zu fahren. Einfach zu heiß.

Toll ist, dass man die Weste einfach unter einen dünnen Jacke tragen kann und immer noch gut geschützt ist.

Ich habe mich dann entschieden, die Weste mal wegzulassen und die alten Protektoren in die Jacke einzusetzen. Huch, plötzlich konnte ich mich wieder richtig bewegen und starb keinen Hitzetod.

Resümee:

Die Weste vermittelt ein gutes Gefühl von Sicherheit und scheint (so in Tests und Berichten aus dem Umfeld zu lesen/hören) wirklich gut zu schützen. Aber unter der Lederkombi ist das Ding einfach too much. Klar, du entfernst alle in der Jacke verbauten Protektoren, damit du Platz bekommst. Aber es ist einfach eine zusätzliche Kleidungsschicht, die du trägst.

Ich werde Leder nun wieder auf dem üblichen Weg tragen. Dadurch ist sicher der Schutz reduziert, aber das Fahren macht wieder mehr Spaß, weil es sich einfach deutlich leichter anfühlt. Die Weste trage ich nur noch, wenn ich den weiten Textil-Winteranzug trage oder im Freizeitdress durch die Gegend eiere. Da stört sie nicht und bietet den Schutz im Falle eines Falles.

Mittlerweile gibt es auch die TechAir 7. Allerdings ist der Rückenprotektor so lang, dass man ihn in die Hose stecken muss. Das ist nervig.

Klar, Sicherheit ist wichtig. Aber der Grundsatz lautete schon immer: bis zu welchem Maße? Du kannst auch ne krasse Ritterrüstung tragen. Manche fahren in kurzer Hose.

Es ist, wie Du schon richtig sagst. Jeder so, wie er mag.

Aber nicht fahren, weil mir die Weste zu warm und das mit Protektoren ausgestattete Leder zu unsicher ist, kommt für mich nicht in Frage. Dafür fahre ich einfach zu gerne.

Abgesehen davon bin ich mir schon darüber im Klaren, dass mit ner 217PS Maschine und meiner Fahrweise auch die beste Schutzkleidung eher nur den Zweck erfüllt, dass ich in einem Stück geborgen werden kann. Aber das bringt der Spaß hat mit sich. Ansonsten brauch ich kein Bike, da Ü300 fährt