Sie kann alles Perfekt
(Viel Spass beim lesen)
Endlich Freitag und ich muss meine neue RR-R SP zum zweitenmal beim Händler abholen! Diesmal mit neuem Motor, da der alte von der Rückrufaktion betroffen war (anderes Thema)!
Mit kritischem Blick kontrollierte ich mein Bike, ob nicht irgendwo Kratzer oder aus-einbauspuren entstanden sind! Aber alles war fachmännisch erledigt worden. Man sieht ja auch kaum was mit der ganzen Verkleidung!
Jetzt heisst es natürlich wieder einfahren! Das Moped hätte ja bereits 1600km, aber der Motor 0km.
Also, los ging es wieder auf der Landstrasse mit dem Ziel Dijon (Rennstrecke).
Drehzahl tief halten und trotzdem alle 6 Gänge durchschalten. Und sie kann es! Auch innerorts ist sie fahrbar im sechsten Gang. Kein Ruckeln oder Verschlucken sodass alle Mitmenschen und Lärmempfindlichen mich kaum hören! Bei tiefen Drehzahlen schalte ich weiterhin mit der Kupplung! Das Schalten ist sehr sauber, mit wenig Kraftaufwand. Musste dann doch ein kurzes Stück auf die Autobahn und man merkt, sie will mehr. Sie ist gemacht für mehr als 50km/h. Ich musste mich auch immer zurückhalten, dass ich nicht meinen Lappen abgeben muss. Die Windverwirbelungen und Geräusche halten sich im normalen Rahmen mit der originalen Scheibe (ich 190cm gross). Die Geschwindigkeit spürt man kaum, da das Fahrwerk grossartig mitmacht. Und schon steht der Tacho wieder bei 150km/h.
Weiter ging es Richtung französischer Grenze. Bei schmalen Strassen und engen Kurven fehlt ihr aber definitiv die Kraft. Dann via „Schaltautomat“ in den ersten Gang und ab ca. 6000u/min gehts wieder zügig vorwärts. Im zweiten Gang und höher, öffnet sich dann die Aufpuffklappe und damit wird man am Soundkontest sicher auf dem Podest stehen. Ab 86km/h schliesst sie wieder (Herstellerplakette 99dB).
Auf dem Sitz hat man genug Platz um auch nach hinten zu rutschen. Nach ca. 250km steht man an der Tanke. Leider hat sie auch keine Tankanzeige, nur eine Reservekontrolllampe und da werde ich immer nervös, wenn die leuchtet! Wie kann es anders sein, aber wir sind dann direkt auf eine Gewitterzelle zugefahren! Also Regenkombi montieren, aber der Niederschlag war so heftig, dass wir Schutz an einer Bushaltestelle suchten. Weiter im leichten Regen. Der Pneu funktioniert einwandfrei (Erstbereifung schon auf TWI). Keine Rutscher oder Wheelspin. Alles kontrollierbar. Da macht sogar im Regen fahren Spass. Dafür sah die die Blade furchtbar aus, als die Strassen wieder trocken waren. Alles dreckig verspritzt und sandig.
Zum Kilometer fressen ging es wieder auf die französische Autobahn. Dann kam so langsam aber sicher die Vorfreude auf, als wir die ersten PW‘s mit Hänger und Motorrad obendrauf und Lieferwagen überholten und sie uns freudig zugewinkt haben, mit dem Ziel: Rennstrecke!
An der Strecke angekommen wurde die Blade dann Rennstreckentauglich gemacht. Spiegel weg, funktionierte wie bei den älteren Modellen: 2 Muttern lösen, zwei Stecker lösen, Spiegel herausziehen und sogar die alten Spiegelabdeckungen passen noch vom 2012er Modell! Kennzeichenhalter entfernen geht auch ziemlich gut, wobei man darauf achten muss, dass die Schrauben nicht untern den Sitz rutschen!! 4 Muttern lösen, mit einer Spitzzange die Schrauben halten und herausnehmen, 1 Stecker ausclipsen, und der Stecker von den Blinkern herausfummeln und ebenfalls ausclipsen. Dann kann man den kompletten Halter herausnehmen. Das vorhandene Loch habe ich mit schwarzem Racetape verschlossen, da es ja noch keine Abdeckplatte gibt.
Sliks wurden ebenfalls montiert. Das Hinterrad kommt sehr gut heraus, jedoch gestaltet sich der Einbau komplizierter, da die Zange von unter montiert wird. Sitzt die Zange, springt auf der anderen Seite sicher die Abstandshülse raus! Oder die Hülse sitzt und die Zange fällt nach unten.
Das Vorderrad lässt sich auch wie gewohnt ausbauen, jedoch empfehle ich, wie in der Betriebsanleitung steht die Felge mit Klebeband zu schützen. Zwischen Zange und Felge hat es nur mässig Platz. Am besten die Klötze genug weit auseinander drücken und achten, dass die Bremsflüssigkeit nicht überläuft.
Im Setup bin ich auf Racemode und ABS 1 gegangen. Sliks: Bridgestone vo.: 2.1bar warm, hi.: 1.7bar warm (mit Reifenwärmer)
Und wie sie Rennstrecke kann
Samstagmorgen, leicht bewölkt/sonnig, 23 Grad, Asphalt trocken.
Nach dem Briefing, technischer Kontrolle (bestanden) etc. war die Fireblade und ich bereit für den ersten Turn im Jahr 2020!
Die Ampel schaltete auf grün und die Stecke ist freigegeben. Es wurde in 4 Gruppen (Anfänger/Fun, Fortgeschrittene 1, Fortgeschrittene 2, Experte)gestartet ohne offizielle Zeitnahme. Ich war bei den Fortgeschrittenen 2.
Feuer frei
Ab aus der Boxengasse, 2 Gänge hoch, Butter weich und präzise, Passt! Lange erste Kurve rechts unheimlich präzise und genau, dann links/rechts durchziehen, keine Vibrationen oder Gewackel, Fahrwerk, Lenkungsdämpfer arbeiten mit und machen ihre Aufgabe perfekt! Anbremspunkt auf der Kuppe, super stabil und sehr gut dosierbar, runter in die Senke und wieder Feuer frei Richtung Spitzkehre, bevor es wieder bergauf geht! (war noch nie mit soviel Elektronik unterwegs)
Bergauf früh am Gas in Schräglage, die gelben Kontrollleuchten blinken wie wild (Traktion/Wheeli) und über die Kuppe zum nächsten Bremspunkt. Dann doppel links, in Schräglage ein Gang hoch, ohne Wackler oder Unterbruch und dann in die 1 Rechtskurve runter und die letze Rechtskurve Richtung endloser Start/Zielgeraden. Ich dachte mir, früh am Gas!
In Schräglage den 3.Gang fast ausdrehen, Klack in den 4ten, hinter der kleinen Frontscheibe in den Windschatten, Flupp in den 5.Gang! Wahnsinn!!!! Eigentlich sehr unspektakulär, aber mit ununterbrochenem Vorwärtsdrang flogen wir über die lange Gerade! Beim kurzen, aber überraschendem Blick auf den Tacho, war mir klar, dass kann sie!! 299km/h noch weit vor dem Bremspunkt im 5.Gang! Dann war mir klar: Sie ist doch ausgelegt für die Rennstrecke!
Nach der Start/Ziel-Geraden, Bremspunkt anvisieren und richtig hart bremsen! Perfekt! Die Maschine bleibt richtig ruhig, kein schwänzeln, sobald das Hinterrad steigen will, wird es von der Elektronik wieder heruntergeholt. Im Bremsmanöver noch 3 Gänge herunterschalten und mit Zug wieder durch die langgezogene Rechtskurve, präzise den Curbs entlang.
Das macht so richtig Spass und süchtig. Die RR-R SP macht alles richtig, Fahrwerk, Traktion, Schaltautomat ist alles vom feinsten und arbeitet fast unauffällig zu gut! Wenn die Traktionskontrolle eingreift, spürt man keinen Unterbruch oder Leistungsreduktion, es geht eifach vorwärts.
Mit dem Gerät fährt man Rundenzeiten, von denen man nur träumen kann, ohne sich am Limit zu bewegen. Absolut geiles Motorrad, auch nach der schwierigen Zeit mit falschen Pleueln, Auslieferungsstopp und Motorwechsel
Gruss aus der Schweiz